Nicht nur ihr Haar leuchtete, sondern auch ihr Gesicht, ihre grünen Augen. Ich bin es mich gewohnt, dass die Leute von mir hin und weg sind. Nicht von mir als Frau – ich bin eine wie alle. Hin und weg, weil ich den Nimbus einer Internet-Autorin mit mir herumtrage. Man vögelt mit einem Mythos, sozusagen, oder, wenn an mir eine Frau zugange ist, streichelt, küsst, leckt sie ihren Mythos, ihre Schriftstellerinnen-Anita, wohl auch in der Hoffnung, dass gerade dieser nackte Frauenkörper, der Körper von Silya, Amélie, Marion und wie sie alle heissen, Eingang in eine meiner nächsten Stories finden wird.
Ich, Nina: Um es auf den Punkt zu bringen: Ich war hin und weg. Die Reise war sehr kurzweilig, neben mir im Flugzeug sass ein wirklich unterhaltsamer Mann, und was mich freute, war, dass er mir, zumindest ab und zu, in die Augen geschaut hat. Klar sind meine Titten Blickmagnete, daran habe ich mich längst gewöhnt, aber das heisst noch lange nicht, dass man mir nicht ab und an ins Antlitz lächeln darf.
Da stand sie also. Schulterlanges, leuchtendes, dunkelbraunes Haar. Die vollen, aufgeworfenen Lippen einer Julia Roberts, aber ganz bestimmt ohne Aufspritz-Sessions. So was hat meine Anita nicht nötig. Ein dezenter Ganzteiler, der ihre Figur nur erahnen lässt.
Wir fielen uns um den Hals wie langjährige Freundinnen, und ich sog den Duft von Anitas Parfum ein. Ein Hauch von Sandelholz, aber auch ein Hauch von Pinien. Pinienwälder sind Anitas Biotop, sie hat in mehreren Geschichten darauf hingewiesen, dass ihr Vater eine kleine Kneipe in einem Pinienwald im Hinterland von Zakinthos geführt hat.
An der belebten Hafenmeile genehmigten wir uns einen Ouzo, einen Anis-Schnaps, und dazu gab es ein überdimensionales Glas Wasser. «Das sag ich Dir gleich», klärte mich Anita auf. «Du musst hier immer etwas mehr trinken, als Du eigentlich kannst.
Eindeutig gesteigert!
schreibt michael_direkt