Die zierliche Anka

Parallele Dimensionen - Teil 5

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Die zierliche Anka

Die zierliche Anka

Emil Lorenz

Anka wusste nicht wirklich, was zum Teufel hier abging. Sie war mehr oder weniger zufällig in der Waldvilla gewesen. Und sie sollte verdammt sein, wenn die Quelle nicht sonst immer zuverlässig gewesen wäre. Es hatte alles so weit gestimmt, bis dann alles komplett aus dem Ruder gelaufen war. Und sie hatte das Haus wirklich lange genug im Visier gehabt. Erst dieses komische Licht zu einer Treppe, die nirgendwohin führen konnte, und dann noch die Scheiße, in der sie jetzt steckte. Und das alles wegen einer Hütte, in der wirklich nichts, aber auch gar nichts zu holen war. Anka blickte sich um, konnte aber niemanden sehen. Es war unanständig hell hier, das Licht schien von überall und nirgends zu kommen. Sie hatte sich in einer kleinen Höhle versteckt, die nur einen Kilometer außerhalb dieser verdammten Stadt in den Ausläufern eines riesigen Bergmassivs lag. Wo kamen die Berge plötzlich her? fragte sie sich. Die Villa lag in einem Wald, verdammt. Sie war nachts eingestiegen und dann war es plötzlich Morgen. Und was waren das für Berge? Auch wenn die kleinen Steinhügelchen noch die eine Sache waren, sah es dann so aus, als ob das Himalaja-Gebirge zwei Kilometer weiter aus dem Boden wachsen würde.
Anka saß in der kleinen Aushöhlung im Fels, mehr war es eigentlich nicht, hatte die Hände um die Beine gelegt und zermarterte sich das Hirn, wie sie das alles auf die Reihe kriegen sollte. Hinter ihr lag die kleine Ledertasche, in der sie all das nützliche Werkzeug verstaut hatte, das sie für ihre kleine Nebentätigkeit benötigte. Sie hatte immer noch ihren schwarzen Stretchoverall an. Die weichen schwarzen Sneakers an den Füßen und die schwarze Fleecejacke. Über die war sie momentan sehr froh, denn es war noch etwas frisch gewesen, vorhin, als sie ein Haus verlassen hatte, das sie nie betreten hatte. Sie riss sich die schwarze Motorradmaske, die wie eine kleine Krone auf ihrem Kopf gethront hatte, nachdem sie sie nach oben gewickelt hatte, von den Haaren und warf sie zur Ledertasche. Schulterlanges, glattes, fast schwarzes Haar quoll hervor. Wunderbar passend zu ihren großen, braunen Rehaugen. Anka war ein wunderhübsches weibliches Wesen. Feine Gesichtszüge, eine vielleicht etwas zu große Nase, die ihr aber perfekt stand und sie sehr interessant machte – herbe Schönheit nennt man das wohl. Sie hatte eine Bombenfigur, das betonte der körperenge Overall eher noch, als er es verbarg. Sie war ein insgesamt zierliches Persönchen, knapp 1,55 Meter hoch. Ideal für ihre Tätigkeit als Einbrecherin. Tätigkeit war vielleicht etwas übertrieben, sie würde es eher als Hobby bezeichnen. Es gab nahezu kein Loch, durch das sie nicht kriechen konnte. Und verdammt noch mal, sie war schon durch viele Löcher gekrochen, trotz ihres jungen Alters von gerade mal 19 Jahren. Aber man konnte sich nicht alles im Leben aussuchen.

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