Dienst an der Oberpriesterin

Nachdem Frau Schaste sich verabschiedet hatte, wurden Amfica und Para ihre Fragen los, und auch Phalu wurde aufgeklärt. Sie erfuhren, dass der Femibonismus eine Spiel­art der hier herrschenden Religion des Ninturismus ist, und zwar eine sehr rigide. Während im Ninturismus die ALLESGEBENDE-ALLESNEHMENDE verehrt und angebetet wird, alles Gute dem weiblichen Prinzip zugeschrieben wird, alles Böse hingegen dem männlichen, so wird doch dem Zusammenspiel dieser beiden Kräfte die für den Fortschritt und Zusammenhalt der Welt wesentliche Komponente des Kreativen zugeschrieben. Wichtig für die Gläubigen ist nur, dass bei dem Zusammentreffen der beiden Seiten immer die weibliche die Oberhand behält. Und für das normale Alltagsleben würde das männliche Prinzip überhaupt nicht gebraucht und wird deshalb auch völlig gemieden. Ihr Glaube besagt, dass dies nur mit Unruhe, Sünde und bösen Versuchungen verbunden sei. Deswegen sind die Ninturisten eben androphob.
Die Femibonisten gehen einen Schritt weiter und betonen den Umstand, dass alles Gute aus dem Weiblichen hervorgeht, in besonderer Weise. Das männliche Prinzip wird gewissermaßen nur in winzigen Prisen benötigt, um in die Welt ein wenig Unruhe zu bringen, die schließlich zum Zwecke der Beherrschung dieser Unruhe wiederum etwas Neues hervorbringt. Beispielsweise Kinder, sie bringen Unruhe, durch die Erziehung werden sie zu festen, guten Gliedern der Gesellschaft. Zu ihrer Zeugung wird ein wenig Männliches gebraucht, das aber völlig vom Weiblichen umschlossen werden und dabei gewissermaßen besiegt werden muss. Jedes unnötige Körnchen Männliches ist zuviel und bringt Unglück, so der Glaube der Femibonistinnen.
Damit unterliegen sie natürlich auch der allgemeinen Androphobie, hinzu kommt aber noch eine ausgeprägte Phallophobie, die es ihren Gläubigen unter allen Umständen verbietet, einen Phallus zu sehen. Besonders verbreitet ist diese strenge Form des Ninturismus hier in den Dörfern Nophalla und Affrad. Weil aber bei der morgigen Defloration der beiden Jungfauen zur Ehre Ninturas und der Feier des Lebens Phalu und auch Masku ihre Phalli zeigen werden, nehmen Femibonistinnen an Initiationsfeiern nicht teil.