Die Reithose

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Die Reithose

Die Reithose

Johannes Seilmann

Sie durchfuhr ein heißer Schauer. Das war eindeutig ein Ständer in seiner Hose. Was fällt dem Kerl ein, dachte sie und gleichzeitig wünschte sie sich, dass er das noch mal machen würde.
Was willst du, schalt sie sich. Das soll er gefälligst lassen. Sabine fand sich mit dieser Entrüstung allerdings selbst nicht besonders überzeugend. Es war eine Atmosphäre entstanden, die sie überraschte. Insgeheim hatte ihr seine Annäherung gefallen. Doch er machte keine Anstalten, sie zu wiederholen, noch konnte sie auf seinem Gesicht etwas ausmachen, das sie deuten konnte. In diesem Moment kam der Tierarzt.
Carlo bekam eine Impfung und eine Wurmkur, dann war der Tierarzt nach kurzem Besuch wieder weg.
„Du kannst ihn ja gern putzen und dann nachher wieder auf die Koppel bringen, ja? Ich muss jetzt in die Werkstatt. Da wartet noch ein kaputter Traktor auf mich. Kommst Du in den nächsten Tagen wieder?“
Peter stand vor und lächelte. Sabine sah ihn an und überlegte.
„Ja, am Samstag kann ich wieder. Aber ich muss mir, glaub ich, eine neue Reithose kaufen. Diese ist doch schon sehr alt.“
„Von mir aus nicht, ich finde diese völlig in Ordnung.“
Peter grinste und musterte sie in aller Offenheit. Mit diesem Blick ließ er sie stehen.

Am Samstag kam Sabine wieder auf den Hof. Wie ein paar Tage vorher war sie ein bisschen angespannt. Doch diesmal nicht wegen der Aussicht, endlich wieder einem Pferd zu begegnen. Diesmal ging es ihr um Peter, den Bauern. Zu Hause hatte sie mit sich gekämpft, ob sie sich wirklich eine neue Reithose zulegen sollte. Im Internet hatte sie schon danach gesucht. Aber schließlich hatte die Vernunft gesiegt. Sie wollte doch Carlo reiten und nicht Peter verführen. Und dafür war die alte Reithose erstmal gut genug. Als sie ankam, war niemand zu sehen. Sie schaute sich um, unsicher, ob sie einfach so das Pferd aus der Koppel holen konnte. Immerhin war sie ja erst einmal hier gewesen.

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