Diese verdammte Nacht mit Vivian

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Diese verdammte Nacht mit Vivian

Diese verdammte Nacht mit Vivian

Yupag Chinasky

Denn ihre Fragen am Anfang waren unverbindlich, bezogen sich nicht auf sein Werk, vielmehr nur auf seine Person, wie er lebe, wo er lebe, ob er verheiratet sei, ob Kinder habe. Danach hatten sich rasch zwei Gesprächskreise über die große Tafel hinweg gebildet und es ging nur noch um wirklich interessante Themen. Zum einen um Rinder und Sport, zum andern um Mode und Soap-operas. Die Männer rauchten nach dem Essen schwere Zigarren und tranken noch mehr Rotwein und Weinbrand, während die Damen zu Schampus und kleinen Törtchen übergegangen waren. Er saß ziemlich verloren zwischen den Blöcken, der einzige, der mit ihm redete, war der Bürgermeister. Er kam sich überflüssig vor, langweilte sich, sein Magen war voll und mehr Wein konnte er auch nicht mehr vertragen, er meinte, schon im Sitzen zu schwanken. Es war Zeit zu gehen. Der Bürgermeister protestierte zwar, als er ihn bat, ihn in das Hotel zu fahren, kam aber der Bitte dennoch ganz gerne nach. Als er sich verabschiedete, versuchte keiner der Anwesenden, auch keine der Damen, ihn zum Bleiben zu überreden, aber sie waren auch nicht unfreundlich, vielleicht , weil sie etwas besser erzogen waren, als die Zuhörer in der Schule.

Als sie das Hotel erreicht hatten und er aussteigen wollte, sagte der Bürgermeister noch, er würde ihn am nächsten Morgen um neun zu dem Frühstück beim Rinderbaron abholen, das im engen Familienkreis stattfände. Der Grund für diese spontane Einladung sei die Frau des Gastgebers, die ihn unbedingt kennenlernen wolle. Sie habe sich beim Reiten, ihrem Lieblingssport, ein Bein gebrochen und auch noch andere Verletzungen zugezogen. Sie sei nicht gut dran und dürfe deswegen das Haus nicht verlassen. Aber sie wolle ihn unbedingt kennenlernen, denn sie sei eine gebildete Frau und würde sich, im Gegensatz zu ihrem Mann, für Kultur und Literatur sehr interessieren.

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