Sie zog die Tür nach innen, sodass ihr Kopf gerade durch den entstandenen Spalt passte, und schielte um die Ecke. Sie sah einen kleinen Flur und eine schmale Treppe, die nach unten führte. Im Flur war es ziemlich duster, aber von unten waberte Tageslicht die Treppe herauf. Jetzt vernahm sie wieder Getuschel und einen spitzen, leisen Schrei, als hätte sich jemand erschrocken, und gleich darauf Gekicher. Sie schlich in den Flur, schloss die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg die Treppe hinunter. Es war eine Holztreppe, und sie trat ganz am Rand auf die Stufen, um nur kein Geräusch zu machen. Sie benötigte gefühlt endlos, bis sie unten war. Unter der Haustür und vier weiteren Zimmertüren, von denen eine geöffnet war, drang helles Sonnenlicht herein.
„Wir brauchen etwas zu essen und zu trinken“, hörte Anka eine leise Frauenstimme. Darauf ein Mann, „Lass uns lieber eine Zeit lang warten. Wenn wir sicher sein können, dass uns niemand folgt, sehen wir weiter. Ich schaue mich erst mal hier im Haus um, vielleicht finden wir ja was. In der Regel sind die Häuser ja alle komplett eingerichtet.“
„Ich bin schon wieder geil“, jammerte die jetzt genervt klingende Frauenstimme. Anka musste schmunzeln, als sie das hörte.
„Das kriegen wir dann schon in den Griff“, antwortete der Mann, ein Lachen unterdrückend. Anka hockte noch neben der Tür, als plötzlich und vollkommen unerwartet ein Schatten auftauchte. Sie blickte erschrocken nach oben und sah in das überraschte Gesicht eines großen, schlanken Typen, der sie aus blaugrauen Augen wie einen Geist anstarrte. Sie waren beide nicht in der Lage, etwas zu tun.
„Wer bist du denn?“, fragte er, und die Unsicherheit in seiner Stimme war deutlich zu hören. Anka stand auf und trat einen Schritt zurück. Sie hob beschwichtigend die Hände und sagte ebenfalls sichtbar erschrocken. „Keine Panik, ich möchte ihnen nichts tun, alles friedlich, alles supi, alle sind nett zueinander.“ Plötzlich tauchte neben dem Mann ein zweiter Schatten auf und Anka sah in das erstaunte Gesicht einer zuckersüßen Mulattin. Auch sie hatte die Augen weit aufgerissen und starrte Anka an.
Die zierliche Anka
Parallele Dimensionen - Teil 5
12 20-31 Minuten 0 Kommentare

Die zierliche Anka
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