Die Radtour

Sehnsüchte, Träume und Gelegenheiten: Teil 1

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Die Radtour

Die Radtour

Jo Diarist

Bald spült Bettina den Restschaum von ihren Körpern und stellt das Wasser ab.
Sie hängt sich an Haralds Hals, schlingt ein Bein um seine Hüfte und der kleine Harald berührt den Eingang der Verheißung.
„Kondom?“, fragt er unsicher.
„In meinem Waschbeutel, wenn du unbedingt willst. Ich würde mich aber freuen, wenn ohne. Passieren kann nichts, die Wechseljahre sind schon durch bei mir“, kommt es mit flehendem Blick zurück.
Harald ist unentschlossen, und Bettina nutzt es aus, indem sie langsam ihr Becken senkt.
Was für ein Gefühl, diese Lust zu erleben!
Einzudringen in die nassen Gefilde einer Frau, deren Augen zeigen, mit welcher Leidenschaft sie dabei ist.
Keuchen mit halb offenem Mund. Finger, die sich fast schmerzhaft an seinen Schultern festkrallen. Ein Becken, das sich sanft im Rhythmus mit dem seinen bewegt.
Harald fühlt sich im siebenten Himmel. Vergessen sind seine Bedenken. Nicht vergessen, seine Frau, die nur zwei Türen weiter wartet, dass der Frauenduschraum frei wird. Schlechtes Gewissen fehl am Platz in dem Moment. Danach wird es kommen, das weiß er!
Kaum spürbar ist der Höhepunkt der Frau, der sie schon bald überrollt. Dem Flackern der Augen entnimmt es Harald jedoch.
Bettina hält inne und löst sich von ihm.
„Ich drehe mich herum und du bringst es in mir zu Ende, ja?“, fleht sie.
Sie stützt sich an den gefliesten Wänden ab. Reckt ihren schönen Po mit Hohlkreuz dem Liebhaber entgegen und Harald lässt sich nicht mehr länger bitten.
Kraftvoll drückt er seinen Schwengel in den himmlischen Schoß. Schneller werden seine Bewegungen.
Keuchen, Stöhnen, Klatschen nasser Haut bei den Bewegungen.

Haralds Augen schließen sich beim Finale und mit ihm kommt die Ernüchterung.
Handbetrieb in der Dusche, weil er zu feige war, das Angebot anzunehmen. Nur Fantasien von dem, was hätte sein können, wenn ihm seine Ängste nicht wieder einmal im Wege gestanden hätten.
Sich selbst beschimpfend, versucht er den widerspenstigen Glibber in den Abfluss zu befördern, was sich schwierig gestaltet.

Bald darauf betritt er das Matratzenlager. Bettina und Carsten sind allein. Karin ist bereits in der Dusche wird ihm erklärt, doch Harald fühlt sich nicht wohl in seiner Haut.
Er weiß nicht genau warum, aber er fürchtet Bettina verletzt zu haben und er hasst sich für seine Feigheit.
Kaum wagt er es, die beiden anzusehen. Als er schließlich doch den Blick von Bettina trifft, sieht er in ein lächelndes Gesicht.
„Alles gut“, formen die Lippen, doch seine innere Beklemmung kann das nicht ganz beseitigen.

Bald darauf liegen alle in ihren Schlafsäcken und nichts von dem folgenden Gespräch deutet auf das hin, was geschehen ist.
Erst lange, nachdem der Gesprächsstoff der vier versiegt ist, bemerkt Harald, dass auch Karin noch keinen Schlaf gefunden hat.
Sie ruckt an ihn heran und flüstert in sein Ohr:
„Schade, dass Bettina nicht Single ist.“
„Wieso?“, fragt Harald verständnislos nach.
„Naja, da hättest du vielleicht wieder mal …“
Harald stockt der Atem. Hat Karin doch etwas mitbekommen? Ist sie verletzt? Und meint sie das ernst?
„Du hast ja Gedanken“, antwortet Harald ebenso leise. „Wie kommst du darauf, dass es dazu hätte kommen können?“
„Sag bloß, dir ist nicht aufgefallen, wie sie dich angeblickt hat. Wie sie an deinen Lippen hing bei den Gesprächen. Und dir gefällt sie doch ganz offensichtlich auch.“

Wumm, das sitzt! Karin hätte es ihm zugestanden, auch wenn sie daran zu knaupeln gehabt hätte.
‚Was ist nur los mit uns‘, denkt Harald und grübelt die halbe Nacht über seine Wünsche, Ängste und die Aussage seiner Frau.
Verpasste Gelegenheiten, verdrängte Sehnsüchte, Veränderungen im Denken und Verhalten, beschäftigen die beiden Radler bei der weiteren Fahrt.
Und Harald kasteit sich selbst wegen seiner Feigheit.

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