„Gütiger Himmel Nina – wer ist denn dieser rattenscharfe Kerl da hinten?“
Amanda verdrehte sich förmlich den Hals, während sie ihrer Freundin diese Frage stellte. Es war Freitagabend, Feierabend – endlich! Und wie immer führte der Weg aus dem großen Bürogebäude, direkt zu „Peggy`s Pub“.
Es war inzwischen fast wie ein Ritual, das Nina vor circa einem Jahr ins Leben gerufen hatte. Hier wurden die besten Cocktails serviert – eine perfekte Einstimmung auf das Wochenende.
Der urgemütliche Pub, war eine gelungene Mischung aus verschiedenen Zeitepochen. Die Einrichtung war teils viktorianisch und dann wieder modern und schrill. Ebenso die Musik, die gerade lautstark aus den großen Boxen dröhnte. Längst war das Lokal kein Geheimtipp mehr, im Gegenteil. Es hatte sich zu einer der angesagtesten Locations in London gemausert. Der Umstand, dass sich „Peggy´s Pub“ auch noch im populären Stadtteil Chelsea befand, tat sein übriges.
Amanda, eine sehr attraktive junge Frau mit roten Haaren, die ihr fast bis zum wohl geformten Hinterteil reichten, hatte noch immer ihr neues Opfer im Visier.
Nina, der ruhigere Part des weiblichen Duos, hatte nicht wirklich Interesse an ihrem neuen Objekt der Begierde. Sie war auch optisch das genaue Gegenteil von ihrer Freundin. Gerade 30 Jahre alt geworden, doch mit dem Aussehen eines jungen Mädchens gesegnet. Sie hatte lange schwarze Haare, die sie aber niemals offen trug. Auch jetzt waren sie zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. Die großen braunen Augen waren dezent geschminkt. Für Make-up & Co. hatte sie nicht viel übrig.
„Du bist so ein hübsches Ding, Du benötigst keine Bauernmalerei!“ Das waren die Worte von Peggy, der Besitzerin des Pubs. Und gleichzeitig war sie eine mütterliche Freundin für Nina und Amanda. Das Tollste aber, zumindest in Amandas Augen: Peggy schien alles und jeden zu kennen, der sich für längere Zeit in der englischen Metropole aufhielt.
Gerade hatte sie ihre beiden Stammgäste bemerkt. Freudig winkte sie ihnen schon von Weitem zu, während sie in schnellen Schritten heran eilte. „Klasse Nina, nun erfahre ich gleich, wer dieser scharfe Mr. Unbekannt ist. Oh Schatz, bitte sieh ihn Dir mal an – und dann sag mir ehrlich, dass Du keinen Sex mit ihm haben willst.“ Amanda grinste frech und Nina verdrehte die Augen. Sie hatte diese Anspielung der Freundin sehr gut verstanden. Es war wirklich lange her, verdammt lange sogar. Zwei Jahre? Oder sogar noch mehr? Sie hatte aufgehört darüber nachzudenken. Und wirklich aufregend war ihr Liebesleben sowieso nie gewesen. Es wurde wirklich Zeit, dass sich das änderte...
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