Ein konservatives Ehepaar

WG mit strengen Regeln - Teil 1

178 22-34 Minuten 0 Kommentare
Ein konservatives Ehepaar

Ein konservatives Ehepaar

Andreas

Sarina tippte auf den Link. Als das Fenster aufpoppte, vergrößerte sie mit ihrem Zeigefinger den Text. Die Studentin lächelte, als sie ihn las. Konnte das wahr sein? Sie überflog die Anzeige erneut. Was sie vor Augen hatte, ließ kaum Raum für Interpretationen zu. Sarina wollte dieses unschlagbare Angebot auf jeden Fall annehmen. Ihr Herz raste schlimm, so dass sie sich zur Ruhe zwingen musste. Sarina atmete tief durch. Die meditative Übung funktionierte auch dieses Mal. Sarina spürte, wie ihr Atem langsam in den Bauchraum strömte. Sie fühlte sich sofort besser, als die Entspannung einsetzte. Die junge Frau überflog noch einmal diese besondere Anzeige, die ihr wie eine göttliche Fügung vorkam.

Wir sind ein konservativ zu nennendes Ehepaar, Anfang der Vierzig. Dank einer Erbschaft besitzen wir nun ein kleineres Mehrfamilienhaus. Wir möchten die insgesamt sechs Wohnungen gerne an Studentinnen vermieten. Da es sich hierbei um Zwei bis Zweieinhalb Zimmer-Wohnungen mit Küche und Bad handelt, sollten pro Wohnungseinheit maximal zwei Frauen einziehen. Wir vermieten zu einem sehr günstigen Preis, da wir um die finanziellen Nöte heutiger Studentinnen wissen. Als Entgegenkommen erwarten wir jedoch die strikte Einhaltung unserer Hausregeln. Wir behalten uns Sanktionen vor, sollten diese Regeln gebrochen werden. Falls dennoch Interesse besteht, sind wir unter der folgenden Mail-Adresse zu erreichen. Connie-PeterWerner@gmx.de

Sarina fand den Text der Annonce etwas schräg, machte sich aber keine weiteren Gedanken darüber. Eine günstige Mietwohnung in Berlin zu finden, war wie der berühmte Sechser im Lotto. Dass die Werners nur Frauen als Mieter wollten, leuchtete der Studentin ein. Männer machen mehr Stress. Sarina vermutete, dass die Vermieter zu der seltener werdenden Spezies konservativer Hausbesitzer gehörten. Es gab ja solche Leute, die keinen Frauenbesuch dulden wollten, was den Kreis Mietwilliger natürlich stark einschränkte. Sarina war im Augenblick solo. Sollten die Vermieter also tatsächlich zu dieser Sorte gehören, könnte sie damit leben. Wenn sie einen Jungen kennenlernen sollte, gab es noch andere Möglichkeiten, um sich zu treffen. Die 22-jährige Studentin schrieb eine Bewerbungs-Mail, die sie gleich abschickte. Sarina wusste auch schon, mit wem sie die neue Wohnung beziehen wollte. Ayse suchte auch schon länger eine neue WG und was das Wichtigste war; sie verstand sich mit Sarina. Als Sarina Ayse von der Wohnung erzählte, überlegte die nicht lange. Ayse fiel aber der Passus in der Anzeige auf, in dem von Sanktionen die Rede war. „Findest du das nicht etwas seltsam? Strikte Einhaltung der Hausregeln und Sanktionen, wenn diese gebrochen werden?“ Sarina hob abwehrend die Hände. „Mach dir da keine Sorgen! Ich glaube, dass die Vermieter dadurch vorab aussieben wollen. Wenn eine Mieterin ständig Jungs anschleppen will, wird sie sich also auf diese Annonce gar nicht erst bewerben. Dieses Paar will einfach nur sicher sein, dass es ruhige, brave Studentinnen sind, die bei ihnen einziehen. Wenn die Miete wirklich so günstig sein sollte, lasse ich sie gern in dem Glauben!“ Ayse lachte. Sarina gehörte sicher nicht zu den ganz wilden Mädels, aber auch nicht zur Kategorie Klosterschülerin. „Na ja, einen Freund haben wir ja zurzeit beide nicht. Schauen wir einfach mal, ob eine Antwort auf deine Bewerbung kommt. Dann sehen wir weiter!“

Nach einer Woche fand sich die Mail der Vermieter in Sarinas Postfach. Das Ehepaar Werner lud Sarina und Ayse zu einer Wohnungsbesichtigung ein. Die jungen Frauen schauten einander ungläubig an, da sie nicht damit gerechnet hatten. Ayse schlug vor, dass sie sich seriös präsentieren sollten. Sarina fand Ayses Idee einen guten Einfall, da die Werners ganz offensichtlich zu den konservativeren Zeitgenossen gehörten. Ayse schlüpfte in einen knielangen, beigen Rock, den sie mit einer weißen Bluse kombinierte. Sarina entschied sich für schwarze Jeans, über denen sie einen cremefarbenen Pullover trug. Sie half Ayse in ihr Bolero Jäckchen, während sie sich selbst für eine elegante Lederjacke entschied. Ayse band ihr schwarzes Haar zu einem fast streng wirkenden Zopf zusammen. Sarina schüttelte ihren Blondschopf, der in sanften Wellen ihre Schultern umspielte. Die Frauen klatschten einander ab. „Wir werden diese Wohnung bekommen!“ Sarina klang zuversichtlich. Sie trafen pünktlich vor dem Mietshaus ein. Connie und Peter Werner wirkten lockerer, als es die Studentinnen angenommen hatten. Das Ehepaar kam in schlichter Alltagskleidung, die jedoch keinen altmodischen Touch aufwies. Connies schlanke Beine steckten in einer ausgewaschenen Jeans, die gut zu ihren weißen Turnschuhen passte. Peter trug dunkelblaue Chinos, über denen ein schwarzes T-Shirt flatterte. Trotz der legeren Kleidung machten die beiden einen konsequenten Eindruck, als wüssten sie genau, was sie von ihren neuen Mietern erwarten konnten. Connie ergriff das Wort, nachdem sie den Frauen die Wohnung gezeigt hatten. „Von meiner Seite aus, würde ich euch gerne die Wohnung vermieten. Ihr scheint nette, junge Frauen zu sein, die sich zudem an Abmachungen halten können. Wir möchten nämlich darauf hinweisen, dass wir im Haus keine Partys dulden. Ihr wisst schon, solche bei denen es hoch her geht. Das gleiche gilt für übermäßigen Herrenbesuch, vor allem wenn dieser zu später Stunde stattfindet. Wenn ihr euch auf feste Regeln einlassen wollt, habe ich nichts gegen einen Mietvertrag einzuwenden. Was sagst du dazu, Peter?“ Der hochgewachsene Mann lächelte. „Ich bin ganz deiner Ansicht, Connie. Ich würde die Wohnung auch gerne an euch beide vermieten. Wir legen aber tatsächlich großen Wert darauf, dass gewisse Regeln eingehalten werden. Diese sind keinesfalls verhandelbar. Das heißt, wenn ihr den Mietvertrag unterschreibt, müsst ihr euch an die Abmachungen halten. Keine wüsten Feiern, Übernachtung von Männern, die nicht zu eurer Familie gehören ist untersagt. Die Hausreinigung wird unter den Mieterinnen im Wechsel erledigt und der Mietzins muss pünktlich am 1. Des Monats auf unserem Konto sein. Diverse andere Regeln findet ihr dann im Anhang des Mietvertrags. Bei Nichtbeachtung gibt es von unserer Seite eine stufenweise Verwarnung, die sich je nach eurem Verhalten steigern kann. Wir legen Wert auf gut erzogene Mieterinnen, da wir schon  schlechte Erfahrungen gemacht haben.“ Ayses Blick ging zu Sarina. Irgendwie fand sie Peters Ausführungen schon etwas komisch. Sarina sah auch etwas ungläubig aus. Die Studentinnen brauchten einen Augenblick, um das eben Gesagte zu verdauen.

Es war dann Sarina, die etwas genauer nachfragte. „Was bedeutet eine stufenweise Verwarnung? Sagen wir beispielsweise, dass wir den Hausputz nicht gemacht hätten. Vielleicht aus Zeitdruck oder einem anderen guten Grund. Was wären denn da die Konsequenzen?“ Sarina lächelte, als ob sie Peters Ausführung nicht ganz ernst nahm. „Es muss klar sein, dass wir größten Wert auf die Erledigung eurer Pflichten legen. Dazu gehört die Hausreinigung. Wenn ihr diese nicht selbst erledigen können, solltet ihr für zeitnahen Ersatz sorgen. Stufenweise Verwarnung bedeutet, dass wir euch bei einem ersten Verstoß zu einem Gespräch bitten. Dabei besprechen wir die Verfehlung und wie wir damit umgehen. Studentinnen verfügen meistens über geringe finanzielle Möglichkeiten. Ihr bekommt von uns eine Wohnung zu einem absolut niedrigen Mietzins. Dafür verlangen wir gutes Benehmen. Wir betrachten unsere Mieterinnen als Familienmitglieder, quasi als Töchter auf Zeit. Von daher möchten wir euch gern unsere Werte vermitteln, wobei Sanktionen nötig sein können.“
Connie schaltete sich ein, indem sie deutlich machte. „Ihr seid junge Frauen, Ayse und Sarina. Ich war auch einmal jung und ich weiß, was da manchmal in einem vorgeht. Ihr könnt mit allen Sorgen zu mir kommen. Ich behandle euch so, wie es eine liebende, fürsorgliche Mutter tun sollte. Mögt ihr euch darauf einlassen?“ Ayse mochte diese selbstsichere Frau, auch wenn sie ihr ein bisschen Angst machte. Sarina spürte, dass man Connie nicht hintergehen sollte, was sie aber auch nicht vorhatte. Die beiden Studentinnen unterschrieben den Mietvertrag, ohne den Anhang im Detail zu lesen. Peter übergab die Wohnungsschlüssel, so dass einem baldigen Einzug nichts mehr im Weg stand. Zwei Wochen später saßen Ayse und Sarina in ihrer kleinen, gemütlich eingerichteten Küche. Außer ihrer eigenen war noch eine weitere Wohnung vermietet. Im Erdgeschoß lebten zwei Studentinnen der FH, die im gleichen Alter wie Ayse und Sarina waren. Nickie und Stella bezogen fast zeitgleich das Haus. Da Ayse und Sarina im ersten Stock wohnten, hing das Kehrwochenschild zuerst an Nickies und Stellas Wohnungstür. Ayse las im Mietvertrag, dass die Reinigung des Flurs im wöchentlichen Wechsel erfolgte. Es war ziemlich genau aufgeführt, was wie geputzt werden sollte. Am Samstagmorgen stand Nickie in zerschlissenen Jeans im Treppenhaus. Stella war mit einem Besen bewaffnet, mit dem sie eilig die Treppenstufen fegte. Nickie wischte ihr hinterher, wobei sie ihren knackigen Jeanspo in die Höhe reckte. Ayse fand, dass die Mädchen recht schlampig putzten. So dauerte es keine Stunde, bis die Kehrwoche erledigt war. Ayse hätte sich nicht getraut, diese Arbeit so lieblos zu erledigen. Das Mädchen mit den türkischen Wurzeln hatte großen Respekt vor den neuen Vermietern, was vor allem Connie Werner betraf. Sie erinnerte Ayse an ihre Mutter, die auf liebevolle, aber auch strenge Erziehung setzte. Ayse bekam Hausarrest, wenn sie etwas falsch machte. Da war ihre Mama konsequent und Ayse glaubte, dass diese Eigenschaft auch bei Connie zu finden war. Zwei Tage nach dieser Putzaktion traf Sarina Herrn Werner im Hausflur. Er klingelte bei Nickie und Stella. Nickie öffnete die Tür, wobei sie sehr verschlafen wirkte. Peter Werner betrat die Wohnung, wobei er Sarina freundlich zunickte. Der Mann wirkte dennoch verärgert, wie Sarina fand.
Sie nahm zwei Stufen auf einmal, als sie die Treppe hinaufeilte. Sarina wollte gerade die Wohnungstür aufschließen, als sie meinte, Herrn Werners Stimme zu hören. Sarina blieb stehen.

Sie wunderte sich, was Herr Werner so früh am Montagmorgen bei den Nachbarn wollte? Stella saß in einer Vorlesung, während Nickie wohl einen freien Tag hatte. In Sarinas Überlegungen drang weiteres Stimmgewirr. Sie konnte einiges verstehen. „Nein…das geht nicht…können sie doch nicht…ernsthaft…bitte…vielleicht auf andere…aber Herr Werner…kann es nicht wenigstens oben bleiben?“ Nickie klang verzweifelt, während Peter auf seinem Standpunkt beharrte. „Ihr kennt die Regeln…meine Frau wird sich später mit Stella befassen…entweder du akzeptierst, oder suchst dir eine andere Wohnung…und nein, es kommt selbstverständlich runter! Was ist nun?“ Sarina schaute ungläubig. Was ging denn da unten ab? Die Studentin öffnete die Türe ihrer Wohnung, weil sie sich wie ein Voyeur vorkam. Sarina machte sich einen Kaffee, als sie ein komisches Geräusch wahrnahm. Sarina spitzte die Ohren, um es zu lokalisieren. Es kam aus der unteren Wohnung, wo vor wenigen Augenblicken der seltsame Dialog geführt wurde. Das in gleichmäßigen Abständen wahrnehmbare Geräusch erinnerte Sarina an Applaus. Wieso sollte aber jemand in die Hände klatschen? Sabrina konzentrierte sich auf diese interessanten Töne, denen nun weitere folgten. „Au…nicht…so doll…Aua…ich versprech es ja…bitte…nicht so feste…“ Das war Nickies Stimme! Sarina spürte eine Wärme, die ihre Wangen überzog. Hatten Nickies Laute mit der Kehrwoche zu tun? Herr Werner strich mit der Hand über das Schild, ehe er ihre Wohnung betrat. Sarina musste sich hinsetzen. Sie konnte kaum glauben, was sich in ihrem Kopf immer stärker herauskristallisierte. Das Klatschen, das eher ein Patschen sein musste, es ließ sie nicht mehr los. Sarina stand auf. Sie hob ihre Hand, um sich selbst einen Klaps zu geben. Das Geräusch hörte sich dumpfer an, als das aus der unteren Wohnung. Sarinas Gesicht rötete sich zusehends. Sie fuhr mit der Hand über ihr Hinterteil. Sarina hob sich das Kleid an. Sie trug ein knapp geschnittenes Höschen, das einen Teil der Pobacken frei ließ. Sarina patschte sich selbst auf diese Stelle. Das Geräusch wirkte wie eine laute Kopie des Gehörten. Sarina bedeckte sich wieder. Sie setzte die Kopfhörer auf. Jetzt musste gute Musik für Ablenkung sorgen. “Guided by Angels“ von Amyl and the Sniffers erklang. Sarina trank Kaffee, während Amy Taylors Stimme wohltuend ihre Seele massierte. Von Engeln geführt – widerfuhr ihnen das nicht auch?
Sarina wollte Ayse vorerst nichts davon erzählen. Ayse war doch so ein Sensibelchen! Sarina lächelte.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 10202

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben