Es war ganz offensichtlich, dass in diesem Wohnblock Ausländer lebten, vielleicht nur Ausländer, die Namen auf den Klingelschildern klangen jedenfalls reichlich exotisch. Es war nicht die Wohnung, die er erwartet hatte und er bekam neue Zweifel. Wie konnte diese junge Frau mit den seidenen blonden Locken und dieser engelgleichen Figur hier wohnen? Als er endlich im fünften Stock angekommen war, etwas außer Atem und schwitzend, denn er hatte ja auch noch seinen Koffer dabei, obwohl der klein und nicht schwer war, suchte er die Wohnung mit ihrem Namen, fand sie auch sogleich, die Adresse stimmte also. Man hörte Geräusche durch die Tür, Rufe, etwas klirrte. Noch einmal tief Luft holen, sagte er sich und dann fiel ihm ein, dass vielleicht ein Blumenstrauß angebracht gewesen wäre oder eine Schachtel mit Pralinen, aber daran hatte er nicht gedacht. Er klingelte.
Erst geschah nichts, nur die Geräusche verstummten. Er klingelte noch einmal, die Tür wurde halb geöffnet, dann sah er sie, ein junges Mädchen, fast noch ein Kind, vielleicht fünfzehn, eher weniger. Es war jedenfalls nicht Cecile, das war klar, nicht einmal ihre Schwester. Dann die Haut des Mädchens war sehr dunkel und statt der langen, blonden Haare, hatte sie einen schwarzen Wuschelkopf. Ihr Gesicht war auch nicht gerade hübsch, eine breite Nase, volle Lippen und eine billige Nickelbrille auf der Nase. Sie trug ein weites rosa T-Shirt mit der Aufschrift "j t aim", das ihre Figur kaum erahnen ließ und die Jeans, die unter dem Knie endeten, waren ebenfalls sehr reichlich. Hinter ihr, wenn sie ein Kleid angehabt hätte, sozusagen an ihrem Rockzipfel, stand ein kleiner Junge, ebenfalls sehr dunkel, vermutlich ihr Bruder. Ob er Cecile sprechen könne, fragte er ziemlich verunsichert. Wie passte Cecile zu diesem Mädchen, vielleicht war sie zu Besuch. Das Mädchen wurde sichtlich verlegen, stotterte, sagte etwas, das er nicht verstand und das ablehnend klang.
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