Anka blickte sich um, sah den gepflegten Garten, die Sträucher am Gartenzaun und dann schon das nächste Gebäude. Das war alles so steril, so sauber, so gleichmäßig. Das Nachbarhaus war genauso gebaut wie dieses, nur in einer etwas anderen Farbe. Sie sah die Fassade nach oben und fand sofort, was sie suchte. Hinter einem winzigen Balkon sah sie sofort die Tür, die nur angelehnt, aber nicht geschlossen war. Sie machte zwei große Schritte, sprang ab, ihre Finger packten die Balkonbrüstung an der Unterseite, und schon hing sie, den Schwung mitnehmend, an der oberen Brüstung und zog sich hinüber. Das alles lief in Sekundenbruchteilen vollkommen geräuschlos ab. Sie blieb oben in der Hocke sitzen, sah sich um und lauschte. Aus dem Inneren des Hauses kam nicht das leiseste Geräusch. Warten hatte keinen Sinn, nur weg von der Bildfläche. Sich hinkniend, drückte sie die Balkontür auf und verschwand in dem Raum dahinter. Mit einem leisen Klacken drückte sie die Tür ins Schloss. Anka hielt die Luft an, Schweiß lief ihr in die Augen. Sie wischte ihn weg. Ein bisschen Glück gehört auch dazu, dachte sie. Es war niemand im Raum. Sie war in einem Büro oder so etwas in der Art. Ein Schreibtisch stand in der einen Ecke, mit einem Stuhl dahinter, einem anderen Stuhl davor und einem Regal, das sich hinter dem Schreibtisch an der Wand um die nächste Ecke zog. Ein paar Bilder, das Übliche eben. Lauter billiges Zeug.
Der Boden war mit einem eigenartigen Material ausgelegt. So was hatte sie noch nie vorher gesehen. Und diese eigenartige Farbe. Als würde der ganze Boden pulsieren. Es war noch nicht mal ein Farbwechsel, es schien der ganze Boden zu sein. Völliger Blödsinn. Dann war da die Tür. An der anderen Wand eine kleine Garderobe und an jeder freien Wand ein extrem hässliches Blumenbild. Sie strich mit der Hand über den Boden und spürte aus einem unbekannten Grund Wärme.
Anka bewegte sich wie eine Katze zur Tür und lauschte wieder. Als sie so in der Hocke neben dem Türspalt kauerte, fing ihre Möse an zu jucken. Sie rieb mit der rechten Hand fahrig darüber, aber das machte die Sache nicht besser. Sie fühlte Feuchtigkeit an den Fingern und wollte schon lautlos fluchen, da hörte sie Getuschel, sehr leise zwar, aber sie konnte sich nicht getäuscht haben. Ihre Idee war, dass Leute, die sich so vorsichtig durch die Gegend schlichen, vielleicht das gleiche Problem hatten wie sie selbst. Und wenn man gleiche Probleme hatte, konnte man die zusammen vielleicht besser lösen.
Die zierliche Anka
Parallele Dimensionen - Teil 5
12 20-31 Minuten 0 Kommentare

Die zierliche Anka
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