Ein Rotmilan spielt Schicksal

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Ein Rotmilan spielt Schicksal

Ein Rotmilan spielt Schicksal

Sven Solge

Fenja fiel es wie Schuppen von den Augen: „Du warst das? Jetzt wird mir einiges klar! Du hast in der Mulde schon von `verzeihen´ gesprochen und ich glaubte mich verhört zu haben?“

Sie wollte seine Hand jetzt impulsiv loslassen, spürte aber, dass er sie noch fester hielt. Irgendwie fühlte es sich so vertraut an, dass sie es aufgab.

„Was hast du denn da am Hang gemacht? Nur um nackte Frauen zu beobachten, ist es dort sehr steil?“, fragte sie energischer als sie eigentlich wollte.

„Ich habe einen roten Milan beobachtet! Mein Lieblingsvogel! Und der zog immer engere Kreise, deshalb bin ich den Hang runter, weil ich dachte er hätte dort sein Nest. Dabei bin ich auf dem nassen Untergrund ins Schliddern geraten und erst an der Buche konnte ich mich festhalten. Als ich dann aufblickte, sah ich dich an der Balkontür und war fasziniert von deinen Bewegungen. Es ist nicht meine Art, so etwas mache ich sonst nicht. Als du mich dann entdeckt hast, war ich wie von Sinnen und habe mit mir geschimpft. Ich bin dann den Hang hinauf bis zum Forstweg und als dann der Rotmilan über mir kreiste, fühlte ich mich von ihm verspottete. Mit dem Fernglas vor den Augen habe ich mir dann den Fehltritt erlaubt. Den Rest kennst du!“

„Aber dann hast du ja mehr als vier Stunden in der Senke gelegen, denn ich habe ja noch geduscht und gefrühstückt und bin dann erst losgelaufen.

„Das kann schon sein, ich bin ja auch mit dem Kopf auf den Baumstamm aufgeschlagen und hatte wohl die Besinnung verloren.“

Sie schwiegen eine Weile, bis Fenja plötzlich etwas einfiel: „Ich habe den Milan auch gesehen, hat der so einen geteilten Schwanz und gibt einen hohen Pfeifton von sich?“

„Ja, genau das ist er! Er hat einen gegabelten Schwanz! Ein schöner Vogel, ich beobachte den schon seit meiner Kindheit!“

Jetzt musste Fenja lachen.

„Warum lachst du? Habe ich was falsches gesagt?“

„Du hast gesagt, dass du den Vogel schon seit deiner Kindheit beobachtest, ich glaube so alt werden Vögel nicht!“

Jetzt grinste auch Johann: „Natürlich nicht der Vogel, die Art meinte ich!“

„Ich glaube ich sollte jetzt gehen, die Schwester hat gesagt, du brauchst wegen der Gehirnerschütterung viel Ruhe!“

„Bitte bleib noch etwas!“, bettelte Johann und hielt ihre Hand noch fester.

„Es geht nicht, du musst schnell wieder gesund werden! Wenn du möchtest, komme ich morgen wieder?“

„Oh ja, bitte! Jeden Tag, umso eher bin ich wieder gesund.“

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