Es war kurz nach sieben Uhr abends, als wir Arm in Arm, wie ein routiniertes Ehepaar, in jene kleine Seitengasse einbogen und vor der unauffälligen, schwarz gestrichenen Tür Halt machen. Es war Nils, der die Klinke drückte. Ich hatte Bordellmief erwartet, diese typische Mischung von Parfum und Liebesschweiss, wurde aber eines Besseren belehrt. Frischer Blumenduft verwöhnte uns, und wir befanden uns in einem Raum, der an die Lounge eines Mittelklassehotels erinnerte. Der Duft kam nicht etwa aus der Spraydose. Da standen tatsächlich frische Blumen – eine Wohltat mitten in der City. Es war still, so still, dass ich vermeinte, mein eigenes Herz klopfen zu hören. Wovor hatte ich Angst? Ich war mich doch so einiges gewohnt – vor allem in Nils‘ Begleitung. Dieser gab mal wieder den Coolman, steuerte auf eine Treppe zu und ging voraus ins Untergeschoss. Dort war das Ambiente schon eindeutiger. Eine Frau mit kurzem Blondhaar und einem schwarzen Top, das ihre Brüste besser zur Geltung brachte als wenn sie obenrum nackt gewesen wäre, schenkte uns einen prüfenden Blick, lächelte dann freundlich und wies uns in einen Korridor. „Le Bar est au coin, là derrière.“ Klar. Sie musste gar nicht erst nachfragen. Es ist klar, dass jedes Paar, das einen Swinger-Club aufsucht, sich erst mal an der Bar akklimatisiert.
Dort wurde ich von verschiedenen Männern mit Blicken bedacht, die alles sagten. Nils schien davon keine Notiz zu nehmen. Alle waren aber auffallend gut gekleidet, nichts Nacktes war zu sehen, kein Hintern, kein Schwanz, rein gar nichts ausser Sakkos, Seidenhemden und edlen Schuhen, denen man den Lederduft ansah. Die Frauen trugen Röcke oder Kleidchen, wie ich selber, und mich faszinierte der Gedanke, dass das alles Partnerinnen waren. Ehefrauen. Freundinnen. Geliebte. Und der Lover war anwesend. Nichts Geheimes also. Jeder und jede wusste von jedem und jeder, was abging. Es konnten Absprachen stattfinden – zum Beispiel darüber, welche Praktiken ein „No-Go“ waren. Nicht jeder Mann mag es, wenn seine Frau einem Fremden ihren Anus hinhält oder sich den Mund vollspritzen lässt. Nicht jede Frau mag es, wenn ihr Mann einer Fremden ins Haar spritzt oder seinen Schwanz in verbotene Öffnungen schiebt.
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