Die Farben der Sonne

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Die Farben der Sonne

Die Farben der Sonne

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Gott hatte entschieden, dass ich lebte und ich leckte mir über die Lippen, um sein Blut zu schmecken.
Dann spürte ich die Hand auf meiner Schulter, und die ganze Welt explodierte.
Die Hand fühlte sich genauso an wie die Hand in meinem Traum, und wie unter dem Licht eines Stroboskops konnte ich alles wieder erkennen, jede schreckliche Einzelheit.
Ich konnte den Blick nicht abwenden und ich sah sehr lange hin, während mein Körper wie unter Strom zitterte. Die Erde öffnete sich unter mir und der Abgrund war ohne Boden.
Ab diesem Augenblick jedoch konnte ich mich bewegen und es war nicht mehr die ohnmächtige Starre meines Traumes.
Und ich bewegte mich.
Irgendwann zog sich mein Magen zusammen, und ich übergab mich in einem einzigen anhaltenden Strahl von Dingen, die ich nicht beschreiben will.
Ja, ich erinnere mich, aber niemand kann mich zwingen, jede Erinnerung preiszugeben.
Ich konnte nicht wissen, dass der Mann hinter mir ein Polizist war. Er hatte sich durch nichts zu erkennen gegeben.
Da war nur die Hand, und da war nur diese Stimme. Diese grauenhafte Stimme.
Als sie mich schließlich überwältigten, war der Raum voller Blut, Eingeweide und Knochen. Sie schrien wild durcheinander, und als die Blitzlichter aufflammten, tat es mir in den Augen weh.
In der Nacht fiel ich in einen tiefen Schlaf, und ich danke Gott, dass ich nicht träumte.

Acht Tage noch, dann werde ich wieder in den Innenhof dürfen. Ich werde mich auf meine Bank unter der Birke setzen und endlich wieder frische Luft atmen können.
Ich werde meine Augen schließen, und wenn ich etwas Glück habe, werde ich die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht spüren, noch bevor ich durch meine geschlossenen Augenlider zu sehen beginne.
Ich liebe ihre Farben.
Aber achtet darauf, dass mir niemand zu nahe kommt.

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