Im Gegenzug räumte Olivia fairerweise immer ein, dass sie damals die Notlösung war und mit einem Kollegen kurzfristig als Ersatz für die nominellen, aber erkrankten Piloten geschickt wurde. Aber sie war bereit alles zu geben, hatte jedes Wissen aufgesaugt und sich von niemandem einschüchtern lassen, um diese Aufgabe bestmöglich zu erfüllen. Dass sie auch im Bett mit einem der Testpiloten des Herstellers war, was ihr bis heute Wissensvorteile brachte, ging niemand etwas an und hatte auch seinen Grund in persönlicher Sympathie zu Roland.
„Die haben mich auch ausgezeichnet und mir eine Stelle als Pilotin in ihrem Testteam angeboten…;“ erzählte Olivia meistens ganz beiläufig und doch triumphierend. Dass sie auf letzteres besonders stolz war, ging nur sie selbst etwas an.
Nach dem gewohnten „und ab…!“, dem gleichzeitigen hochdrehen der Triebwerke und dem Beschleunigen der voll ausgereizten 268 Tonnen maximalen Startgewichtes wurden wie bei jedem Startvorgang die Fluggäste als auch die Besatzung in die Sitze gedrückt.
Natürlich meldete sich Olivia ein wenig später erneut bei ihren Passagieren:
„Verehrte Fluggäste: Mein Name ist Olivia Andersson. Ich bin ihre Pilotin auf dem heutigen Flug nach Vancouver und darf Sie, auch im Namen meines Kollegen Richard Faber hier im Cockpit sowie der gesamten Kabinencrew, allen voran meine Kollegin, Freundin und Purserin Cornelia Sonnleithner, ganz herzlich an Bord unserer A350 begrüßen. Ich bin heute sehr entspannt, da dies mein erster Flug nach unserem Schweiz-Urlaub mit meinem Mann und den Kindern ist. Wir werden…“ Olivia referierte ein klein wenig über die Flugroute, die Vorzüge der A350 und dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach überpünktlich landen würden.
Die „Neid-Diskussion“ spielte sich auch heute, aber schon vor dem eigentlichen Flug nach dem Briefing der Crew ab. Richard Faber stellte sich jedoch nach anfänglicher Voreingenommenheit gegenüber der jüngeren PIC als sehr umgänglicher Kollege heraus.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.