Eau de Claudette

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Eau de Claudette

Eau de Claudette

Sabrina Loos


„Hast du was zu schreiben?“, stammelte ich erregt. „Ich gebe dir meine Handy-Nummer. Aber du darfst mich nicht anrufen, hast du verstanden? Schick mir ´ne SMS, okay?“
Dann kam es mir. Aus meiner Möse schossen wahre Fluten. Grinsend zog er seinen Finger raus und leckte ihn ab.
„Hmm! Eau de Claudette!“
Benommen sah ich ihn an.
„Was ist? Ich dachte, du wolltest mir deine Nummer geben?“
„Hastig nahm ich den Stift, den er mir reichte und kritzelte ihm die Ziffern in seinen rechten Handteller.“
„Da! Jetzt muss ich aber los!“
Er besah sich seine Hand. Dann grinste er süffisant. Am liebsten hätte ich in seine prallen Lippen gebissen. Er schloss eine Faust und küsste sie.
Verwirrt verließ ich ihn und humpelte davon. In meiner Betörung hatte ich ihn nicht nach seiner Handynummer gefragt. So ein Missgeschick! Nun musste ich warten, bis er sich bei mir meldete.

Ich schloss die Tür auf. Aus der Küche duftete es lecker.
„Wo bist du so lange gewesen?“, tönte Pierre. „Beinahe hätte ich ohne dich angefangen.“
Ich zeigte ihm entschuldigend meine Stiefelette mit dem abgebrochenen Absatz.
„Selber schuld“, bemerkte er lakonisch. „Was gehst du mit solchen Mordwaffen in den Markt.“
„Ha! Aber der Rotwein, den ich uns mitgebracht habe, ist dir nicht zu mörderisch, oder?“
Ich zeigte ihm den teuren Bordeaux, den ich gekauft hatte. Er entkorkte die Flasche und goss die dunkle Flüssigkeit in die Gläser.
„Santes, meine Liebe!“
Der Wein war vorzüglich. Pierre servierte das Essen, Kalbsleber mit Linguini auf Rucola. Er arbeitete als Souschef im La Marianne, das war ein vornehmes Pariser Lokal, in dem jede Menge Prominente verkehrten. Manchmal besuchte ich ihn dort. Einmal speiste eine Gesellschaft dort, deren Mittelpunkt Bernard-Henri zu sein schien. Kennen Sie ihn etwa nicht? Er moderiert ´ne Talkshow auf Tele-France. Außerdem schreibt er Bücher. Glaube ich zumindest.
Er sah mich. Ich lächelte ihn herausfordernd an. Auf dem Weg zu den Toiletten steckte er mir seine Visitenkarte zu. So ein Schuft! Dabei wusste jeder, dass er mit der Moderatorin aus den Abendnachrichten zusammen war.
Pierre und ich aßen mit Appetit. Die Kalbsleber war wirklich köstlich, zerging förmlich auf der Zunge. Danach erhob sich Pierre und schnappte sich seine Jacke.
„Was ist los mit dir? Willst du etwa gehen?“
„Ja. Ich bin spät dran.“
Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort. Ich war allein und hatte nicht einmal Jeans Nummer. Es war aber auch verzwickt!

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