Fast in Zeitlupe glitt er über die Treppenstufen aus rötlichem Kirschholz – und wäre beinahe gestolpert. Kim strahlte ihn an. Sie trug ein weisses Frühlingskleid mit gewagtem Ausschnitt; das Haar trug sie schulterlang und im linken Nasenflügel steckte das kleine silberne Piercing, das er ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. „Cool“, dachte er bei sich, „jetzt bloss nicht die Nerven verlieren“. Mit artigen Küsschen auf die Wangen begrüssten sich die beiden und gingen dann Seite an Seite durch den riesigen Park Richtung Kiesplatz, wo bereits Grillkohle glimmte. Verstohlen betrachtete Erwin Kims gut entwickelten Körper. Ihr Ausschnitt gab den Blick frei auf zwei wohlgeformte Brüste; Kim lächelte ihn an.
Sie setzten sich an den Jugendtisch, wie die eine Ecke seit Jahren genannt wurde, und arbeiteten sich durch Besteck, Kristallgläser und Rindsschmorbraten mit zwölf Gemüsesorten. „Wetten dass Onkel Felix wieder einschläft, so wie letztes Mal?“ flüsterte Kim. „Diesmal wird er wohl noch vor der Nachspeise einpennen – weißt Du noch, wie er kopfvoran in die Vanilleschüssel geklatscht ist?“ Erwin verschluckte sich, so lustig war die Erinnerung, die jetzt hochkam. Onkel Felix war altgedienter Jäger, mit geschwungenem Schnauzer und Lorgnon – solche Menschen gab es eigentlich nicht mehr. Er wirkte schwerfällig, war ausgesprochen korpulent und gesprächig – solange die Themen seine Interessen tangierten. Wandten die Gäste sich höflich von ihm ab und wieder Anderem zu, begann für ihn die absolute Leere. Da gab’s dann nur noch eins: Einschlafen. Der Alkohol besorgte den Rest.
„Worum wetten wir?“ Erwin hatte sich von seinem Hustenanfall erholt. „Du hast vorhin Deine Blicke kaum von meinen Brüsten lösen können, Kleiner... ich werde sie Dir zeigen. Verliere ich die Wette und Onkel Felix ist während der Nachspeise noch wach, schlage ich für Dich da drüben am Waldrand ein Rad. Splitternackt.
Die Wette
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