Viele Hausfrauen langweilten sich nämlich damals, da ihre Gatten alle Tage in den Krieg zogen, und sie oft allein zuhause waren. Vorsichtig musste man nur mit den Spitzen sein. Um so spitzer die gefährlichen Dinger waren, um so flinker drehte sich die Spindel natürlich im Spinnrad. Doch das barg auch eine gewisse Gefahr, wenn man die Dinger zweckentfremdete; wovor die Gilde der Spindeldrechsler auf dem Holzkasten übrigens eindringlich warnte. Ganz deutlich stand da in großen, schwarzen Lettern eingebrannt: "Nur zum spinnen und anschauen geeignet. Bei unzweckmäßigem Gebrauch, sollte man zumindest höllisch aufpassen!"
Und mit dem Aufpassen hatte Dorndößchen so ihre Schwierigkeiten. Denn wenn sie so richtig in die Zweckentfremdung vertieft war, und von derben kräftigen Knechten träumte, konnte es schon mal passieren, dass ihre flinken Finger schneller waren als der Verstand. "Autsch"..., schon war es passiert.
Ein kleiner Stich, der schwerwiegende Folgen zeitigte. (In den grimmigen Märchen hieß es einst, die Prinzessin hätte sich in den Finger gestochen... erstunken und erlogen. Sie stach sich an einer Stelle, wo die Finger eines anständigen Mädchens nichts zu suchen hatten. Aber ein anständiges Mädchen wollte Dorndößchen ja auch niemals sein. Darum ließ sie sich auch gleich einen noch offenen Ring besorgen, als sie wieder aufwachte. Denn der machte sich da ganz wunderbar...) Und das mitten in den Hochzeitsvorbereitungen. Es wäre eigentlich kaum schlimm gewesen.
Doch da die Spindel von einer bösen Marktfrau verzaubert war, der Dorndößchen wegen schlechter Zukunftsaussichten den Wahrsagerlohn schuldig blieb, bewahrheitete sich eben jener Fluch. Dorndößchens Zukunft fror gewissermaßen ein.
Und wäre nicht zufällig eine freundliche Fee vorbei gekommen, die Dorndößchen gut leiden konnte...
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