Die Sterne über der Elbe

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Die Sterne über der Elbe

Die Sterne über der Elbe

Frank Nußbücker

Kuchenmüller schleppte sich das Elbufer entlang. Eigentlich mochte er es, wenn er zu Besuch in Dresden war, hier spazieren zu gehen. Oft war er von Tolkewitz, wo Pascal, seine Dresdner Gastgeberin wohnte, bis zur Augustusbrücke gelaufen; unter dem Blauen Wunder hindurch, vorbei auch an den drei Märchenschlössern. Schon manches mal hatte ihm ein solcher Spaziergang neue Kraft gegeben. Das hoffte er auch an diesem Tag. Er bewegte sich stadteinwärts. Schon bald merkte er jedoch, daß es sinnlos war. Die Schmerzen in seinem Unterleib waren zu heftig. Ein paar Meter vor ihm lag ein toter Baum.
Der dicke Stamm reichte bis hinunter zum Wasser. Kuchenmüller stieg, sich dabei an dem Baum festhaltend, zum Ufer hinab. Vorsichtig ließ er sich im Gras nieder und lehnte sich an das Holz. Er schaute rüber zum anderen Ufer. Zwischen all dem Grün blinkten viele kleine Häuser auf. Sanft hatten sie sich an den Elbhang geschmiegt. Kuchenmüller liebte dieses Bild. Es erinnerte ihn an die Modelleisenbahn in seinem Kinderzimmer. Seine Gedanken kehrten zur letzten Nacht zurück. Zusammen mit Pascal und einigen anderen hatte er den Abend im Bärenzwinger verbracht. Natürlich war auch Dominique dabeigewesen. Dominique war die beste Freundin von Pascal. Von Anfang an waren sie aufeinander zu gerast wie zwei Züge auf dem selben Gleis. Und gestern hatten sie sich getroffen. ... Dominique hielt ihren hübschen Kopf ein wenig gesenkt. Es sah tragisch aus. Sie saßen in dem Gang zwischen Bierbar und großem Saal. Aus dem Saal kam folkloristische Musik, aus der Bar das Gemurmel der Trinker. Sie hatten sich alles gesagt, was sich ein Mann und eine Frau, die scharf aufeinander sind, sagen können, bevor sie sich lieben oder damit beginnen, sich auf die Nerven zu gehen. "Laß uns zusammen von hier verschwinden", versuchte Kuchenmüller den Anfang zu machen. "Wohin sollen wir denn gehen?"
"Zu dir."
"Nein, bitte nicht.
... Ich kann nicht so einfach mit dir schlafen." Dominique seufzte und setzte leise hinzu: "Ich hab dich viel zu lieb." "Was heißt das? Bist du so schlecht?" Dominique lachte. Doch dann wurde sie wieder ernst. "Ich glaub, wir gehen besser nach vorne zu den Anderen."
Kuchenmüller war seit genau fünfzehn Wochen keiner Frau mehr nahegekommen, und Dominique hatte ihn die letzten Tage gereizt wie ein rotes Tuch einen Stier. Sie hatte eine sehr unauffällige Art, ihre Reize zur Geltung zu bringen. Wie sie ihren schlanken Körper mit Kleidungsstücken umgab, wie sie sich bewegte, der zarte sächsische Einschlag in ihrer Stimme - das alles machte ihn fertig. Sie gingen in die Bar. Kuchenmüller setzte sich an den Tresen, Dominique setzte sich neben ihn. Er entschied, sich zu betrinken. Aber nicht mit Bier, das würde zu lange dauern. Deshalb bestellte er einen Cuba-Libre. Der Barkeeper stellte den Drink auf die Theke und Dominique guckte wieder tragisch. Kuchenmüller trank das Glas zur Hälfte leer. Danach fühlte er sich etwas besser.
"Es ist mir lieber, wenn wir damit noch warten" riß ihn Dominiques Stimme aus seinen Gedanken. "Wieso?" "Dieter wohnt noch bei mir. ... Er wollte ausziehen, aber vorhin hat er mir gesagt, daß er bei mir wohnen bleibt." "Machen wir es eben zu dritt" brummte Kuchenmüller trotzig. Dominique lächelte. Für einen Augenblick sah es aus, als denke sie ernsthaft über seinen Vorschlag nach. Doch dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. "Nein. Das möchte ich nicht."
"Dann eben nicht."
"Es ist wirklich ein räumliches Problem!" Ihre Stimme klang trotzig. In Kuchenmüllers benebelten Schädel begann es zu arbeiten. Die ganze Zeit gab sie ihm ein Nein nach dem anderen, doch wenn er jetzt einfach nur stur blieb ... "Dann laß uns in Pascals Wohnung gehen."
"Aber wir haben doch keinen Schlüssel" hieß ihr nächstes Nein. "Dann müssen wir Pascal fragen, wo sie ihren Wohnungsschlüssel hat. Soll ich sie fragen, oder willst du?" Dominique zögerte einen Moment, bevor sie sagte: "Ich werde sie fragen." Sie ging rüber zu Pascals Tisch. Kuchenmüller schaute in das Flaschenregal hinter der Theke. Zeit verging. Als er herüberschaute, sah er, daß Dominique mit Pascal tuschelte. Alle am Tisch grinsten.
Die Nacht war warm und sternenklar. Auf dem Weg zu Pascals Auto, dort sollte der Schlüssel sein, küßten sie sich - das erste Mal an diesem Abend. Bisher hatte Kuchenmüller es vermieden, Dominique näher zukommen. Sie besaß eine sehr sinnliche Art, einen zu begrüßen. Kuchenmüller hatte es erlebt, mehr als einmal. Dominique hatte ihn immer sanft aufs Ohr geküßt und ihm dabei ihre Linke in den Nacken gelegt. Dann ließ sie ihre Hand ganz langsam seinen Hals hinuntergleiten. Das alles hätte Kuchenmüller an diesem Abend nicht ertragen, ohne die Wände hochzugehen. Sie hatten sich untergehakt. Alle paar Schritte blieben sie stehen und küßten sich. Der Weg wurde endlos. Am Auto fiel Dominique plötzlich über ihn her. Sie drückte Kuchenmüller gegen den Wagen und rieb sich an ihm. Ihre Arme umschlangen ihn, und sie streichelte ihn überall. Das war sehr schön, aber er wollte es nicht hier. "Dominique! Wir müssen uns jetzt konzentrieren. Wir sind hier, weil wir Pascals Wohnungsschlüssel suchen, und wenn wir ihn haben, dann fahren wir zu ihrer Wohnung, und dort werden wir miteinander schlafen, hörst du?" Dominique ließ von ihm ab. Sie öffnete die Autotür und kniete sich auf den Beifahrersitz. Kuchenmüller blieb neben dem Wagen stehen und schaute auf ihren Hintern. "Ich kann ihn nicht finden" klang ihre Stimme aus dem Wagen. "Was hat den Pascal gesagt, wo er ist?"
"Ich weiß es nicht." Dominique hielt inne. Sie drehte sich zu ihm und sah ihn mit großen Augen an: "Aber - selbst wenn wir ihn finden; wie sollen wir denn zu Pascals Wohnung kommen? Wir haben doch kein Auto." Kuchenmüller versuchte angestrengt, ruhig zu bleiben. "Wir können auch die Nacht lang durch Dresden latschen, wenn dir das lieber ist."
"Ja, laß uns durch die Stadt schlendern, die ganze nacht", sagte sie freudig. "Wenn das dein Ernst ist, dann bist du mich los, ein für alle Mal." Kuchenmüller machte kehrt und ging zurück in Richtung Bärenzwinger."Nein" sagte Dominique. Er hörte, wie sie das Auto abschloß und hastig hinter ihm her stöckelte. Es war seltsam. Wenn er einfach nur stur blieb und darauf beharrte, mit ihr schlafen zu wollen, machte sie auf ihre umständliche Art alles, was er wollte. Doch was wollte sie?
Dominique hatte ihn eingeholt und sich wieder bei ihm untergehakt. "Hör zu" begann Kuchenmüller. "Jetzt frag ich Pascal, wo sie ihren Wohnungsschlüssel hat. Außerdem werd ich sie bitten, daß sie uns ihren Wagen gibt." Dominique nickte. Schweigend liefen sie nebeneinander. Nur noch einmal, kurz vorm Bärenzwinger, küßten sie sich. "Ihr habt den Schlüssel nicht gefunden?" Pascal lachte. " Ich hab Dominique doch gesagt, daß er in der Beifahrertür liegt." Die Beifahrertür war der einzige Ort, den sie nicht abgesucht hatte. Dominique hatte inzwischen damit begonnen, sich umständlich von allen zu verabschieden. Aus dem Autoradio rieselte Musik. Dominique steuerte den Wagen durch das nächtliche Dresden. Kuchenmüller sah ihr zu dabei.
Sie sah wunderschön aus. Er legte ihr seine Hand zwischen die Beine. Kurz darauf blieb der Wagen stehen, mitten auf einer Kreuzung. Dominique machte ein paar Versuche, ihn wieder zu starten, doch sie schaffte es nicht. Behutsam nahm sie seine Hand zwischen ihren Beinen hervor und legte sie auf ihr Knie. Dann startete sie den Wagen und steuerte ihn sicher raus nach Tolkewitz, zu Pascals Wohnung. Dominique war sofort im Bad verschwunden. Kuchenmüller machte sich daran, aus seinem Schlafsack, einigen Decken und ein paar Kopfkissen auf dem Boden des kleinsten Zimmers ein Bett herzurichten. Er war sehr aufgeregt. Endlich kam Dominique ins Zimmer. Sie kniete sich zu ihm auf das Lager und küßte ihn. Kuchenmüller begann, sie langsam auszuziehen. "Wollen wir die Sachen nicht lieber anlassen?" fragte sie schüchtern. "Das ist doch Unsinn, Dominique. Wir werden schwitzen, und es ist nicht nur unbequem, sondern auch ungesund, die Nacht in durchgeschwitzten Sachen zu verbringen."
Sie nickte, und sie zogen sich gegenseitig aus. Dominique trug unter ihren Jeans schwarze Nylons mit einem verschlungenen Muster darauf, darunter einen kleinen, schwarzen Slip. Als seine Hand die Stelle zwischen ihren Beinen streifte, konnte er durch ihren Schlüpfer hindurch spüren, daß sie feucht war. Behutsam legte er sie vor sich auf den Rücken. "Laß es uns nur mit den Fingern machen, ja?"
Kuchenmüller hörte nicht, was sie sagte, denn er war in den Anblick ihres schlanken Körpers versunken. Er faßte unter sie, hob sie ein ganz klein wenig an und öffnete ihren BH. Ihre kleinen, festen Brüste streckten sich ihm entgegen. Dominique zog ihn zu sich herunter. "Wie möchtest du es am liebsten?" flüsterte sie ihm ins Ohr. "Leg dich auf mich." Dominique tat es. Dann begann sie, sich auf ihm zu bewegen. Ihr warmer Körper auf dem seinen, dazu die wohligen Laute, die sie von sich gab - das machte ihn wie besoffen. Er brauchte sie nur ganz sacht zu berühren, um sie in Ekstase zu versetzen. Auch wenn er mit den Zähnen eines ihrer Ohrläppchen zu fassen kriegte, war sie kaum zu halten. Dominique zuckte zusammen. Es war das Geräusch des sich im Türschloß drehenden Schlüssels, das sie erschreckt hatte. Die Anderen waren zurückgekehrt und verteilten sich auf die übrigen Zimmer.
"Komm, laß uns ficken" sagte Kuchenmüller leise. Dominique nickte. Er langte nach seiner Hose und drückte ihr einen Packen Kondome in die Hand. Sie riß eins der Päckchen auf und streifte ihm ganz langsam den Gummi über. Kuchenmüller stieg auf sie und drang behutsam in sie ein. Ganz sacht begann er, sie zu reiten. Dominique antwortete auf jede seiner Bewegungen, als gehörten sie schon immer zusammen. Von ganz weit her spürte er die Erfüllung näherkommen. Als er sich in ihr ergoß, durchzuckte es ihren Körper. Sie drückte ihn an sich, ihre Fingernägel gruben sich in seinen Rücken. Kuchenmüller ließ sich neben Dominique auf das Lager gleiten. Er war völlig erledigt und wollte jetzt nur noch schlafen. Dominique kuschelte sich an ihn und streichelte ihn. Nach einer Weile langte sie ihm prüfend zwischen die Beine. Dort hing sein Kleiner, schlaff und erledigt. Das hat sie nicht verdient, dachte er sich. Er hockte sich neben sie und liebkoste mit dem Mund ihre Brüste. Seine Lippen glitten weiter an ihr herab, sie gelangten zu ihrem Bauch. Seine Zunge fuhr in die kleine Vertiefung, in der ihr Nabel lag. Von dort aus ging sie langsam abwärts, über ihre Scham, zwischen ihre Schenkel. Nun begann seine Zunge, sie dort zu streicheln. Dominique wand sich, aber er hielt sie fest umklammert. Sein Mund folgte jeder ihrer Bewegungen, sie blieb seine Gefangene. Dann spürte er, daß sich ihre Lippen seinen Schwanz geschnappt hatten.
Ihm wurde schwindlig, daß er die Augen schließen mußte. Überall sah er nun tanzende Sterne. Zum ersten Mal erlebte er, was das Wort Sternenzelt meinte.
Dann spürte Kuchenmüller, daß er auf den Rücken geworfen wurde. Er öffnete die Augen und sah Dominiques Nachtgesicht über sich. Sie kam über ihn, und er versank in ihr, überließ sich ganz den Bewegungen ihres Körpers, bis Dominique sie beide ins Ziel gebracht hatte. Sie ließ sich auf ihn fallen, deckte ihn zu mit ihrem heißen, schwitzenden Leib. Aneinandergeschmiegt lagen sie auf ihrem Lager. Die Luft war erfüllt von den Düften ihrer Körper.
Kuchenmüller schaute in den Nachthimmel. Die Sterne standen jetzt wieder still und leuchteten friedlich auf ihn herunter. Kurz bevor er glaubte, einzuschlafen, spürte er, daß ihm Dominique wieder prüfend zwischen die Beine langte... Der Morgen war grau und diesig, die Welt sah aus wie eine riesige Waschküche. Dominique saß neben ihm, sie war fast fertig angezogen. Kuchenmüller fühlte sich zerschlagen. Sein Unterleib schmerzte dumpf. An den Knien hatte er Schürfwunden, auf dem Rücken brannten die Spuren ihrer Fingernägel. Dominique knöpfte ihre Jeans zu und schlüpfte in ihre Stiefel. Sie beugte sich zu ihm herunter und küßte ihn flüchtig auf die Stirn. Alles kokette war aus ihrem Gesicht verschwunden. Dann stieg sie über ihn hinweg, verließ das Zimmer und zog die Wohnungstür hinter sich ins Schloß. Kuchenmüller hörte sie die steinernen Stufen des Treppenhauses hinunterstöckeln: Klack, klack-klack, Klack-klack, Klack-klack ... Kuchenmüller erwachte. Ihn fröstelte. Eine Wolke hatte sich vor die Sonne geschoben. Er nahm einen Stein und warf ihn in den Fluß. Plumps machte es, und er war im Wasser verschwunden. Auf der anderen Elbseite fuhr ein Bus die Uferstraße entlang. Er fuhr stadteinwärts, in Dominiques Richtung. Die Wolke war vorübergezogen, und die wärmenden Sonnenstrahlen trafen ihn. Kuchenmüller schaute zum Himmel. Er blinzelte in die Sonne, und da sah er sie wieder, all die leuchtenden Sterne, die Sterne...

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