Sein gegabelter Schwanz und seine spektakulären Flugkünste hatten Johann schon als Kind begeistert, deshalb folgte er ihm jetzt mit seinem Glas, indem er vorsichtig weiter ging. Er kannte sich hier aus, war ja schon als kleiner Junge durch diese Wälder gestreift.
Doch als der Rotmilan sich jetzt den Wipfeln der hohen Tannen näherte und zu verschwinden drohte, machte Johann ein paar Schritte seitwärts und trat plötzlich ins Leere. Hilflos ruderten seine Arme in der Luft, um irgendwo Halt zu finden, doch dabei ließ er sein Fernglas los, das am Rande des Forstweges im Gras liegen blieb. Die dünnen Zweige, die er mit seinen Händen greifen konnte, gaben seinem Sturz nur noch eine andere Richtung und rissen dann ab.
Der hohe Pfeifton des Rotmilans klang ihm noch wie Hohn in den Ohren, als er mit einem dumpfen Schlag auf den toten Baumstamm, die Besinnung verlor. Den stechenden Schmerz verspürte er nicht mehr, als ein spitzer Ast seinen Oberschenkel durchbohrte.
-*-
Fenja wanderte fröhlich singend den Waldweg hinab, der zu ihrer Pension führte. Sie war nun schon vier Stunden gewandert und hatte sogar ein paar Rehe auf einer Wiese, mit ihrem Handy filmen können. Doch nun spürte sie langsam ihre Füße, war sie es doch nicht gewohnt die Wanderschuhe so lange an den Füßen zu haben. Und bis zur Pension war es mindesten noch eine halbe Stunde zu laufen.
Gerade wollte sie ein neues Lied anstimmen, als sie glaubte ein Déjà-vus zu haben. Im Gras, keine zwanzig Meter von ihr, sah sie das gleiche metallisches Blitzen, welches ihr schon am Morgen so einen Schrecken eingejagt hatte.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.