Dinner mit Jimy

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Dinner mit Jimy

Dinner mit Jimy

Anita Isiris

Jimy war Rons Arbeitskollege. Vor fünf Jahren war er aus Nigeria eingewandert und sprach nahezu akzentfrei deutsch. Er hatte eine tiefe Stimme, einen federnden Gang – war aber in seinen Bewegungen auch etwas schlaksig, was mit seiner Grösse (1.80 m) zusammenhing. Den Leuten im Fahrradshop zeigte er ein blitzendes Lachen – und die Blicke etlicher Kundinnen, die eigentlich bloss eine Radklingel kaufen wollten, verirrten sich seinen Beinen entlang, die meist in einer engen und verwaschenen Jeans steckten. Jimy war humorvoll, musikalisch, sportlich und verstand es, sich an einfachen Dingen zu erfreuen. Sein Herz tat einen Freudensprung, als der schwarze Blueser Keb’ Mo die CD "Keep Things Simple" veröffentlichte. "It’s as I always said!" jubelte er.
"Du musst mal meine Claudia kennen lernen", lud Ron ihn eines Tages ein. Jimy hatte zu Frauen ein unkompliziertes Verhältnis. Weder war er ein lästiger Schwerenöter, noch schwebte er in Oberflächlichkeit durch Berns Betten – er verhielt sich gelassen. Genau diese Gelassenheit brachte die Frauenherzen zum Kochen. Sie vermuteten dahinter brodelnde sexuelle Energie, die sie in den schwarzen Fahrradmechaniker hinein projizierten.
Claudia hatte sich besonders hübsch gemacht an jenem Abend. Mit dezent geschminkten Lippen, kaum sichtbarem Kajal, frisch frisiert und im neuen Kamelhaarpulli empfing sie Ron und Jimy, die beide direkt von der Arbeit kamen. "She’s so beautiful!" war Jimys erste spontane Äusserung; sofort erschienen an Claudias Hals ein paar rote Flecken. Eine besonders gute Köchin war sie nicht – der Kartoffelauflauf erfüllte aber die kleine Wohnung mit appetitanregendem Duft. Die beiden Jungs zogen sich erst mal ins Wohnzimmer zurück. Claudia kam in der Küche allein zurecht. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie liebte ihren Ron innig und wusste, dass er sie begehrte.

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