Ein Hauch von Hollywood

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Ein Hauch von Hollywood

Ein Hauch von Hollywood

Andreas

Ich denke gerne an ein Ereignis zurück, das sich vor langer Zeit ereignet hat. Wobei ich es fast schon ein Abenteuer nennen mag. Ich erinnere mich daran, wie ich in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts auf Arbeitssuche war. Es geschah wenige Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs, als ich eine Stelle bei einem neu gegründeten Filmunternehmen antrat. Ich lebte in Ostberlin, als ich die Anzeige in der Tageszeitung las. Die Deutsche Film AG suchte Hilfskräfte für eine größere Produktion. Ich war jung und kräftig, also bewarb ich mich umgehend für ein Vorstellungsgespräch. Es dauerte nur wenige Tage, bis ich eine Einladung erhielt. Ich wartete mit bestimmt fünfzig anderen Bewerbern beiderlei Geschlechts vor dem Gebäude in Potsdam-Babelsberg. Ich war beeindruckt, da das gesamte Gelände einen Glanz versprühte, den ich in dieser Zeit lange vermisst hatte. Mit 23 Jahren dürstete ich nach einer hoffnungsvollen Zukunft, die mir die Filmbranche ermöglichen sollte. Ich wollte vergessen, dass ich mein Überleben einem pragmatisch handelnden Vorgesetzten verdankte. Dieser besondere Mensch führte mich und meine ebenso jungen Kameraden aus dem Krieg in die Gefangenschaft, die er selbst nicht überleben sollte. Ich besaß kein Parteibuch, was mich letztlich rettete. Nun stand ich vor einer großen Chance auf ein neues Leben, die ich unbedingt ergreifen wollte. Wir wurden nacheinander aufgerufen. Nach zwei Stunden Wartens, die ich mir mit Zigaretten verkürzte, hörte ich endlich meinen Namen. Eine distanziert wirkende Frau führte mich in einen Büroraum, in dem mich ein älterer Herr erwartete. Er erklärte mir, dass die DEFA kräftige, junge Männer suchte, die bei Filmproduktionen als “Mädchen für alles“ fungieren sollten. Ich spürte seine taxierenden Blicke, die ruhelos über meinen Körper glitten. Ich besaß eine sportliche Statur, konnte zudem anpacken.

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