Am Strand

Ein Sommer mit Anita

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Am Strand

Am Strand

Anita Isiris

„Sei gut zu ihr“, sagte er mir, klopfte mir auf die Schulter, holte seine Badehose beim Strandfels und verschwand mit seinem Kollegen hinter der nächsten Düne.

Wir erreichten das Boot gerade noch rechtzeitig.

Ja, genau so. Mein Hintern ist zwar nicht ganz so ausladend wie der von Susanna auf dem Gemälde von Thomas Rowlandson - aber die Situation kommt hin. Wie Ihr bereits wisst, war Nils ein stark voyeuristisch veranlagter Schweinigel. Das war aber nicht der Grund für unsere Trennung. Als Nils genug von mir gesehen hatte, zog es ihn einfach zu einer andern Frau. Dennoch spielt er in den aktuellen Sommer-mit-Anita-Geschichten die Hauptrolle.

Nils war einer, der nicht nur schmecken, fühlen und riechen wollte, sondern auch sehen - und zwar alles. Sex im Dunkeln kam bei ihm nicht in Frage. "Ich will Deine Gänsehaut", sagte er dann. "Das Glitzern zwischen Deinen Schamlippen." "Deine gepflegten Zehennägel." Nils war der erste Mann, der explizit auf meine Zehennägel stand. Dabei sind gerade die nichts Besonderes, finde ich. Aber Selbst- und Fremdwahrnehmung werden immer zwei verschiedene Dinge sein.

Wir verbrachten mal wieder einen herrlichen Abend auf der Terrasse von Nils' kleiner Villa auf einer Anhöhe von Kephalonia. Kephalonia ist die Nachbarinsel von Zakinthos, und auf den ersten Blick wirkt sie sehr unwirtlich. Im Hinterland hat es aber ein paar idyllische Hügel, und wenn sich jemand exorbitanten Luxus in gleichzeitiger Abgeschiedenheit leisten konnte, dann war es Nils. Die meisten Villen in unserer Welt stehen ja in urbaner oder zumindest in suburbaner Lage. Auch rural geht in Ordnung. Aber so ganz im Outback fehlt ja der gesellschaftliche Kontext, der "sehen-und-gesehen-werden"-Effekt. Nils war das egal. Er war beruflich derart oft unter Leuten, dass er seinen kleinen, feinen, abgeschiedenen Besitz in Kephalonia geradezu dringend nötig hatte.

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