„Ich bin es, Igor! Ich bringe das Essen. Lasst mich bitte eintreten.“ Sophie wunderte sich über den höflichen Ton, den sie hier nicht gewohnt war. Misstrauen machte sich in ihr breit. Argwöhnisch blickte sie zur Zimmertür, hinter der Igor auf Einlass hoffte. „Kommt herein!“, sagte sie knapp.
Der kräftige Mann sperrte den Riegel auf, öffnete vorsichtig die Tür. Igor trug ein Tablett, auf dem Brot und Käse neben einer Karaffe mit Wasser stand. Er stellte alles auf dem Tisch ab, während ihn Sophie dabei argwöhnisch beobachtete. Es war schon recht spät, die Zeiger der Pendeluhr deuteten auf die zehnte Stunde. Sophie hatte sich bereits für die Nacht umgekleidet, was ihr nach diesem Tag große Erleichterung brachte. Ihr Gesäß schmerzte schon genug, ohne dass sich die leinene Unterhose daran rieb. Über das weite Nachthemd hatte sie eilig ihr Tea Gown gezogen, das ihr der Vater aus London mitgebracht hatte. Dieses Teekleid war sehr angenehm zu tragen, verlangte vor allem kein beklemmendes Korsett. Sophie mochte es, weil es von schlichter Eleganz war. Heute jedoch spielte seine Bequemlichkeit die entscheidende Rolle, auch weil sie sich ohnehin kaum zu setzen wagte.
Die Bojarentochter errötete, als ihr einfiel, dass sie sich ein Kissen untergelegt hatte. Igor wandte sich wieder der Tür zu, als er plötzlich stehen blieb. Sophie befürchtete schon, dass er sie auch peinigen wollte, als er zu sprechen begann. Mit solchen Worten hatte sie jedoch nicht gerechnet!
„Es tut mir leid, dass Ihr so schlimme Dinge erdulden müsst. Ich finde nicht in Ordnung, was Euch der Fürst antut! Vielleicht wollt Ihr später diese Salbe auftragen, die Euch etwas Linderung bringen mag!“
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.