Du sollst sie nicht warten lassen

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Du sollst sie nicht warten lassen

Du sollst sie nicht warten lassen

Bernard

Die Dame war sehr bestimmt und blieb einfach stehen an der Theke. „Doch, er war hier, ich bin sicher“, sagte sie mit einer dunklen, vollen Stimme, „er hat mich angerufen, und ich hörte dieselben Geräusche im Hintergrund wie jetzt im Vordergrund.“ Der Barkeeper, ein junger, langer Kerl, lächelte, und sie lächelte auch kurz. „Wie sieht er aus?“
„Fast so wie Sie, nur ein wenig älter. Ein wenig älter. Aber sonst ganz wie Sie.“
„Tatsächlich? Dann weiß ich jetzt, wie ich in ein paar Jahren aussehen werde.“
„Haben Sie ihn also gesehen? Wo ging er hin?“
„Ich kann mich an einen gepflegten Herrn in gepflegter Kleidung erinnern. Er schaute sich kurz um, führte ein kurzes Telefonat und ging gleich wieder, ohne etwas zu trinken. Ich war verwundert, er sah es und sagte, er habe Besseres zu tun als zu warten, er komme später wieder.“
„Später, so?“
„So trinken Sie doch was. Ich bin ja da! Wie schön, dass ich Ihrem Geschmack entspreche!“

Der Bursche lachte ihr voll ins Gesicht. Das gefiel ihr, nachdem es ihr ganz und gar nicht gefallen hatte, dass Peter nicht da war. Dass er da gewesen war und Besseres zu tun hatte, als ein wenig auf sie zu warten.
„Bestimmt kommt er gleich wieder. Warten Sie hier an der Bar. Was möchten Sie trinken?“
„Einen Kaffee.“
„Aber gerne. Sind Sie zum ersten Mal hier?“
„Natürlich nicht. Aber zum ersten Mal zu dieser frühen Zeit.“
„Und sonst?“
„Sie sind zu neugierig.“
„Was macht das schon?“
Schon wieder dieses ungebremste Lachen. Seine Direktheit gefiel ihr ebenso wie sein Aussehen. Er sah aus wie Peter. Peter vor zehn Jahren.
„Sonst bin ich hier, wenn kleine Buben schlafen gegangen sind.“
Er wurde etwas rot. Das gefiel ihr schon wieder. Langsam gefiel ihr alles, sogar, dass Peter nicht hier war.
„Hier, Ihr Kaffee. Etwas dazu?“
„Ja, einen Quincy. Zur Feier des verjüngten Peter. Peter heißt er, der hier sein sollte.“
„Würde es Ihnen gefallen, wenn ich auch Peter hieße?“

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