Sie kniff die Augen zusammen und starrte in Richtung der kleinen Stadt, aus der sie gekommen war. Die vielen Laubbüsche, die am Hang wuchsen, versperrten ihr teilweise die Sicht, aber sie erkannte so viel, dass eigentlich nichts zu sehen war, zumindest kein lebendes Etwas. Die vielen Häuschen am Rand wurden, je weiter man sehen konnte, etwas größer und bildeten dann einen Stadtkern von einigen vier- bis fünfstöckigen Häusern. Sah aus wie eine bessere amerikanische Vorstadtsiedlung aus irgendeinem Schmachtfetzen im Fernsehen. Fast schon beklemmend war diese unnatürliche Stille. Da unten war alles wie tot. Keine Autos, kein Mensch zu sehen, kein Hundegebell, kein Vogelgezwitscher, gar nichts, nada. Anka biss sich mit den Zähnen etwas fester in den Zeigefinger, auf dem sie tief in Gedanken herumgekaut hatte. „Verdammt, verdammt, verdammt“, fluchte sie in sich hinein. Und dann war da noch etwas, was sie sich nicht erklären konnte, sie war geil wie Nachbars Lumpi. Trotz der abgefahrenen Situation dachte sie an Sex. Sie war noch Jungfrau, das war ihr auch wichtig, aber Lust und Verlangen waren natürlich auch bei ihr seit der Pubertät ein immer wiederkehrender Begleiter. Und es war fast nicht mehr auszuhalten. Sie hatte sich vorhin an die Muschi gefasst, und sie war nass gewesen, nass, klatschnass. Anka stand auf und wischte sich an ihren knackigen kleinen Arschbacken die vom Sand staubigen Hände ab. Sie spähte durch das Buschwerk in Richtung der ersten Häuser, die nur hundert Meter von ihrem Standort entfernt waren. War da nicht eine Bewegung? Sie hatte da doch etwas gesehen. Sie blickte sich wieder wie gehetzt um und überlegte, was sie tun sollte.
„Verdammt, verdammt“, fluchte sie leise vor sich hin. Sie suchte eine Lücke in den Büschen und starrte wie gebannt zu einem hellblauen Häuschen, das nur einige Reihen von dem Haus entfernt war, aus dem sie vor vielleicht zwei Stunden herausgestürmt war, als wäre der Teufel hinter ihr her. Sie wollte sich schon abwenden, da sah sie es erneut. Das blaue Haus war von einem kleinen Garten umgeben, der wiederum von einem niedrigen Gartenzaun eingefasst war. Neben einer kleinen Tür befand sich ein winziges, überdachtes Häuschen, wahrscheinlich für die Mülltonnen oder Ähnliches. Und hinter diesem Häuschen sah sie jetzt eine Bewegung. Ein Kopf tauchte auf, und dann rannte jemand geduckt auf die Hausecke zu. So wie es aussah, war es eine Frau. Und gleich danach rannte eine zweite Person, wahrscheinlich ein Mann, hinter der Frau her und verschwand ebenfalls hinter der Hausecke. Anka kniff die Augen zusammen, aber es war alles ruhig, nichts mehr zu sehen. Waren das hellblaue Nachthemden, die die beiden da anhatten? Wo um alles in der Welt war sie denn hier hineingeraten? Sie überlegte kurz, packte dann Ledertasche und Motorradmaske und sprintete los. Als sie das steinige Gelände nach hundert Metern verlassen hatte, rannte sie über eine mit Obstbäumen durchwachsene Wiese und war nach nicht mal drei Minuten an eben dem kleinen Gebäude, an dessen Rückseite die beiden Personen verschwunden waren. Sich duckend, schlüpfte sie durch das Gartentürchen und bog einige Augenblicke später um die gleiche Hausecke, wo kurz zuvor die beiden Gestalten verschwunden waren.
Die zierliche Anka
Parallele Dimensionen - Teil 5
12 20-31 Minuten 0 Kommentare

Die zierliche Anka
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