Die Hände wanderten weiter, strichen über die weichen Rundungen, legten sich auf die Hüften, glitten zu den Oberschenkeln und spielten an den geheimen Stellen, die sonst verborgen blieben, die sie noch nie so direkt betrachtet hatte. Und die sie noch nie als so wunderschön wahrgenommen hatte. Sie konnte kaum glauben, wie intensiv es sich anfühlte, mit ihr selbst zu flirten, sich selbst zu verführen – als würde sie ein lang vergessenes, inniges Geheimnis zum Leben erwecken. Und sich selbst endlich ganz ehrlich kennenlernen.
Das andere Ich reflektierte nicht nur ihr Bild, sondern die tiefe Verbindung zweier Seiten einer Seele – die Sehnsucht und die Erfüllung, die Spannung zwischen Kontrolle und Hingabe. Jeder Kuss, den sie sich auf die Haut hauchte, trug die Botschaft: Du bist genug. Du bist begehrenswert.
In diesem Raum gab es keine Scham. Es gab nur reine Offenheit. Sie kannten die tiefsten Bedürfnisse der anderen, weil es ihre eigenen waren. Sie wussten, was die andere in genau diesem Moment brauchte. Wo sie die Hände der anderen am meisten fühlen wollte. Hier ging es um das freie, reine Erleben von Lust. Und das Wissen um die eigene Kraft und Schönheit. So lagen sie schließlich fest ineinander verschlungen in einem unvergleichlichen Zauber. Sie waren, wie hätte es anders sein können, im gleichen Moment gekommen. Keine hätte sagen können, ob es die eigenen Hände oder die der anderen gewesen waren. Aber das spielte keine Rolle. In diesem selbstgewobenen Zauber, in welchem sie sich noch befanden, galten die Regeln der Realität nicht. Nichts war von Bedeutung außer sie, die in jenem Moment perfekt ineinander verschmolzen waren. Die ineinander aufgingen, sich ergänzten, die plötzlich zu einem Ganzen wurden. Sie atmete schwer, atmete den Duft des Haares ein und war einfach nur glücklich. Es war ein ganz tiefes Glück, denn sie spürte, wie diese Begegnung ihr ganzes Inneres zum Glühen brachte – eine Liebe, die alleine ihr gehörte und die sie nie wieder loslassen würde. Eine Selbstsicherheit – sie war begehrenswert, eine einmalige Frau, die sich nicht verstecken brauchte. Sie sich offen und verletzlich zeigen konnte.
Als die Bilder erst unschärfer wurden und dann gänzlich verschwanden, empfand sie keine Traurigkeit. Nein, ein zufriedenes, fast scheues Lächeln umspielte ihre Lippen, während ein leises Erröten ihre Wangen färbte – bei dem Gedanken, wie wundersam und ungewöhnlich diese Fantasie war, die sie für sich behielt, aber die sie genoss. Und dank des Orgasmus, den ihre eigenen Finger ihr geschenkt hatten, und welcher wie ein kostbarer Nachklang ihren Körper immer noch erfüllte – sanft und tief, ein stilles Sehnen, das sie umhüllte und gleichzeitig erfüllte.
Und obwohl sie wusste, dass diese Fantasie nie Realität werden würde, war sie nicht traurig. Denn sie spürte, dass diese Fantasie sie immer begleiten, in ihr immer leben würde, wie ein feiner Funke, der in ihr glimmt und sie daran erinnert: Sich selbst zu lieben, sich selbst zu finden – das war nicht narzisstisch, nicht selbstverliebt, sondern das schönste Geschenk überhaupt.
Ein Abend mit mir
Eine geheime Fantasie
31 9-14 Minuten 2 Kommentare

Ein Abend mit mir
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Wunderschön
schreibt Intimox
So schön...
schreibt ETroisfils