Eigentlich tat er mir damals schon leid, weil wir Mitschüler uns alle über ihn lustig machten.“
„Und dann?“
„Und dann saß er letztens plötzlich neben mir auf einer Parkbank, als ich völlig verzweifelt war, nach dem Dreier und der ganzen Scheisse. Er meinte mir helfen zu können, drückte mir eine seiner Visitenkarten in die Hand und verschwand. Zwei Tage später führte er mich durch seine Firma und vertraute mir sofort die Übersicht über sein ganzes Vermögen an.“
„Klingt wie im Märchen.“
„So kam es mir auch vor, das kannst du mir glauben. Doch jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, an dem ich mir nicht mehr so sicher bin. Immer, wenn wir in einer Extremsituation sind, verrät er mir neue Geheimnisse über sich. Immer ist jemand um uns herum, nie können wir alleine miteinander reden. Keine Chance, uns so richtig kennenzulernen. Er weiß auch nach Monaten noch nicht alles über mich, und ich nicht über ihn. Und jedes Mal trifft es mich wie ein Hammer. Die Firma, der Erfolg, die Villa, das Boot, eine Wohnung in Monaco, natürlich auch mit Boot, eine Garage voll mit Nobelkarossen, ein Hubschrauber, und ach ja: ein Apartmenthaus, in dem ich das Penthaus bewohne, ausgerüstet mit allem, was du dir vorstellen kannst. Verstehst du? Ich bin dabei, in einen goldenen Käfig eingesperrt zu werden. Aber er versteht nicht, dass mir sein Reichtum nichts bedeutet. Ich will nichts davon geschenkt bekommen. Auch nicht, wenn ich mit dir zusammen die Vormundschaft über Falk haben soll, wenn ihm was passiert.“
„Wir sollen … was? Die Vormundschaft? Wann hat er dir das gesagt?“
„Gefragt hat er mich ausnahmsweise mal. Vorhin im Büro. Er will sein Testament machen, weil ihm klar geworden ist, dass ihm jeden Tag etwas zustoßen könnte. Hat er noch nicht mir dir gesprochen? Das ist wieder typisch für ihn. Er bestimmt immer, einfach so, weil er es als Chef gewohnt ist.
Ein Abschnitt endet
Josie
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