Ein interaktiver Abend

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Ein interaktiver Abend

Ein interaktiver Abend

Anita Isiris

Marc überlegte kurz, ob er seine Freundin Ina, er war frisch verliebt, seinen beiden Kollegen wirklich nackt präsentieren sollte. Aber da würde ja nicht seine Ina an die Wand gebeamt, sondern lediglich ihr Gesicht. Der Rest war Stochastik, die Kunst der Vermutung.
Reto musste etwas länger knobeln als Marc, beide taten es, während ihre Frauen sich im Aquafit vergnügten. Marc bekam vom Ina-Frontalbild rasch erfreuliche Resultate, Reto fand, seine Anna, die da Pixel für Pixel ausgezogen wurde, sei nicht ganz authentisch. Dann machte aber die KI auch ihm einen Vorschlag, der ihn leer schlucken ließ.
Die drei Freunde ließen nichts anbrennen und trafen sich drei Wochen später in Holgers Garten. Sie schlangen ihre Weißwürste hinunter, schütten das Bier in sich hinein und konnten es kaum erwarten, den jeweils andern beiden ihre Frauen zu präsentieren.
Endlich gingen sie nach drinnen, gerade noch rechtzeitig, denn über dem Quartier brach ein Gewitter los und sandte bedrohliche Blitze in die Bäume, die Holgers Garten säumten. „Alles gut, Jungs?“, fragte Holger gespannt und richtete den Beamer auf die frisch gestrichene weiße Wand. „Also… wer?“ Marc zitterte leicht, so aufgeregt war er, als seine Ina als Standbild im lindgrünen Bikini die Wohnzimmerwand schmückte. „Geduld“, sagte er beschwichtigend. Wie auf Befehl lächelte Ina in die Runde, mit einer Natürlichkeit, als hätte sie ein Leben lang nichts anderes getan als sich vor Männern auszuziehen. Es ging nicht lange und sie war splitternackt. Dann kauerte sie sich auf den Boden… und urinierte! „Ich habe die „pee“ Option eingestellt, sagte Marc entschuldigend. „Jeder, der das will, kann meiner Ina beim Pissen zusehen, ohne dass sie jemals dabei gefilmt wude. Schweinerei, das“, grinste er verschmitzt. Vor allem Holger konnte sich an der urinierenden Ina kaum sattsehen und verlangte ein da capo.
Dann war Reto dran. Seine Freundin war keineswegs dick, aber eher drall. So drall, dass ihr Körper unweigerlich Neugier weckte. In der KI App zog sich Enna langsam aus, behielt den Slip aber an. Die Männer suhlten sich in Lust, als Enna zuerst ihre Brüste in die Kamera hielt und sie dann zusammenquetschte. „Richtig groß sind die ja“, kommentierte Holger bewundernd. „Das hätte ich ihr gar nicht gegeben.“ Reto sagte nichts und war selbst hingerissen von Ennas Bewegungen und den tellergrossen Augen der beiden Freunde. „Sie macht das wirkich gut“, bemerkte er anerkennend, während die beiden Freunde bereits vor sich hin wichsten. Für Holger war es ein besonderer Moment, sehen zu dürfen, wie seine nackte Enna sich hemmungslos an der eigenen Wohnzimmerwand präsentierte, und zwar bis ins letzte Detail.
„KI ist wie Kriechöl“, sagte Reto. „Merkt ihr das überhaupt noch?“ „Sie macht sich in unseren Hirnen breit, verändert unser Bewusstsein und ein Stück weit auch unsere Seele.“ „Streber du“, lachte Holger.
Fünf Jahre später trafen sich die drei Freunde erneut zu einem Kinoabend. Zuerst hatten sie sich, wie letztes Mal, für einen lustbetonten Film entschieden. Sie hatten aber in der vergangenen Zeit so viele Frauen gesehen, in jeder Form, in jeder Fassung, in jeder Auflösung, dass ihnen Nackt-Reels und Deepfake bereits nichts mehr bedeuteten. Sie drohten abzustumpfen.
„Wie war das damals…?“ Die drei jungen Männer holten sich gleichzeitig einen runter und vertieften sich dann in Gedanken rund um Ethik, #metoo und Humanbiologie. Aber sie waren zunehmend desorientiert, ihnen fehlte der Duft, die zumeist eleganten Bewegungen, die Stimme und die zärtlichen Hände einer realen Geliebten aus Fleisch und Blut.
Würde sich das wieder ergeben?

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