Dieser Abend war anders geplant

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Dieser Abend war anders geplant

Dieser Abend war anders geplant

Eros Demenos

Ein letztes Mal waren sie an der Strandpromenade entlang gegangen, hatten bei einigen Drinks die Abendstimmung am Meer genossen, dem Rauschen der Wellen in seinem Wettkampf mit der Musik und den Stimmen der Gäste in den Straßencafés gelauscht. Von der Sonne des Tages noch erhitzt und vom letzten Ouzo leicht beschwipst waren ihre Plaudereien im Laufe des Abends immer frivoler geworden und sie hatten gemeinsam die kleine Phantasievorstellung ausgeschmückt, von der sie ihm vor ein paar Tagen schon im Hotelzimmer erzählt hatte. Sie drehte sich um den jungen Kellner Berhane, dessen sehnsuchtsvolle Blicke auf ihren runden Popo beiden nicht entgangen waren. Berhane stammte aus Eritrea und gehörte zu den wenigen seiner Landsleute, die hier auf der Insel eine Chance bekommen hatten. Er hatte eine Ausbildung im Hotel begonnen und träumte davon, sich eines Tages selbständig machen zu können und sein eigenes kleines Gästehaus zu führen. Talent dazu hatte er, wie ein perfekter Gastgeber verwöhnte er die Hotelgäste und bemühte sich, ihnen ihre Wünsche geradezu von den Augen abzulesen. Seine eigenen Augen wurden dafür mit gelegentlich herrlichen An- und Einblicken belohnt, denn besonders die weiblichen Gäste fühlten sich von den aufmerksamen Blicken des ausgesprochen gut aussehenden jungen Afrikaners durchaus geschmeichelt und geizten im Gegenzug nicht mit ihren Reizen.

Auf diese Weise war der junge Mann auch in die Phantasiewelten unseres Paares gelangt und hatte den Gedanken an ein amouröses Abenteuer reifen lassen. Keine Sorge, die zwei wollten es nicht zu weit treiben, eigentlich war das Ganze ohnehin nur eine Art Traumvorstellung. Aber eine sehr erregende Vorstellung war es schon. In ihrer Phantasie würden sie in ihr Hotelzimmer zurückkehren, sich unter der Dusche erfrischen und dann zum Abschluss des Urlaubes noch eine schöne Flasche Champagner aufs Zimmer bestellen. Dann, so stellten sie sich das Szenario vor, würde sie sich schon mal auf dem Bett ausstrecken und einschlafen - oder jedenfalls so tun als ob. Entspannt und doch kunstvoll so hin drapiert liegend, dass das leichte Betttuch wie durch ein Versehen ein wenig von ihrem Körper rutschen und den Blick auf ihre nackten Brüste freigeben würde.

Wenn dann Berhane mit dem bestellten Getränk an der Tür klopfte, wäre er, der Ehemann gerade noch im Bad beschäftigt und würde den Etagenkellner auffordern einzutreten und die Getränke am Nachttisch abzustellen. So würde der junge Mann unweigerlich mit dem verlockenden Anblick seiner halb entblößten blonden Gattin konfrontiert und hätte anschließend seinen Kollegen für den Rest der Nacht ein erotisches Abenteuer zu erzählen. Natürlich hätte er selbst als Ehegatte die ganze Zeit über ein wachsames Auge auf die Situation und er konnte sich insgeheim sogar vorstellen, dem jungen Mann etwas mehr zu erlauben, als nur hinzuschauen: „You may touch her, if you like“. Davon sagte er seiner Frau allerdings lieber erst mal nichts. Auf jeden Fall würde seine auf der anderen Bettseite versteckte kleine Videokamera ihnen eine prickelnde Schlussszene für ihren Urlaubsfilm festhalten.

Hand in Hand kehrten sie mit leicht geröteten Gesichtern und einem beschwingten Lächeln zurück ins Hotel, wo sie sofort ins Bad unter die Dusche huschte. War es die Hitze des Abends, die erregenden Gespräche auf dem Heimweg oder doch eher der Alkohol - seine Überraschung hätte jedenfalls größer nicht sein können, als sie nur flüchtig abgetrocknet, nackt und mit einigen Wassertropfen auf der Haut, ins Zimmer zurückkehrte, ihm tief in die Augen sah und fragte: „Und, was ist jetzt, bestellst Du uns noch einen Champagner oder traust Du Dich nicht?“

Er schluckte, meinte sie das ernst? Wollte sie den kleinen Traum tatsächlich in die Wirklichkeit umsetzen? Sie wich seinem fragenden Blick nicht aus. Stattdessen küsste sie ihn zärtlich und legte sich dann, ohne weiter zu zögern, nackt wie sie war, rücklings auf das breite Bett. Dann griff sie nach dem leichten Leintuch und zog es halb über ihren Körper. Die rechte Brust war halb bedeckt, die linke blieb frei. Ihr linkes Bein winkelte sie so an, dass auch der Blick auf den Schenkel und sogar ihre Schambeuge freigegeben wurde. Er hielt den Atem an. Nie hätte er geglaubt, dass sie so weit gehen würde. Der Anblick im Schein der Nachttischlampe war höchst verlockend. Am liebsten hätte er sich gleich selbst über sie gestürzt. Aber dann wäre der Reiz dieses Spieles wohl für immer verloren. Er riss sich zusammen. „Wow, meine Kleine. Du siehst umwerfend aus“, sagte er flüsternd, als hätte er Sorge, mit zu lauter Stimme den Zauber der Situation zu zerstören. „Jetzt musst Du nur noch die Augen schließen und Dich schlafend stellen, während ich noch ein paar Kleinigkeiten vorbereite.“

Schnell schlüpfte auch er aus seinen Kleidern, und baute die kleine Videokamera so auf, dass sie einen perfekten Blick über ihren liegenden Körper auf die Reaktionen des erwarteten Überraschungsgastes haben würde. Dann wählte er die Nummer der Rezeption, gab die Bestellung auf und beeilte sich selbst ins Bad.

Er schaffte es gerade sich abzuduschen, als schon das Klopfen an der Tür den Zimmerservice ankündigte. „Kommen Sie ruhig herein, ich bin noch kurz im Bad“, aber das konnte der junge Mann ja nicht verstehen. Er korrigierte sich und wiederholte den Satz auf englisch. Tatsächlich öffnete sich die Tür und mit leisen Schritten betrat der Kellner den Raum. Der musste jetzt freien Blick auf die liegende Frau haben. „Would you serve the drinks beside the bed, please?“, rief er aus dem Badezimmer und prompt hörte er leise die Gläser klirren, als das Tablett abgesetzt wurde.
Schnell warf er sich den flauschigen Hotel-Bademantel über und ging selbst zurück ins Zimmer.

Wie angewurzelt blieb er dort stehen. Das war nicht der Plan. Das war nicht der Etagenkellner Berhane, nein, eine junge Frau hatte die Getränke gebracht. Sie stand auch nicht etwa neben dem Tischchen, sondern hatte sich, ohne lange zu Zögern, auf die Bettkante gesetzt und war gerade dabei, seiner Liebsten durch die Haare zu streichen, während ihre andere Hand schon an deren Busen angekommen war und dort das Tuch weiter herunter zog. „Ein hübsches Frauchen haben Sie da. Wie gut sie sich anfühlt!“ Die junge Frau sprach ein akzentfreies Deutsch, allerdings mit irgendeiner Dialekteinfärbung, die er nicht gleich zuordnen konnte. Während sie sprach setzte sie ungeniert ihre Liebkosungen fort.

Seine Frau hatte noch nicht reagiert, vermutlich stellte sie sich in Schockstarre weiter schlafend. Er musste unbedingt eingreifen. Das hier konnte nicht gut gehen, denn mit anderen Frauen hatte sie nun wirklich gar nichts am Hut, das hatte sie oft genug betont, wenn in seinen Phantasien mal der Gedanke an einen Dreier anklang. Er löste sich aus seiner Erstarrung und ging zum Bett. „Danke für das Getränk“, vergeblich kramte er in der Tasche, aber ein nackter Mann im Bademantel hat für gewöhnlich tatsächlich kein Trinkgeld zur Hand. Die junge Frau schaute zu ihm auf „Keine Ursache!“ Sie lächelte ein unergründliches Lächeln. Erst jetzt fiel ihm auf, wie schön sie war. Aus einem ärmellosen Kleid zeigten sich zwei schlanke, gebräunte Arme. Ihre dunkelblonden Haare waren in einer kunstvollen und gleichzeitig lässigen Weise so hinter ihrem Kopf verknotet, dass eine breite Strähne in ihr Gesicht fiel. Sie stand auf und legte ihm beide Hände auf die Brust. Sanft schob sie ihn ein paar Schritte zurück. „Du willst uns doch nicht stören, oder?“ Dann zog sie an ihrem Gürtel und öffnete ein paar Knöpfe. Unter ihrem schlichten Kleid trug sie nichts. Bevor er sich versah, stand sie nackt vor ihm. Er war sprachlos, die Situation glitt völlig aus seiner Kontrolle. In seiner Hirnschale war nur noch Salat, ungefähr so musste sich ein Wachkoma anfühlen.

Du siehst was um Dich herum geschieht, aber Du kannst nicht eingreifen. Da zog sie auch schon am Gürtel seines Bademantels und schob den von seinen Schultern. Noch immer hatte er keinen Plan. Mit einem kleinen Schubser beförderte sie ihn in den Korbsessel, der zur Einrichtung des Zimmers gehörte. Sie beugte sich so über ihn, dass er die zarte Haut ihrer Brüste im Gesicht spürte und führte seine Hände in einer geschmeidigen Bewegung hinter den Stuhl. Blitzschnell, bevor er überhaupt begriffen hatte, was hier vor sich ging, waren seine Arme hinter der Stuhllehne fixiert.

Erschrocken sah er zum Bett herüber. Da hatte seine Frau sich inzwischen aufgesetzt und verfolgte das Schauspiel mit weit aufgerissenen Augen. Sie hielt sich verblüfft die Hand vor den Mund. Aber sie machte keinerlei Anstalten einzugreifen und ihm zu Hilfe zu kommen. Währenddessen hatte die junge Fremde sich zu ihm heruntergebeugt und mit festem Griff seinen Hintern an die Vorderkante des Stuhles gezogen und ehe er kapierte was sie vorhatte, den Gürtel seines Bademantels dazu benutzt, seine Füße außen an die hinteren Stuhlbeine zu fesseln. Er hing jetzt quasi halb schräg im Sessel, die Oberschenkel wurden durch die Verschnürung der Füße auseinandergezogen und sein sonst so sorgsam gehüteter bester Freund hing halb aufgerichtet frei in der Luft. Bequem war das nicht und befreien konnte er sich aus dieser Lage auch nicht.

Die junge Frau trat einen Schritt zurück und begutachtete ihr Werk. Eigentlich hätte er jetzt laut schreien und protestieren müssen, aber der Anblick, der sich ihm bot ließ ihn verstummen. Ganz im Widerspruch zu ihrer energischen Handlungsweise wirkte ihr Gesichtsausdruck überhaupt nicht feindselig, im Gegenteil. Sie hatte ihr leicht spöttisches Lächeln nicht mit ihren Kleidern abgelegt, ihre dunklen Augen wirkten geheimnisvoll und auch ihre keck geschwungenen, bildhübschen Brüste schienen ihn regelrecht anzustarren. Sie hatte die gleiche schöne Haut, wie viele Frauen im mediterranen Raum. Zart glänzend assoziierte er sie immer mit dem Duft von Olivenöl. Und ihre dezente, fast streifenfreie Bräune ließ ihn ahnen, dass auch die zartesten Stellen dieses bezaubernden Körpers gelegentlich in den Genuss der wärmenden Sonne kamen.
„Du wirst uns jetzt nicht mehr stören, aber Du darfst gerne zuschauen, wenn Du möchtest“, auch ihre Stimme klang sanft und freundlich und ihre Mundart kam ihm tatsächlich bekannt vor, hatte er ähnliches nicht irgendwo am Bodensee schon mal gehört? Weiter kam er in seinen Gedanken nicht, denn unsere Schöne hatte sich von ihm abgewendet und wieder zum Bett gedreht. Da saß seine Frau noch immer mit der Hand vor dem Mund, aber ihr Blick wirkte nicht annähernd so erschrocken oder empört, wie es seine schmähliche Lage verdient gehabt hätte. Nein, er konnte es kaum glauben: Sie lachte! Sie amüsierte sich offensichtlich köstlich und zeigte nicht die geringste Spur von Entsetzen oder Verärgerung!

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