Die Zeiten ändern sich

Episode 1 aus: Rückkehr nach Ruteberg

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Die Zeiten ändern sich

Die Zeiten ändern sich

Andreas

Margot stieg aus dem Taxi aus, das sie vom Bahnhof abgeholt hatte. Die junge Frau bezahlte den Fahrpreis, worauf der Fahrer ihr Gepäck aus dem Kofferraum holte. Der Mann bedankte sich, als er von Maggie ein schönes Trinkgeld bekam. Margot sah sich um. Hier hatte sie etliche Jahre verbracht, bis sie 1958 ihre Hochschulreife ablegte. Mittlerweile waren sechs lange Jahre vergangen. Das Schuljahr 1964/1965 stand bevor, und Margot sollte ihre erste Stelle als Lehrerin antreten. Sie blickte auf das Gebäude, in dem das Schlossinternat Ruteberg untergebracht war. Margot lächelte, als sie an die alten Zeiten dachte. Hier hatte sie mit Tina, Lotte und Charlie ein Zimmer geteilt. Maggie erinnerte sich auch an die anderen Mädchen. Es kamen ihr Inge und Käthe in den Sinn, wie auch Theresa und Molly. Dann dachte sie an Annegret, der sie Nachhilfe gab. Die etwas jüngere Anne ging auf die Realschule, weswegen Margot ihr zu einer brauchbaren Mittleren Reife verhelfen sollte. Margot war erfolgreich, wenn auch auf Annegrets Kosten. Die 25-jährige Junglehrerin erinnerte sich mit einem Schmunzeln, wie sie Annegret übers Knie legen musste, weil das zwei Jahre jüngere Mädel einfach nicht lernen wollte. Maggie versohlte Annes Po, bis beide Bäckchen glühten. Sie sah Anne vor sich, wie sie danach mit verkniffenem Mund am Schreibtisch saß. Damals bemerkte Margot, dass es ihr Spaß macht, andere Mädchen zu unterrichten. Anne bekam mehr als einmal etwas hinten drauf, wenn auch nicht nur aus pädagogischen Gründen. Auf dem Internat ging es allerdings streng zu, was auch Maggie spüren musste. Sie bekam bis zum Abitur mehrfach den Popo voll, was sie mit mehrjährigem Abstand als übertriebene Strenge wahrnahm. Margot fand, dass diese rigiden Zeiten vorbei sein sollten. Sie setzte auf moderne Pädagogik, mit deren Hilfe sie ihren Schülerinnen eine vertrauensvolle Partnerin sein wollte. Maggie war gespannt, wie es im Jahre 1964 auf Ruteberg zuging. Sie hatte einen Termin bei der neuen Direktorin, die sie noch als ihre Klassenlehrerin kannte. Hedwig Reiser folgte auf Frau Dr. Streich, die nun die verdiente Pension genoss. Margot klopfte an die wohlbekannte Tür, hinter der nun Hedwig residierte. Margot erkannte ihre warme Stimme, deren freundlicher Tonfall sie nun hereinbat. Margot stand lächelnd ihrer früheren Lehrerin gegenüber. Hedwig war zwar sechs Jahre älter, hatte sich aber in dieser Zeit nur unwesentlich verändert. Hedwig Reiser mochte nun die Mitte der Vierzig überschritten haben, wirkte aber auf Margot deutlich jünger. Die Direktorin trug ein schlichtes, graues Kostüm, das ihrem schlanken Körper auf dezente Weise schmeichelte. Hedwig begrüßte Margot mit einem festen, herzlichen Händedruck. Sie sagte zu ihr:
„Ich heiße sie herzlich willkommen, Fräulein Majewski! Darf ich Margot sagen? Wir kennen uns ja!“
Maggie bejahte mit einem Lächeln. Wie oft war sie über Hedwigs Schoß gelandet, wenn sie etwas ausgefressen hatte? Maggie mochte ihre neue Direktorin, wie auch Hedwig ihre frühere Schülerin.
Fräulein Reiser befand sich in einer ähnlichen Situation wie ihre frischgebackene Kollegin. Es stand ihr das erste Jahr als Direktorin des Schlossinternats Ruteberg bevor, nachdem Frau Doktor Streich das Pensionsalter erreicht hatte. Hedwig gab neue Richtlinien aus, die sich erheblich von den früheren unterschieden. Es drehte sich dabei um die Anwendung der seither üblichen Körperstrafen, die Hedwig an die neue Zeit anpassen wollte. Sie setzte noch immer auf Disziplin, fand es aber einen Versuch wert, neue Wege auszuprobieren, um ihre Werte den Schülerinnen vermitteln zu können.
Es war Hedwig wichtig, dass dem neuen Jahrzehnt Rechnung getragen wurde, auch was die Erziehung der Mädchen anging. Körperliche Strafen sollten die Ausnahme sein und nicht die Regel!

Hedwig Reiser erklärte der jungen Kollegin, was sich auf Ruteberg geändert hatte. Margot gefielen die neuen Vorgaben, die besagten, dass körperliche Züchtigungen nur noch im äußersten Notfall erlaubt waren. Zuerst sollte es mit Strafarbeiten, Nachsitzen und ähnlichen Maßnahmen versucht werden. Erst wenn das alles nicht fruchtete, durften die Lehrer die Schülerinnen übers Knie legen. In der Klasse sollte die Strafe auf den stramm gezogenen Hosenboden des jeweiligen Mädchens vollzogen werden, nachdem man den Rock oberhalb der Hüften umschlug. Der Rohrstock blieb schwersten Verfehlungen vorbehalten, denen eine Lehrerkonferenz vorausging. Erst wenn alle Kollegen zugestimmt hatten, durfte der gelbe Onkel zum Einsatz kommen! Diese Strafe wurde dann wie früher im Büro der Direktorin vollzogen, wobei das Gesäß der straffälligen Schülerin entblößt werden durfte. Maggie befürwortete diese neuen Regeln. Sie hatte sich vorgenommen, die Mädchen auf andere Weise zu erziehen, als es bei ihr noch der Fall war. Margot hoffte, dass sie ihre Schülerinnen durch Worte überzeugen konnte, anstatt sie übers Knie zu legen. Maggie war voller Idealismus, als sie die Stelle antrat. Hedwig Reiser schien ähnlich zu denken, was Margot kaum verwunderte. Hedwig gehörte schon damals zu den fortschrittlicheren Lehrkräften, die sich der neuen Zeit nicht verschließen wollten. Trotzdem konnte Hedwig durchgreifen, wenn es sein musste.
Als Hedwig sie durchs Haus führte, fiel Margot ein Mädchen auf. Die 16-jährige war ebenfalls neu auf Schloss Ruteberg, was Maggie an ihren Kleidern erkannte. Manuela trug einen sehr kurzen Minirock, wie sie seit neustem modern waren. Das hübsche Mädchen trug ihre langen, mittelbraunen Haare offen, die sie auffallend oft mit den Fingern aus der Stirn strich. Maggie bemerkte den rebellischen Zug, der Manuelas Mundwinkel umspielte. Magda Schreiber stand bei ihr, die Margot ebenfalls sehr gut aus ihrer eigenen Schulzeit kannte. Magda war damals eine junge Referendarin, die ihre ersten Schritte als Lehrerin machte. Maggie erinnerte sich an die verschiedenen Gerüchte, die besagten, dass Magda Hedwigs Geliebte sei. Maggie kümmerte das Gerede nicht, da sie Magda schon damals gut leiden mochte. Sie wusste auch, dass es da eine kurze Affäre mit Käthe gab, einer Mitschülerin.
Die schöne Magda beendete diese Liaison so schnell, wie sie diese begonnen hatte. Bald danach wurde sie Hedwig Reisers Geliebte, während sich Käthe in Ricky verguckte. Margot lächelte, als sie an den gutaussehenden Halbstarken dachte. Ob er noch in der Gegend weilte? Maggie wusste es nicht.
Magda begrüßte ihre ehemalige Schülerin, die ein schlichtes, blaues Kleid trug. Manu stand misstrauisch daneben, was Margot gleich auffiel. Magda deutete auf das Mädchen, indem sie sagte:
„Das ist Manuela Hansen, Margot. Sie ist auch neu, genau wie du. Ich werde sie jetzt einkleiden. Manuelas jetzige Kleidung entspricht ja nicht gerade den Wertvorstellungen, die wir auf Ruteberg in punkto angemessene Kleidung vertreten!“ Manus Blicke wirkten wie Giftpfeile. Maggie ahnte, dass es Ärger geben konnte, den dieses junge Ding auf sich zog. Magda brachte sie dann zur Kleiderkammer, wo Manuela die übliche Schuluniform angepasst bekam. Margot beobachtete die wiegenden Hüften des Mädchens. Sie verscheuchte den Gedanken, ihr den Po zu versohlen. Nein, diese Zeiten waren endgültig vorbei! Maggie war sich sicher, dass sie Manuela auf andere Weise überzeugen konnte. Bei ihrem Rundgang begegneten sie auch Stefan Bühler. Hedwig erzählte ihr, dass Stefan skeptisch sei, was die laxen, neuen Ansichten betraf. Er setzte noch immer auf Strenge, um den Mädchen beizukommen. Maggie freute sich, ihn wiederzusehen. Stefan war nun mit Renate verheiratet, die Annegrets Mutter war. Stefan versprach Margot, ihr bei Gelegenheit von Anne zu berichten. Margot wollte gerne darauf zurück kommen. Sie mochte Annegret, die sie gerne wieder sehen wollte. Stefan berichtete nur, dass sie mit Renate zusammen den Laden übernommen hatte. Anne war nun mit Willi verlobt, den Margot auch noch von früher kannte. Stefan bat Maggie, doch einmal auf ein Stück Kuchen zu Besuch zu kommen. Maggie versprach es. Als der kurze Rundgang bei Hedwigs Büro endete, sah sie Manuela wieder. Das langhaarige Mädchen sah wie verwandelt aus. Maggie bemerkte, wie sehr das Mädel ihre Schuluniform hasste. Man sah es Manu deutlich an, dass ihr der knielange Faltenrock nicht behagte, der ihre langen Beine zu einem großen Teil verdeckte.
Margot überlegte kurz. Vor guten sechs, sieben Jahren wäre Manuelas Popo in großer Gefahr gewesen. Damals hätte keine Lehrerin lange gefackelt, um sie übers Knie zu legen. Margot fand es viel zielführender, auf Verständnis zu setzen. Sie nahm sich vor, mit Manuela zu reden, damit sie erst gar nicht in die Bredouille kam. Hedwig gab Margot den Stundenplan, der die ihr zugewiesenen Klassen enthielt. Am Anfang sollte Margot querbeet unterrichten, um sich einen Überblick zu verschaffen. Das betraf die fünfte Jahrgangsstufe bis zur elften, während die beiden Abschlussklassen den erfahrenen Lehrkräften vorbehalten waren. Da Manu in einer der elften Klassen war, gehörte Margot zu ihren Lehrerinnen. Maggie unterrichtete in Deutsch und Geschichte, sowie Musik, was ihr sehr am Herzen lag, Margot wollte auch modernere Beispiele einbringen, wenn es um die Harmonielehre ging. Beatles und Beethoven lautete ihre Devise, die bei den Mädels sicher gut ankam. Die meisten jungen Frauen verehrten die Fab Four, stritten sich, wer denn der Süßeste sei?

Manuela konnte weder mit John, noch mit Paul oder George etwas anfangen. Die meisten Mädchen standen auf diese Drei, wobei es nur wenige gab, die Ringo bevorzugten. Manu verehrte Keith Richards, Brian Jones und Mick Jagger von den Stones, sowie Roger Daltrey, der bei The Who hinterm Mikrofon stand. Manuela mochte auch den extrem langhaarigen Phil May, den Sänger der Pretty Things. Diese Gruppen kannte in der Bundesrepublik kaum jemand, aber Manu hatte einen Cousin in England, der sie immer mit den neuesten Platten versorgte. So kam es, dass Manuela neben den Pretty Things auch die Yardbirds schätzte, die noch wüster als die Stones agierten. Wenn die Mädchen von den Pilzköpfen schwärmten, machte sich Manuela darüber lustig. So kam es bereits an ihrem ersten Tag zu Verwerfungen, die ihr Verhältnis zu den Zimmerkolleginnen schwer belastete. Sabine und Petra fanden Manu unmöglich, stuften ihr Verhalten als aufgeblasen ein. Andererseits konnte Manu auch sehr lustig sein, und die anderen Schülerinnen zum Lachen bringen. Deshalb rauften sich die drei Mädchen dann doch zusammen, auch wenn nicht alle Konflikte ausgeräumt waren. Von den jüngeren Schülerinnen, zu denen die 16-Jährigen aus der elften Klasse auch noch gehörten, hatte noch keine mit einer körperlichen Strafe zu tun gehabt. Es wurde gemunkelt, dass es in den Abschlussjahrgängen einige, wenige Mädchen geben sollte, die noch solch bittere Erfahrungen gemacht hatten. Dennoch wussten die Schülerinnen dass es den Lehrern noch immer erlaubt war, ein Mädchen auf diese Weise zu bestrafen. Nur wusste keine, wie diese Weise denn aussah und diejenigen, die es hätten beschreiben können, sprachen lieber nicht darüber. Agnes Moor aus der Dreizehnten landete vor Jahren über Magda Schreibers Schoß. Die 18-jährige Schülerin errötete beim bloßen Gedanken an diesen Tag. Magda zitierte Agnes an die Tafel, wo sie das Mädel übers Knie legte. Magda hielt der verdutzten Agnes Faulheit vor, wegen der es nun etwas setzen würde. Es dauerte nicht lange, bis die Lehrerin Agnes‘ Rock lüftete. Magda zog ihr das Höschen stramm, und versohlte das Mädel vor der gesamten Klasse. Seit dieser peinlichen Zurechtweisung tat Agnes alles, um nur nicht noch einmal in eine solche Lage zu kommen. Von alldem ahnte Manuela Hansen rein gar nichts. Die verwöhnte Tochter eines Hamburger Reeders kannte keinerlei Grenzen, da ihre Eltern viel zu beschäftigt waren, um ihrem Mädchen auf die Finger zu klopfen. Manu hatte jedoch vergebens protestiert, als sie die Eltern auf dem elitären Internat angemeldet hatten. Manuela spürte eine Mordswut in sich, die vor allem aus der Schuluniform gespeist wurde. Sie wollte viel lieber in ihren heißen Miniröcken über das Gelände flanieren, die sie sich aus dem Vereinigten Königreich zusenden ließ. Nun musste Manu diese spießige Uniform tragen, was ihr richtig gegen den Strich ging. Ihre schlechte Laune bekam auch Margot zu spüren, als sie Manuela im Unterricht begegnete. Maggie stellte sich vor, wobei sie von Manu gemustert wurde. „Mein Name ist Margot Majewski. Ich werde euch in Geschichte und vor allem in Musik unterrichten. Wobei wir schon beim Thema wären. Ihr kennt sicher die Beatles? Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr deren Musik mögt.“
Manuela verzog den Mund, während die anderen Mädchen zu strahlen begannen. Die 16-Jährige empfand Margots verständnisvolle Art als anbiedernd, was sie durch ihr Verhalten deutlich zum Ausdruck brachte. Maggie spürte die feindselige Haltung ihrer neuen Schülerin, die sie an ihre eigene Schulzeit erinnerte. Sie dachte an Tina, die ein ähnliches Verhalten an den Tag gelegt hatte, bis ihr Frau Reiser die Leviten las. Diese Alternative sollte aber passee sein. Maggie setzte darauf, dass sie dieses verstockte Mädchen auf andere Weise von ihrem fehlerhaften Weg überzeugen konnte. Die restlichen Schülerinnen hingen förmlich an Maggies Lippen, da sie mit den jungen Mädchen recht locker umging. Auch in Manus elfter Klasse erhielt die Junglehrerin sehr viel Zuspruch, was vor allem an der ersten Musikstunde lag. Margot erklärte die Geheimnisse der Harmonielehre nicht nur anhand der klassischen Meister. Maggie bediente sich sowohl Beethovens Werken als auch den Songs, die Lennon und McCartney geschrieben hatten. Stefan Bühler reagierte leicht mürrisch, als er mit Magda am Musikzimmer vorbeischlenderte. Magda Schreiber ärgerte ihren Kollegen, indem sie Stefan ihre Meinung kundtat. „Das ist ein schönes Lied, findest du nicht auch?“ Stefan verneinte. “I want to hold your hand“ von den Beatles entsprach nicht gerade seiner Vorstellung von guter Musik.
„Ich hätte Maggie öfter übers Knie legen sollen, als sie noch meine Schülerin auf Ruteberg war!“, meinte er mit einem spöttischen Lächeln. Magda wusste aber, dass er es nicht ganz so ernst meinte.
Stefan lud seine jüngere Kollegin ja nicht grundlos zu sich nach Hause ein. Er schätzte Maggie, kam aber mit der modernen Zeit nicht so zurecht, wie er es gerne gehabt hätte. Stefans Eltern waren sehr konservativ, stammten aus einer versunkenen Welt. Die beginnenden Sechziger waren so anders, wie die Jahrzehnte davor. Stefan stand manchmal sprachlos vor dieser neuen Generation, die ihm etwas fremd erschien. Ein Mädchen wie Manuela war ihm ein Buch mit sieben Siegeln. Solchen Gören musste man doch den Popo vollhauen, damit sie sich endlich wie nette, junge Damen benahmen. Dass nun auch auf Ruteberg der Wind der Veränderung wehte, verunsicherte den Lehrer doch sehr.
Stefan konnte sich nur schwer eingestehen, dass ihn diese Phase des Umbruchs stark verunsicherte.
Die jungen Frauen ließen sich nicht mehr viel sagen, was noch erschwerend dazu kam. Stefan hätte manche seiner neuen Schülerinnen liebend gern über seinem Schoß gehabt, um derjenigen einmal tüchtig den nackten Hintern zu versohlen. Stattdessen sollte er Strafen verhängen, die in seinen Augen keinen Sinn ergaben. „Bei ungezogenen Mädchen hilft nur ein ordentlicher Popovoll!“ bekräftigte er seine Meinung. Magda fand seine Einstellung antiquiert, wollte Stefan aber auch nicht verärgern. So bat sie ihn, den neuen Vorgaben wenigstens eine Chance zu geben. Stefan willigte ein, wenn auch schweren Herzens. Er war sich sicher, dass diese weiche Welle zu nichts Gutem führte!

Währenddessen eroberte Margot die Herzen ihrer begeisterten Schülerinnen. Eine von ihnen blieb jedoch skeptisch. Manuela fühlte sich auf dem Internat Schloss Ruteberg derart unwohl, dass sie dieses Gefühl einfach nicht verleugnen konnte. Sie zeigte Maggie ihre Ablehnung deutlich, indem sie sich kaum am Unterricht beteiligte. Als Manu wiederholt durch freche Reden auffiel, verdonnerte Maggie das Mädchen zum Nachsitzen. Manuela musste also nachmittags eine Strafarbeit schreiben, die von Margot kontrolliert wurde. Maggie gab der störrischen Heranwachsenden das Thema Toleranz als Vorgabe. Manu sollte in einem zweiseitigen Aufsatz erklären, weshalb sie die Beatles nicht leiden konnte und warum es ihr so schwerfiel, andere Meinungen als die eigene tolerieren zu können. Manuela schrieb zwar eifrig, ließ aber ihre festgefahrene Einstellung in beinahe jedem Satz durchblicken. Maggie schmunzelte bei manchen Stellen, da sich Manuela auf amüsante Weise ausdrücken konnte. Maggie erkannte auch, dass Manuela für eine Sechzehnjährige schon sehr weit war. Nachdem sie den Aufsatz gelesen hatte, bat Margot ihre rebellische Schülerin, sie solle doch ein bisschen mehr Toleranz an den Tag legen. Manu wollte keine weiteren Sanktionen riskieren, weshalb sie Margot ihr Versprechen gab. Das hielt auch für einige Wochen, ehe es wieder neue Beschwerden gab. Stefan sprach das Thema bei der Lehrerkonferenz an. Manuela gab ihm während des Physikunterrichts mehrfach patzige Antworten. Stefan versuchte es gezwungenermaßen mit Strafarbeiten, die aber anscheinend zu keinerlei Besserung geführt hatten. Nun forderte der 47-jährige Lehrer striktere Maßnahmen, wie sie früher auf dem Schlossinternat Ruteberg üblich waren.

Hedwig Reiser rückte ihre Lesebrille zurecht. Sie ahnte selbst, dass es Schwierigkeiten geben könnte, sollte Manuela Hansens Verhalten Nachahmerinnen finden. Noch scheute Hedwig eine strengere Sanktion, da eine solche seit längerer Zeit nicht mehr vollzogen wurde. Die neue Direktorin kannte Herrn Bühlers Bedenken, die sich auf die aktuellen Richtlinien bezogen. Hedwig wollte aber nicht, dass es gerade Stefan Bühler sein würde, der dem neuen Mädchen eine solche Strafe verabfolgt.
„Ich bitte sie alle um Geduld, was die weitere Entwicklung dieser Schülerin angeht. Ich möchte Manuela noch eine Chance geben, bevor es zu einer Züchtigung kommt. Mir wäre lieb, wenn sich Fräulein Majewski um das Mädchen kümmert. Sie ist nicht nur unser jüngster Zugang, sondern war auch selbst Schülerin an unserem Internat. Fräulein Majewski, würden sie sich bereit erklären, sich des Mädchens anzunehmen?“ Margot war einverstanden. Der Rest des Kollegiums stimmte dem Vorschlag der Direktorin zu, wenngleich Stefan sich enthielt. Magda fand sein Verhalten etwas albern. Sie fand, dass es die richtige Entscheidung war, der neuen Zeit einen gewissen Tribut zu zollen. Margot überlegte nach dieser Konferenz, wie sie weiter vorgehen wollte. Irgendwann musste sie das Mädel erreichen, ehe Manuela noch mehr Unruhe stiftete. Maggie hoffte auf ihre Einsicht!

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