Er sah sie an, während er sich leise anzog. Sie lag, immer noch zusammengerollt wie eine Katze auf der einen Seite des breiten Bettes. Neben sich, noch deutlich sichtbar, die Kuhle, die sein Körper gebildet hatte, und die immer noch feucht war. Die Nacht war schwül und warm, wie all die letzten Nächte, und zu dem Schweiß, den man in solchen Nächten selbst dann verbreitet, wenn man nichts anderes tut als schlafen, kamen noch die Ausdünstungen und Düfte, die man verströmt und die Körperflüssigkeiten, die man verliert, wenn man sich lange und intensiv liebt, wenn man nicht genug voneinander bekommen kann, wenn man gierig und hemmungslos erobern und besitzen will und alles daransetzt, sich und den Partner glücklich zu machen. Sie hatten sich in der Tat lange und intensiv geliebt und sie hatten, bei Gott, viel Schweiß abgesondert, er und das schwarze Mädchen, das nun tief schlief, sich von all den Anstrengungen der Nacht erholte und nicht ahnte, dass er sie gleich verlassen würde. Sie hatten sich geliebt, wie sich nur zwei Menschen lieben können, die sich wie durch ein Wunder gefunden hatten und urplötzlich spürten, dass sie füreinander bestimmt waren. Und dennoch war es das Beste, sie zu verlassen, das Beste, was er für sich und auch für sie tun konnte, dachte er, während er zum Waschbecken ging, sich die Augen kurz auswusch und den Mund ausspülte. Natürlich war er auch müde und hätte gerne bis in den Vormittag hinein geschlafen, so wie sie es wohltun würde, aber es ging nicht. Er war schon immer gut darin, rechtzeitig aufzuwachen, auch ohne Wecker. Aber an diesem Tag, der die Sonne noch nicht gesehen hatte, brauchte er diese Fähigkeit gar nicht, weil er die ganze Nacht kein Auge zugemacht hatte, weil er zu aufgeregt zum Schlafen war, weil er sich lange überlegt hatte, ob es fair wäre, sie einfach allein in dem Motel aufwachen zu lassen, sie sich selbst zu überlassen nach all den schönen Stunden oder ob er doch lieber mit dem Weggehen warten sollte, bis sie wach war.
Bittersüß
schreibt Thunders