Ein Abend mit mir

Eine geheime Fantasie

31 9-14 Minuten 2 Kommentare
Ein Abend mit mir

Ein Abend mit mir

Chloé d'Aubigné

„Du siehst wunderschön aus“, sagte sie flüsternd und doch mit voller Überzeugung. Denn in diesem Moment meinte sie es wirklich – als Gegenüber fand sie sich so viel schöner als vor dem Spiegel.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg, gingen in das französische Bistro. Im warmen Licht des Lokals setzte sie sich ihr gegenüber an den Tisch und lauschte ihrem eigenen Gespräch mit wachem Interesse. Sie verlor sich in den Geschichten, die sie erzählte – den Träumen, den kleinen Freuden und auch den Zweifeln, die jeder in sich trug.
Sie war so fasziniert von ihrem Gegenüber, dass sie manchmal deren Reden unterbrach, einfach, weil in ihr die Worte überquollen und dringend hinausmussten. Das andere Ich war nicht böse, es wusste genau, dass dieses Unterbrechen nichts mit Respektlosigkeit zu tun hatte, sondern mit dem Drang, eine Verbindung aufzubauen, ihr Innerstes mitzuteilen.
Und dann, nach einer Weile, schwiegen sie. Aber nicht, weil sie nichts mehr zu sagen hatten. Sondern weil keine Worte mehr nötig waren, weil sie sich nur über ihre Blicke unterhalten konnten. Sie näherte sich ihrem Gegenüber, strich mit ihren Fingern sanft über den Oberarm des anderen Ichs, legte ihren Kopf an deren Schulter. Sie genoss den Duft des frisch gewaschenen Haares und konnte nicht widerstehen. Mit ihrer Nasenspitze stupste sie ihren Hals an, küsste ihn dann sanft, dann etwas leidenschaftlicher. Sie hörte, wie dies ein leichtes Seufzen auslöste.
Sie löste sich vom Hals, suchte Blickkontakt. Als sie sich tief in die Augen sahen, spürte sie, wie die Distanz zwischen ihnen schwand, bis schließlich ihre Lippen sich trafen – ein Kuss, der sich so natürlich anfühlte. Und vor allem so zart und doch voller Versprechen, voller Leidenschaft. Sie ließ sich für den Kuss Zeit, so wie sie es am liebsten mochte. Er sollte nicht einfach nur ein Vorspiel sein, sondern für sich genossen werden.
Der Gedanke daran ließ sie feucht werden. Sie wusste, es war nicht real. Ja, das wusste sie mit jedem Atemzug. Doch auch wenn es nur eine Fantasie war, fühlte es sich so echt an. So intensiv, dass auch ihr Herz ein wenig heftiger schlug. So heiß, dass sie ihre Bluse aufknöpfte und mit ihren Händen erst ihren Hals entlangfahren und dann ihre Brüste berühren musste. Zumindest ein wenig Berührung von sich selbst wollte sie auch in der Realität spüren.

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Wunderschön

schreibt Intimox

Ich liebe deine Phantasie und die Art und Weise wie du sie ausdrückst 😘

So schön...

schreibt ETroisfils

Und so zart!

Gedichte auf den Leib geschrieben