„Du bekommst nun die zehn auferlegten Hiebe, ich werde sie Dir langsam geben, also keine Panik!“
Ohne dass Kyrill es verhindern konnte, spürte er, wie die Erregung sich langsam an seinem Körper herauf fraß.
Pawlow konnte nicht wissen, dass gerade die langsame Verabreichung der Hiebe das Teuflische war. Es war seine erste derartige Strafe. Bisher war er mit Gebeten davongekommen.
Ein kaum wahrnehmbares Geräusch in der Luft, ein kurzes Pfeifen wurde hörbar und die Peitsche fand ihr Ziel zum ersten Hieb. Der Prior legte seine ganze Kraft hinein.
Der Atem Pawlows stockte, der Schmerz bahnte sich seinen Weg. Er fraß sich rasend schnell durch seinen Körper, scharf und beißend, erreichte in mehreren Wellen das Gehirn und begann sich dort auszubreiten, explodierte und floss wieder zurück.
Vom Moment an, wo die Peitsche das anvisierte Ziel erreichte, den Schmerz durch den Körper jagte, bis zum befreienden Schrei vergingen nur Sekundenbruchteile, eine kleine Ewigkeit.
Nun wütete er, zerriss seine Nerven, jagte Signale durch den Körper, ließ ihn sich aufbäumen und alles rundherum vergessen. Rote Kreise begannen sich zu drehen und wurden zu einem Feuerball.
Langsam ebbte er ab. Das war der Moment, wo der zweite Hieb kam, mitten in die abklingende Kurve traf und den Schmerz neuerlich auf den Weg schickte. Diesmal war er stärker, kannte den Weg zum Gehirn schon, bis in die letzte Nervenzelle, peitschte sie auf, ließ sie rot glühen und tausend Messer in seine Nervenbahnen schicken, sie begannen zu vibrieren und zu singen wie Drähte unter Strom.
Nun brüllte er los, Speichel rann aus seinem Mund.
„Schreie nicht, sondern bedanke Dich, es ist nun einmal die Strafe Gottes, der Du Dich unterwerfen musst!“, zischte der Prior, auf das Äußerste erregt.
Alles war rot, hinter seinem Augapfel begann das Blut in einem roten Schleier zu fließen, zuckende Blitze erhellten das Innere und seine Schreie gingen nun nahtlos in leises Wimmern über, und sobald der Schmerz das Gehirn durchlaufen hatte und etwas abebbte, kam der dritte, wieder wohl dosierte Schlag.
Die Strafe und die Unterwerfung
Das Etablissement II
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Die Strafe und die Unterwerfung
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