Ein bisschen Jugend

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Ein bisschen Jugend

Ein bisschen Jugend

Anita Isiris

Sein Herz gehörte Selma, und es kam immer mal wieder vor, dass sie zu Dritt einen Ausflug an den Schwarzfluss machten, ein beliebtes Familien—Ausflugsziel. Der hinterste Bereich des Flusslaufs, bevor das Wasser über einen Wasserfall in die Tiefe stürzte, war mit einem Gitter abgegrenzt. «Nude Zone». Solche Bereiche waren bis in die 1970er Jahre hinein in Mode, ein Relikt aus der sexuellen Befreiung der Sixties. Jetzt aber, 2022, waren die nackten Badegäste selten geworden, was wohl auch mit der immer dünner werdenden oder zum Teil schon gar nicht mehr vorhandenen Ozonschicht zu tun hatte. Welche Frau exponierte schon ihre Brüste ungefilterten UV-Strahlen, welcher Mann wünschte sich schon ein Melanom. Hinzu kamen wohl die omnipräsenten Smartphones, und gerade den jungen Frauen, die sich freizügig auf Instagram präsentierten, war sehr wohl bewusst, dass es da eine Grenze gab. Die Grenze des «Sich-Zeigens» auf Social Media Kanälen, nie ganz nackt, immer die Fantasie reizend, und totaler Nacktheit, exponiert auf Bezahlseiten, alten weissen Männern zum Frasse, sozusagen. Teenbeach. Teen pussy. Nein, darauf hatten sie keinen Bock, diese modernen, aufgeschlossenen, fröhlichen jungen Frauen.

Ron allerdings witterte seine Chance. Pilze, Felsblöcke und Baumrinden in Ehren. Aber was gab es Faszinierenderes als den Frauenkörper, in unterschiedlichsten Posen, exponiert vor seiner Linse? Natürlich war Ron überfordert. Ob er die Kamera würde ruhig halten können? Mit seinen 21 Jahren hatte er jedoch schon einige Erfahrungen mit Frauen, ganz anders als die ahnungslosen Freundinnen, Selma und Amélie. Die beiden hatten das Freizügigkeitsalter, wenn man das mal so nennen will, knapp erreicht, wirkten aber beide älter. Amélie wirkte ihrer grossen Brüste wegen ausgesprochen frühreif, Selma hatte hübsche, aber kecke Gesichtszüge, die sie unter ihren langen goldbraunen Locken verstecken oder zum Spiel einsetzen konnte. Entschlossen übertrat Ron den zu Boden getretenen Zaun – sie waren nicht allein. Es gab da tatsächlich mehrere ältere Herrn, mit Sonnenhüten, zum Teil in Yoga-Positionen, so genannte Naturisten. «Iiiiih…», entfuhr es Amélie. «Hab Dich nicht so», lachte die unbeschwerte Selma. Bald fanden die drei eine hübsche sonnenbeschienene Nische zwischen zwei Felsen, ein Ort mit bequem sandigem Boden. Das Ufergestade bestand grösstenteils aus vom Wasser rundgewaschenem Kies, weiss und grau, aber dieses Sandplätzchen lud zum Verweilen ein. Die drei legten ihre Badetücher aus, aus den Augenwinkeln der Naturisten beobachtet.

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schreibt Bazi

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