"Ganz schön staubig hier. ...Lange nicht mehr geputzt worden", ...ging es Dorndößchen spontan durch den Kopf. ..."Muss wohl mal ein ernstes Wörtchen mit der Hausmagd reden."
"Ich habe sie stöhnen gehört. Sie haben sich doch nicht etwa verletzt?"
Drei Tröpfchen frischen Blutes lagen da neben der Spindel im Staub. Irgendwie erinnerte sie sich verschwommen an den Fluch einer unfreundlichen Marktfrau. Aber das schien schon bald tausend Jahre her zu sein. Erst jetzt bemerkte die Prinzessin, dass sie fast nackt war.
Verschämt zog sich Dorndößchen die fadenscheinigen Kleider zurecht. Was suchte dieser fremde Kerl eigentlich in ihrer Kammer?
Viel später erst sollte sie erfahren, dass es sich bei ihrem Retter um keinen Prinzen handelte (denn die waren inzwischen reichlich aus der Mode gekommen).
Aber er war ein recht solventer Architekt, und das war ja auch schon was. Dazu sah er ziemlich gut aus, und war ihr auf Anhieb sympathisch.
Der greise Bräutigam, dem sie einst versprochen war, war ohnehin längst zu Staub zerfallen (was unsere Heldin kaum bedauerte).
Der Retter mit der Rosenschere bot sich auch alsgleich an, ihr einen goldenen Ring zu schenken. Denn er fand die Prinzessin ziemlich sexy, und der Spindelstich musste ja schnell geschlossen werden.
Auch sonst war er eine gute Partie. Denn er hatte die verwunschene Turmruine für kleines Geld erstanden, um sich einen großen Traum zu erfüllen. Irgendwie hatte er ziemliche Ähnlichkeit mit einem gewissen Stallknecht, so dass sie bald genau dort weiter machten, wo Dorndößchen in ihrem feuchten Traum unterbrochen wurde.
Und weil es so großen Spaß machte, hatten sie noch immer nicht die Nase voll davon.
So gänseln sie gewiß noch heute. Denn gestorben sind sie nachweislich nicht.
Dorndößchen wurde erst kürzlich von mehreren verläßlichen Klatschweibern gesehen, die seit geraumer Zeit in einer nahegelegenen Ortschaft ihr Unwesen trieben. Sie schob einen recht schnittigen Kindersportwagen vor sich her, und schien alles daran zu setzen, dass ihr verschlafenes Geschlecht nicht ausstarb...
Ende
...oder doch mehr? Tippen Sie doch mal „Rotkerbchen“ in Ihre Suchmaschine
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