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Ein Sommer mit Anita

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Anita Isiris

Diese gesittete, ruhige Stimmung, als ginge es um ein Geschäftsessen, erregte mich total. Ich stellte mir den einen oder andern Mann vor, über mir, mit gierigem Blick und Durcheinander-Frisur, feste, junge Arschbacken, geile, suchende Schwänze. Nils bestellte uns einen Gin Tonic, der kurz darauf über den metallenen Tresen ging, wir stiessen an, aufs pralle Leben, und lächelten uns zu. An Nils‘ Lächeln erkannte ich, dass er mich soeben frei gegeben hatte. Freie Liebe in einem freien Land, in einer der freiesten Städte dieser Welt.

Dann wurde mir die Maske angeboten. Es handelte sich um eine kleine, feine, schwarze, silbern umränderte Maske, die meinen Augenbereich abdeckte. „Discrétion“, sagte der junge Mann neben mir. Und wie er das sagte. Mit Nils hatte ich mir einen erotischen Spass daraus gemacht, dass wir uns im Hotelzimmer, vor dem Sex, Künstlernamen ins Ohr flüsterten. „Chagall“ etwa. Nils wurde davon total kirre. „Discrétion“ klang fast genauso erotisch. Ich legte die Maske an, Nils rückte sie mir liebevoll zurecht, küsste mich – und im selben Moment ging mir das Herz auf. Ich war wunderbar anonym hinter dieser Maske, geschützt, ich würde ihnen meinen Körper geben, diesen Männern, aber ein Teil meines Gesichts würde bedeckt bleiben. Sehen konnte ich ja, nichts würde mir entgehen, überall würden sie mich berühren können – aber die Augenpartie, Teil der Seele, würde ich ihnen entziehen können.

Diese Tatsache enthemmte mich ungemein, und ich öffnete intuitiv zwei Knöpfe meines Kleides. „Oh là là“, sagte Nils und blickte sich schelmisch um. „Seht sie an, die kleine Nutte, sie macht sich bereit für Euch“, schienen seine Augen zu sagen. Nils brauchte keine Anonymität. Keine hielt ihm eine Maske hin – da war aber eine hochgeschossene, sehr gepflegte Frau, und sie fasste Nils bei der Hand. Sie zog ihn von mir weg und führte ihn in einen Nebenraum, der mir bis jetzt gar nicht aufgefallen war. Ich folgte den beiden. Eifersucht kroch in mir hoch – grosse Frauen machen mich immer eifersüchtig. Da kann ich nicht dagegen an. Wir standen vor einer Kuschelwiese. Grüne, superweiche Matratzen lagen da, nackte Menschen küssten sich, kitzelten sich gegenseitig, leckten sich, massierten sich die Füsse – und Anderes. Die hoch geschossene Frau zog Nils auf diese Wiese. Sie wollte kuscheln und gekuschelt werden. Nils fackelte nicht lange, zog Hemd, Hose und Socken aus. Die Unterhose behielt er an und zog die Frau zu sich herunter. Noch während sie in Nils‘ Arme sank, entledigte sie sich ihres Kleides und zeigte teure smaragdgrüne Unterwäsche. Ich war hin- und her gerissen zwischen Lust, unbändiger Lust, und Eifersucht. Ich wollte auch. Unbedingt. Jetzt. Sollten sie mich doch nehmen, die Männer. Aber da war die hoch geschossene Schlampe, und jetzt öffnete Nils ihren BH.

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