Wir hielten uns lange in den Armen, länger, als dies unter normalen Freundinnen so üblich ist. Wir wollten einander spüren durch und durch. Britta küsste mich zärtlich auf den Hals; trotz der sengenden Hitze empfand ich das als angenehm und kühlend. Wir folgten ihr zu einem Gebäude, das eigentlich nicht von dieser Welt sein kann. Alles wirkte so, als wäre die Zeit vor über 200 Jahren stehen geblieben. Da war ein gigantischer Karren mit eingerosteten Kufen. Er stand quer im Weg, so, als wäre er das Kunstwerk aller Kunstwerke. Schnatternd rannten uns drei Gänse entgegen und scheuchten zwei junge Katzen auf, die auf einem kleinen Heuhaufen gerade ihr Nickerchen gemacht hatten. An einem einfachen Gartentisch, der bloss aus zwei ungehobelten Brettern bestand, servierte uns Britta griechischen Schafskäse „zu Ehren von Anita“, wie sie sagte, Oliven, Salami und Apfelwein. „Emmentaler Salami“, sagte sie bedeutsam. Ein angenehm kühler Wind strich durch unser Haar und wir tauschten gut gelaunt die Erlebnisse der letzten Monate aus. Britta wurde allmählich zur Selbstversorgerin, Agnes erzählte glücklich von den Entwicklungsschritten ihrer Kinder, nur mein Leben verlief in jenem Moment eher ereignislos. Ich erzählte mal wieder, was man als Bibliothekarin so macht und dass ich neulich eine süsse kleine Bar entdeckt hatte, mit einem Vorplatz mit Palmen und Liegestühlen – mitten in der Stadt.
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