Alles klar, Mary? Ja, schon. Okay, soweit claro. Dräng mich nicht. - Ja, hab alles kapiert. Daß du mich ins Mephisto eingeladen hast, na, zuerst dachte ich - na, Schwamm drüber .- Was hattest du denn erwartet -?
Na, der feine Rotwein - so was Trocknes hab ich noch nie getrunken. Wurde ich ja feuch- äh, von. Ach, was! - Wie teuer ist er dir gekommen? Lass man -
- Na, klar, und dann gegen deine Ex - da, der wollte ich schon immer eins auswischen. Die hat meiner Kerstin - in Reli, weißt du? - zum zweiten Mal eine Vier verpaßt - und am Elternsprechtag - da, hat die sich rausgeredet - na, ist schon gut! Bring'n wir 's hinter uns! - Also, ich mim' dir deine saubere Britta. Das mach ich doch! - Sitzt die jetzt allein in deinem Haus? - Ja, hat alles ausbezahlt. Innerhalb von zwei Monaten hat die all das Geld aufgebracht! - Aber einen neuen Lover kriegt die nie ab. - Nun, an die Arbeit! - Und wenn die beiden da mal wirklich miteinander quatschen, am Telefon?
Ach, was! Egal! - Also, hier, die Nummer ist hier gespeichert. Drück da nun drauf und warte, bis die Alte sich meldet. Die spricht so quäkig, schroff! Sonst leg auf, wenn sie's nicht ist!- Ja, ja. (Mhm, mhm räuspert sie sich ermutigend.) Ja, also, guten Tag ...Nix: also! Mary, das kannst du besser.
- Marie, bitte! Du verwechselst mich hoffentlich nicht - mit deiner, äh, Großen? Die hat mich gesehen, als ich ausstieg, unten im Vorgarten, und ich hier raufschellte. - Äh, du, im Ernst, ich kann den Text, fast auswendig, du hast ihn zwar geschrieben, Kurti, aber quatsch' mir nicht rein, ja! - Sonst werd ich noch nervös! Mein Mann, der hatte auch immer, sozusagen, so was, so ein Drehbuch für mich. Und meine Hausarbeit! Und meine Telefongespräche mit seiner Mama! Selma! Selma, heißt sie, meine Große, studiert Kommunikationswissenschaft. Oder so was! - Ich hatte erst überlegt, dass sie für mich hier das Drehbuch abliest. (Marie protestiert): Das kannst du doch nicht - mit deiner Tochter deiner Ex - eins reinwürgen! (Kurt fuchtelt abwehrend mit den Händen): Yeah, yeah! Clever ist die! Frech genug ist sie! Aber ich wollte mich nicht in ihre Hand begeben. Ehrlich! - Die könnte mich ja erpressen! - Eine Arbeitskollegin ist da schon besser. - Ist vernünftiger so, schon! Mach ich doch für dich! Als mein Ex mich terrorisierte - was meinst' du, wer mir geholfen hat...?Keine Ahnung!
- Ein Bulle. Einer in Uniform, der mir privat geholfen hat. Ohne auf was zu spekulieren. Einfach so!
Aber; Marie, du machst das schon gut! Lies doch noch mal zur Probe. Den ersten Absatz.
Marie (räuspert sich, beginnt probeweise): Ja, Guten Tag, Frau Weyrich. Hier Trautwein-Gottsched. – Ja? Sie erinnern sich – Sie hatten mich vor zwei Wochen angerufen - Gut so? Okay. Ich meine aber nur: ein bißchen langsamer! - Ja, wenn die Alte da losatmet -
Ja, ihr Atem soll ihr stocken. -
- Dann leg ich los.
Sie rückt im Sessel sich zurecht. Nimmt noch einen guten Schluck Champus aus dem Kristallkelch mit dem eingeschliffenen Kurt und Britta.) Okay! Lot jonn, Jong! Toitoi-Ratzfatz! Nun, klar?
- Ich drück mal die Taste – äh, wie ist eigentlich meine Stimme? Ja, die kommt gut hin. Ein bißchen erkältet. Da kann man nicht unterscheiden, dass du gar nicht meine Ex bist. - Klasse, nicht wahr, süßes, paradiesisches Frauchen, du! Na, keine Turteleien! (Schubst seine Hand von ihrer Schulter.) Ja, weiß ich. Klingt nicht schlecht. Deine Kassetten haben mir geholfen. Wieviel hast du da eigentlich mit ihr gequatscht, um das alles mitzuschneiden -? Och, was man nicht tut, um seiner Ex Nebelkerzen wie vom Weihnachtsbaum hinzuwerfen. – Okay, jetzt leg los!
Jetzt, die Nummer, siehst du da, im Display. Die Nummer ist richtig. - Noch was zu trinken? Champus? - Oder was anderes? - Klar. Aber ich, ich will nur ins Drehbuch kucken. Einfach ablesen. Wie abgemacht!
Ja? Bleib beim Text!
Es tutet, dreimal, fünfmal; endlich: Es meldet sich: Frau Weyrich: Ja, hallo, hier Weyrich!- Ja, Frau Weyers, äh, Weyrich, ‘tschuldigung - Hier Trautwein-Gottsched. Ja, richtig - Sie erinnern sich ja auch noch an das Gespräch vor einiger Zeit? Als Sie mich unvermutet anriefen, ja? (Pause) Mir fiel jetzt gerade eine Telefonnummer von einer Freundin in Hannover ein. Und die habe ich angerufen. Und sie hat mir Ihre Nummer durchtelefoniert. (Unverständlich): - Ja, sicher. Ich selber. Ja, damals war ich etwas überrascht. Und die Kinder im Haus. Da – Ja, ich dachte mir, wir sollten einfach noch mal miteinander sprechen.
Wie? –
Ja, sind Sie eine Ehebrecherin? – Das sagt Ihr Ehemaliger ja immerzu meiner Helga?
Sie meinen? Nein! Nein! Ehebruch!
Mary hält die Hand über die Muschel, tuschelt zu Kurt: Die gerät mir aus dem Drehbuch. (Legt die Hand auf den Hörer.): Du, die schleudert mich aus dem Drehbauch, die Alte! Er streichelt sie beruhigend, am Oberarm, nah an den Busen rutschend.) Schaffst du schon. Immer ruhig. Legt seine Hand auf ihre Schulter. Küßt sie leicht auf die Wange. Halt durch, Mary! (Noch leiser: Dann gehen wir essen! Quatsch ihr einfach rein. Die Alte braucht hier nicht den dicken Sabbel zu machen. Was hat die schon hinter mir hertelefoniert. Das aasige Weib! (Der Mann streichelt der Telefonierenden das rechte Ohrläppchen. Sie zuckt zurück.) Ich hatte den Eindruck - das Gefühl damals, Sie wollten noch etwas über meinen Ex-Mann wissen. Ist ja ein konservativer Brocken, der! (Pause, Atmen): Wie - wie?
Ja, Frauen sollten zusammenhalten. Nein, ich bin jetzt alleine zu Hause.
Ja, das Haus gehört mir jetzt ganz. Also, ich habe mich entschlossen, Sie kurz zu informieren – und dann soll’s auch gut sein..
Damals wollte ich vor den Kindern nicht reden. – ja, da habe ich Ihnen nur zugehört. War ja für mich eine Überraschung! – Jetzt – können Sie mir mal jetzt zuhören? Die Kinder waren ja überrascht. Tun Sie das bitte nicht mehr. Ich meine: anrufen. Das ist eine Zumutung für mich. Also, mal unter Frauen -Ich war zwanzig Jahre verheiratet. Und dann vier Kinder und eine Fehlgeburt.
(Frau Weyrich, mahnend) Na, und die Abtreibung! Wie war die?
Marie (schaut fragend Kurt an. Der zuckelt mit den Achseln): Davon wissen Sie?
(Frau Weyrich kichert.): Na, ja, nun. Davon wußten auch wir Frauen früher. Wollen Sie es genau wissen: Helga erzählt mir doch alles. Ich habe Vertrauen zu meiner Tochter. Und deshalb behüte ich sie auch vor schaden! - Und sie auch zu mir, äh, Vertrauen. (Marie, mit der linken Hand auf dem Hörer, fragend an Kurt gerichtet, zieht ihn zu sich runter.): Na, wenn die wüßte...!(Kurt, sich über sie beugend, zischelnd): Marie! Lauter! Marie, ernsthaft, dringlich: Ja, die Kinder, die haben mir Riesenvorwürfe gemacht. Ihnen den Papa geraubt! Ha! - Schon! - (reckend, sich streckend): Rufen Sie mich bitte nicht mehr an. Sonst lege ich auf, wenn die Kinder da sind. Das ist mir zu unbequem. Ja, nach zwanzig Jahren, geputzt, gewienert, gedienert! Kinderkommunion und so'n Zeugs! Was ein Aufwand! Und er glaubt ja an nix! Ihm das Bettlaken geradegezogen. Bitte? - a, die Flecken rauswaschen! - Bitte? Ja, auch, ihm die Matratze gespielt. Auch! Aber, nicht immer, wenn er wollte. Bitte? Gespielt? Na, so lieblich war’s nicht! – da habe ich endlich auch das Recht – ich meine: Ich möchte mir dann „Jetzt habe auch ich das Recht zu leben. Nicht nur mein Mann! Vom Doktor-Titel (summa cum mich als Schreibmaschine) - und vielleicht noch Professor werden - bis zum fünften Kind, das er mir machen wollte. Immer er. Ich! Ich! Ich meine: ER, er! - Und noch ein Projekt in der Wüste. Ja, im Iran! Und endlich was für mich zu tun! Ja, dazu hatte ich das Recht!“ (Pause!)
(Marie leise zu Kurt, die Hand auf den Hörer): Die ist doch wohl noch nicht abgenippelt, äh, platt! - (Lauter, bestimmend) Und Partnerschaft, endlich Gleichberechtigung, von ihm hab ich gefordert! - Ja, Partner und so! Und stellen Sie sich vor, als ich ihm damit kam. Einfach mit der Wahrheit. Ganz friedlich und freundschaftlich! Und seine Reaktion? Er sagte mir, er verstände mich. Ich sollte auch mal nach draußen, wieder. Und ich durfte ein paar Schulstunden geben, so für Aussiedler. Furchtbarer Unterricht. Und hat er mir eine Ostasienreise spendiert. – Ja? Ja, da war ich alleine. Quer durch China, bis nach Tibet! Aber das hat mir auf Dauer auch nicht gefallen. Dabei wollte ich ganz was anderes. Wirklich. Ich wollt einen anderen Mann haben. Vielleicht verstehen Sie es nicht. Sie sind ja auch stark religiös. - Nein? Hat Kurt mir erzählt. Wir sind ja immerhin noch verheiratet. Und er weint sich gerne bei mir aus. - Oh, da sage ich dann lieber nichts drüber! Frau Weyrich (laut): Und die Steuern? Wie machen sie das mit den Steuern?
Ja, nein, darüber rede ich nicht. Kann Helga ja meinen Ex fragen! (Maria trinkt hastig, prustend): 'tschuldigung, mußte einen Schluck trinken. Männer – jaja, die Männer! Ihr Mann sagt immer meiner Tochter: Sie wollen einfach Männer haben - einfach so zum – Ja, Sie wissen! Abe das ist Quatsch. Ich will verstanden werden und einen Partner haben! So ist das!
Und ich hab Kurt gesagt: Nimm dir doch auch eine Freundin. Wissen, was der Ernst gesagt hat: Was soll ich mit einer Freundin? „Ich habe ja Dich? Schatz! Und immer wieder Schatz!“ Und: ganz wie ein treuherziges Papilein! Wie de Vater Schnier - der da von seiner Geliebten aus stracks zum Sohnemann, diesem gescheiterten Clown fährt! - Ja, kennen sie? - Wie der Papst, wenn die Engel ihn besuchen oder er seine knieenden Schäfchen segnet, die ihm die Händchen küssen. (Leise, von ferne): Versteh ich auch so!
Treuherzig blickend wie ein Hund, der so tut, als sei er geprügelt - aber ich mein ihn, meinen mich liebenden Mann. Wie sehr er mich liebt! Da fiel mir gar nichts mehr ein! (Pause, beide hörbar atmend): Und einmal hat er mir doch Mon-cheri unter das Kopfkissen gelegt, hatte ihm sein Therapeut geraten -Ja, wir waren zusammen da. - hab ich ja angefangen, als ich noch nicht wußte, wie das Ganze! - Ich sag Ihnen, es hat mich verrückt gemacht, diesen Mann endlich loszuwerden. Er hat beschworen, nicht die Familie kaputt zu machen. Die Heilige Familie. Ich konnte nur lachen, um nicht zu weinen. Der ganze altmodische Kram: Frau zu Hause, für Heim und Herd – und Kinder kriegen... Und alles hunderttausendmal waschen, stopfen, nähen, putzen, gerade zu zupfen, bügeln und sich wieder alles schmutzig machen lassen. Und stopfen. Das wollte er immer gemacht haben. Die letzten Plütten. Stopfen!- Ja, und - und bei Ihnen - und Ihnen den Muttersack vollstopfen!
Wie? Oh, mein - äh, alle Achtung, (Frau Weyrich kichert ungeniert): Stimmt doch, ja?
Äh, ja, nun - bis der mich mal arbeiten ließ; ja, halbe Stundenzahl, geb ich schon seit fünf Jahren. Anständig in meinen Fächern. Heilige Familie! Da hat er aber bestimmt, was heilig war! Dass ich nicht lache! Naja! Ich hab den Krempel über Bord geschmissen. Bitte? – Ja, einige Frauen haben mich unterstützt. Ich hab dann einen Rechtsanwalt genommen. Und er mußte zahlen – Kurti natürlich. Ich sag‘ Ihnen, so viele Geld, wie der hat, haben Sie als Frau und Mutter nie gesehen. [Lachen!] (Marie zeigt auf das Drehbuch, wo sie wieder Anschluß zu finden sucht; ist in ihrer Miene erstarrt. Dann Maria nimmt den Faden wieder auf, redet Frau Weyrich in den Satz: Das hat ihn leider auch nicht umgeworfen, überhaupt nicht. Ich habe mir dann noch was anderes einfallen lassen, ihn loszuwerden. Er ist dann krank geworden. Ja, der Rücken. Wenn einem Man der Rücken zusetzt - oh, wie die leiden! Was das war, weiß ja kein Arzt. Ein bißchen Kummer, kränkt den Hummer! Ich dachte schon, das regelt sich jetzt alles von alleine. Naja, leider nicht. Hartnäckig wie der ist! Liebt mich noch immer. Aber wie! (Marie, auf Antwort wartend.) Und dann seine Religion: in die Kirche gehen. Ich sagte ihm: Du bist so toll als Christ und und so. Mit deinem Gerede. Dann lass mich doch gehen. Gib mir was Geld – und lass mich probeweise gehen. Bei der Nina hab ich 'ne kleine Wohnung, mit Superbalkon, zum Sonnenuntergang hin. - Wissen Sie, ich bin eine moderne Frau. Eine moderne muss nicht verheiratet sein. Basta! Würde Schröder sagen. Ja, der Kanzler. Schätzen Sie? Na, ja... Ja, der mit vier Frauen. - Oder sind es schon fünfeinhalb? Ja, weiss man ja nicht. - Er wollte, ja, er wollte die Kinder nehmen. Ich hatte schon große Sorgen. Er kann mit Kindern umgehen. Ja! Aber ich wollte nicht, dass er die Kinder kriegt! Was hätte er da mit dem Geld nicht alles gemacht. Und die zwei Mädchen – na, ob die ihren Papa lieben! - Sind Sie noch dran, Frau Weyrich? Dann haben wir uns nur noch gestritten. Auch beim Anwalt! Und was das kostet! (Unverständliche Frage Frau Weyrichs; Kurt nachforschend, dringlich): Was, was sagt die Alte..?)Seine politischen Absichten, meinen Sie? Ich sage ihnen: lächerlich, voriges Jahrhundert. Wie Kaiser Wilhelm, auf seinem Holzbock! Und ich Idiot habe mit ihm die Wehrmachtsausstellung in Aachen, am letzten Tag noch, besucht! Er schimpfte. Und wie! Schande über Deutschland! Das war ganz schlimm, wie erbost er war. Er redete ständig von unserer Wehrmacht! Den Leistungen unserer Soldaten. 950 Tage vor Leningrad und so! Und Eis in der Lunge! Kurt (stoßweise an Maries Ohr, drängend): Was quatscht du da? Steht nix auf dem Papier von! Marie (stößt ihn sich vom Leib): Das war ganz was Heiliges für ihn, unsere Wehrmacht. Ich selber? Ich bin ganz links! Ein moderner, Mensch, ach, was, eine moderne Frau kann nur links sein. Ich denke, Sie verstehen mich. Ich möchte hier lieber abbrechen –- Sie! Sie! Sie lügen ja! Wer Sie wirklich sind, hat Ihr Mann meiner Helga ja erzählt. Ja, was meine Tochter mir alles erzählt. Ich muß ihr nur eine Schote von meinem, äh, ihrem Papa erzählen! Ja, gut ich höre zu!Hat meine Tochter mir erzählt. Und Sie lassen sich - ja, äh, lassen sich von den Kandidaten der Anzeigen - besuch - äh, bumsen. Wie bitte? Was erzählt Ihnen da die -Ja, ja, zwei - äh, zweiundzwanzig Männer in einem Monat! Wieviele haben Sie da - da - drangelassen, an den Brunnen der Mütterlichkeit. Nun, machen Sie mal einen Punkt, Frau Weyerisch, äh - ach, egal!- Eine Hure hat Ihr Ex Sie genannt! Die mit ihren Anzeigen -bum -
Ich bitte Sie! Mein Gott! So ein Wahnsinn!
- Erzählen Sie ihm doch nicht alles! Das dringt ja bis nach Hannover!
Nein, das konnte er nicht. Ich habe den Orgas- , äh, die sexuelle Erfüllung erst bei einem Mann erlebt, den ich liebte. Ja, nach dem vierten Kind – Ja, einschließlich des Abbruchs. Ja, den wollte ich. Da brauchte ich seine Unterschrift nicht. Ich bin eine selbständige Frau. Geistig und materiell! Was? Ob er klammert? Meinen Sie: festhalten wollen, einfach krallen oder so!
Maria hört sprachlos zu. Kurt kann nichts mithören. Jetzt werden Sie aber drastisch. Frau Weyrich – ich bitte Sie –
Wie, ist ganz selbstverständlich. Aber dafür hat dieser feine Mensch nun gar kein Verständnis gehabt. Kurt hat den Mithörtaste wieder gedrückt, entgegen Marias Wegziehen. Frau Weyrich: Und die anderen Kinder, meine Wunschkinder – die hat mein Mann mir alle weggepoppt. Wie bitte, das versteh ich nicht.
Mit diesen - diesen - Präsern, Kondome sagt man wohl, wissen Sie. Mein Gott: Sie wollen sagen - wollen sie sagen? Der wollte immer drauflos - pimpern?
Früher sagte man poppen dazu, nicht? Aber ich durfte darüber nicht reden. Mein Gott! So hätte ich mir Sie nicht vorgestellt. Ja, das – na, also, ich habe auch einige andere Männer kennengelernt. (Kurt geht am Fenster auf und ab; er schwitzt, krault seinen Bart; legt seine Hand auf Marys Ohr: Sie hält den Hörer zu, er flüstert drängend: Aufhören, hör auf! Das läuft ja ganz falsch. Das steht nicht in meinem Drehbuch, du! Das, wenn das meine – äh, hört!) Dann sage ich Ihnen lieber – Schluß jetzt. Und rufen Sie mich bitte nicht mehr an! - Was - Nein, nix mehr! Interessiert mich nicht!
Ich bin nicht daran interessiert, mich von Ihnen beschimpfen zu lassen. –
Kurt (ergreift den Hörer, ein kleines Gerangel; er zischt, drückt den Hörer Marie in den Schoß): Schluß jetzt! Ihr seid doch verrückt, ihr Weiber! Marie (wehrt sich kurz, schiebt den Schimpfenden sanft fort): Lassen Sie hier abbrechen! Ich will das so! - Auf Wie -
*
Kurt legt den Hörer auf: Du bist doch, naja, ist ja eine starke Num- äh, ein starkes Stück, die Alte. Marie steht auf, streicht ihren Rock glatt: Das Drehbuch hättest du nie hingekriegt... Ja, Pimpern! Und noch was von - von Verhütungsdingern. Marie( rückt ab von Kurt): Mensch, du, ich muß mal für kleine Mädchen. Wo ist das hier in deiner Wohnung? Du! Ehrlich! Ich habe mich von vornherein hier bei dir nicht wohlgefühlt. So fremd ist das mir hier. - Du, ich bin ganz, ich bin nass da unten. - Mein Gott, was sag ich da? Und das alles hier hat noch deine Ex ausgesucht und - in Schuß gehalten? Ne, laß mich, Kurt. Ich muß erst mal! Und dann raus hier!Als Marie zurückkehrt: Mein Gott, ich bin ganz – äh, ganz nass, äh weich geworden, von der ihrer Reaktion. – Du, das hast du mir aber nicht erzählt. Was die drauf hat. Kurt geht ans Fenster. Schaut rüber zu der Tanne, die in einer fast rechteckig abstehenden Wipfelerwichung schräg vor dem Jägerzaun zum Nachbarn Schinkel steht. Er krault sich das Haar. Das ist aber schief gelaufen, mit meinem Drehbuch. Aber sie hat es geglaubt, dass ich deine Ex bin!? Ganz sicher, nich?
- Klar, hast doch prima reagiert! Solidarität unter Frauen - und so! Die dicken Dinger sind doch rübergekommen: Abtreibung, Fremdgehen, das – das mit dem Orgasmus mit einem anderen Mann. Das wollte ich aber nicht gesagt haben! Ist ja peinlich für mich. Hast du mir selber erzählt, dass dein Ex-Frauchen es so erlebt hat. Und dir immer wieder vorgeworfen hat.Ja, aber ich hatte es nicht ins Drehbuch geschrieben.
Was soll’s! Sie hat es ja fast – ja, so aus mich herausgefragt..
Aber wie steh ich jetzt da – als Mann.
Na, komm, fahren wir Essen.
Was hat sie da noch mit dem Klammern gesagt. Hab ich nicht verstanden.
Kannst ja die Kassette abhören! Mir reicht’s! Ne, sag mal.
Also, ja, was du mit ihrer Tochter gemacht hast, dass sie so abhängig von dir ist. Hat sie das wörtlich gesagt? Glaub doch!
Sie spulen zurück. Ja, da hast du die richtige Stelle:
Frau Weyrich: Was macht der da mit meiner Tochter? Das sie von ihm nicht mehr loskommt. Obwohl ich ihr alles Geld und alles Erbe – sofort -versprochen hab.
Kurt, zum ersten Mal wieder lachend an diesem Abend: Na, da vertut sie sich. Ihre Tochter ist eine ganz normal sexuell empfindende Frau, ja, raffiniert, die, die treibt mich mit Streicheln, auch an Stellen, die - die Britta nie gefunden hat. - Äh, nicht wie meine Ex, ja, wie pervers, ist die auf einmal. Wohl große Liebe, sagt sie dann, schief lachend. Die hat mit ihrem Lover da - da - so was - so was wie SM getrieben. Die hat sich den Hintern – äh -Wie? - Ja, Woher weißt du das? Die liebe Ex hat da einige Videos in ihrer Nachtkiste liegen. Selbst aufgenommen. Mit wackeliger Kamera. Und solche Magazine, widerlich, scheußlich. Soll ich dir mal was mitbringen? Hat die das denn nicht abgeschlossen? Denk doch mal an die Kinder, die da schnüffeln. Doch, ist abgeschlossen, sogar BKS-Schloß. Angeblich war nur ihre eigener Schlüssel noch da. Aber ich hab zwei weitere schon vor Jahren verschwinden lassen. Angeblich nix zu machen. Ich kuck da immer rein, wenn sie weg ist – Willst' das Zeug mal sehen. Mich ekelt's! Ne, danke, Kurt! (Sie prostest ihm grinsend zu): Hat gut getan! - Kurt! Das gute Kurtchen, immer auf der Suche nach der Wahrheit - du bist ein Trickser. Ich hoff – na, lass mal. Fahren wir los? Zum Griechen? - Ach, der hat schon zu? Dann zum Loekamp-Schlößchen? - Vorher knack mir doch noch ein Bier! ! Los! Ein kaltes! - Gott, tu nicht so beleidigt! So ist die Wahrheit - nun, mal! So schön! - Kurti? - Mein Gott, wie spät ist es? - Halb zehn schon? - Ich muß meinen Kleinen vom Fechten abholen. - Tschüss du! - Mußt du morgen jemanden vertreten? - Du, dann in der dritten Stunde. Da hab ich frei. Da spazier ich immer zum Knappertsbüschchen. Verstehst du, Kurtchen? - Ach, Gott, du willst jetzt fernsehn!- Ja? Um zehn! Derrick!
Soll ich dir den Harry machen..?
Drehbuch für die Ex
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