Die Vorsorgeuntersuchung

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Die Vorsorgeuntersuchung

Die Vorsorgeuntersuchung

Alina Soleil

Ob ich auch mal so enden werde, in vierzig oder fünfzig Jahren, geht es mir durch den Kopf. In meiner mentalen Checkliste mache ich einen Vermerk, dass ich ab morgen wieder regelmäßiger ins Fitnessstudio gehen werde. Ich schnappe mir mein Handy und öffne Dr. Hartmanns Homepage. Dort gibt es eine Seite, wo sich das Praxisteam vorstellt. Vielleicht finde ich ja die Kleine von der Anmeldung dort.

„Herr Schnitzler!“

Das geht aber fix! Na klar, es ist ja auch eine Gemeinschaftspraxis mit vier Ärzten. Niemand rührt sich.
Kurz drauf nochmal „Herr Schnitzler!“ Alle schauen sich gegenseitig an. Plötzlich kommt Leben in eine der Mumien. Ich will gar nicht weiter hinschauen, sondern scrolle durch die Bilder des Praxis-Teams auf der Webseite. Und ja, da ist sie! Das Mädchen am Empfang. Sie heißt Jasmin Yilmaz. Und sie ist wirklich richtig hübsch.

„Herr Dorn, bitte.“
Hat sie eben Dorn gesagt? Die weiß doch, dass ich Born heiße. Ich warte eine Sekunde, aber niemand reagiert. Also meinte sie wohl doch mich. Schnell erhebe ich mich und verlasse diesen Ort des Grauens.
„In Behandlungszimmer fünf, bitte“, ruft Jasmin mir entgegen, noch bevor ich richtig im Empfangsbereich angekommen bin. Sie schaut kurz auf und lächelt mich an. Jetzt, wo ich ihren Namen kenne, kommt sie mir viel freundlicher vor.

Ich eile den Gang zu den Behandlungsräumen entlang und öffne vorsichtig die nur angelehnte Tür mit der großen Fünf drauf. Als ich den Raum betrete, fällt mir fast die Kinnlade runter. Hinter dem schräg neben der Behandlungsliege platzierten Schreibtisch sitzt nicht der alte, gutmütige Doktor Hartmann, sondern eine junge, bildhübsche Frau. Sie ist mindestens so attraktiv wie die süße Jasmin. „Hallo Herr ...Dorn, mein Name ist Doktor Reiter, ich vertrete Doktor Hartmann heute“. Gott sieht sie hot aus. Sie steht auf und lächelt mich freundlich an. Ihr weißer Arztkittel spannt sich über ihrer Brust, als sie sich aus dem Stuhl erhebt. Der obere Knopf hatte offenbar schon länger gegen die Schwerkraft gekämpft und gibt jetzt leise nach. Darunter schimmert der Rand eines engen weißen Tops hervor, das sich bei jeder Bewegung an ihre Haut schmiegt. Die dunkelblonden Haare trägt sie in einem lockeren Dutt, aus dem sich einzelne Strähnen gelöst haben und ihr verspielt ins Gesicht fallen. Ihre Augen sind groß, klar und leuchten in einem intensiven Blau, das für einen Moment jeden klaren Gedanken aus meinem Kopf fegt. Ihre Lippen – voll und rosig – heben sich zu einem professionellen, aber dennoch herzlichen Lächeln. Mit Schrecken stelle ich fest, dass ich eine Erektion bekomme.

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