Die Teufelsf...e

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Die Teufelsf...e

Die Teufelsf...e

Anita Isiris

Wir schwammen um die Wette und Hubert siegte.
Ich bin keine schlechte Schwimmerin, aber er überholte mich. Prustend schwamm er zurück auf mich zu und strahlte. Musste ich mir so den durchschnittlichen Leser vorstellen? Schlecht sah er ja nicht aus – und offenbar liebte er Action. Eine halbe Stunde später gingen wir zu unserem Sonnenplatz zurück; Jana hatte sich mittlerweile angezogen und las in einem Buch von Oriana Fallaci. Misstrauisch blickte sie erst zu Hubert, n
dann zu mir. Er hatte sich noch gar nicht vorgestellt.
Ich erzählte meiner Schwester von unserer Begegnung auf der Fähre.
„Du schreibst Geschichten?“ Mit großen Augen blickte Jana mich an.
„Naja, so zwischendurch, weißt du – nichts Besonderes“, antwortete ich ausweichend.
„Ich überlass euch beide eurem Schicksal“, ließ Hubert sich vernehmen, „darf ich dich mal zum Essen einladen, Anita?“
Ich zögerte erst, aber sein Angebot reizte mich. Schließlich sagte ich für den nächsten Abend zu. Was war denn schon dabei, im Urlaub mit einem Leser zu quasseln, dazu Lammbraten und griechischen Salat zu verspeisen und den Duft benachbarter Pinien einzuatmen?
Wir trafen uns in einer Taverne, die er gut kannte. Überhaupt kannte er in Zakynthos jeden Winkel und sprach zu meiner Verwunderung fließend und fast akzentfrei griechisch. Ich saß ihm in einem grünen Abendkleid mit Ausschnitt gegenüber. Im Urlaub werde ich selten ausgeführt und es reizte mich, ihn anzufachen.
Erst redeten wir über Belangloses – die Kunst des Smalltalks beherrschte er perfekt. Er sah aus wie ein alternder Pierce Brosnan. Er hatte wirklich sehr männliche Züge. Einzig die Goldkette um seinen Hals störte mich. Hubert verfügte über einen enormen Wissenshorizont und wir debattierten über Fritjof Capra, Quantenphysik und die Abgründe der menschlichen Psyche. Der türkische Kaffee, den man hier aus politischen Gründen café greco nennen muss, war herrlich und rundete das leckere Mahl ab.

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