Ich entdeckte sie auf der Terrasse am See. Ich saß schon eine Weile unterm Dach, als sich in einiger Entfernung drei Personen niederließen: Ein Pärchen mittleren Alters und eine junge Frau. Sie stach mir sofort in die Augen. Lange blonde Haare, ein gut gebräuntes, offenes Gesicht. Sie lachte viel und ich sah ihre bildhübschen Zähne. Sie trug ein braungestreiftes Sommerkleid, luftig und leicht. Es betonte ihre sportliche Figur, ließ Haut frei und verriet doch nicht zu viel. Sie deckten sich am Kiosk ein und machten sich an ihr Essen. Da sie in meine Richtung saßen, musste ich einfach immer wieder hinschauen. So unauffällig wie ich meinte, war es dann wohl doch nicht. Denn die Frauen begannen, die Köpfe zusammenzustecken und zu tuscheln. Dann schauten sie zu mir herüber, erst einzeln, dann gemeinsam. Mir wurde etwas unwohl, fühlte ich mich doch ertappt. Schade, hatte ich doch eben angefangen, mir vorzustellen, wozu ich Lust hätte, was am Körper der Blonden ich näher kennenlernen wollte. Ich zwang mich woanders hinzuschauen. Um mich auf keinen Fall wieder selbst in Versuchung zu bringen, verrückte ich meinen Stuhl und schaute jetzt auf den See hinaus.
Plötzlich wurde ich von der Seite angesprochen. Als ich aufblickte, stand die blonde junge Frau neben mir und strahlte mich offen an. „Darf ich stören?“ „Kein Problem, bitte, gerne“ „Jetzt haben wir uns doch gefragt, warum sie erst so intensiv in unsere Richtung schauen, sich aber seit einer Weile weggedreht haben. Ich bin so frei und frage mal nach den Gründen“. Schweigen. Ich musste überlegen, was ich sagen wollte. „Die Sache ist einfach. Ich habe sie entdeckt, als sie sich hingesetzt haben. Mir gefiel, was ich sah, speziell was Sie angeht“. Ich schaute sie jetzt ebenso direkt und offen an. Sie wurde weder rot noch wirkte sie peinlich berührt. Ich hatte eher das gegenteilige Gefühl: Sie genoss, was sie hörte. Vielleicht hörte sie so etwas nicht zum ersten Mal.
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