vom Teilen

Ein Sommer mit Anita

19 7-11 Minuten 0 Kommentare
vom Teilen

vom Teilen

Anita Isiris

Eigentlich wollte ich gar nicht hin, oder, doch, schon… aber nur zum Zugucken. Die Rede ist von jenem Edel-Swinger-Club in Paris, in dem auch schon prominentere Leute als ich ein- und ausgegangen sind.

Es war mal wieder Nils, der mich zum Besuch überredet hatte. Offenbar teilte er mich einfach gerne mit andern. Liebte er mich überhaupt? War er denn gar nie eifersüchtig? Ich hatte bei Nils schon mehrfach eifersüchtige Regungen festgestellt – interessanterweise zog sich sein Inneres vor Eifersucht immer dann zusammen, immer dann verkrampfte sich sein Herz, wenn er nicht zugegen war. Wenn ich mit einem Kollegen ausging, um etwas zu trinken. Es waren diese Momente, die in Nils‘ Kopf massive Filme ankurbelten; er stellte sich dann wohl vor, dass sie mich auf dem Tresen vögelten, alle, alle.

War Nils aber anwesend, ja, dann durften andere Männer alles mit mir machen. Liebe am Strand? Null Problemo. Ein Fick auf der Gartenbank, unter freiem Zakinthoshimmel? Ganz locker. Eine Tour durch den teuersten Swingerclub von Paris? Mais bien sûr, ma chère…

Ich hatte mich extra fein gemacht für den Event, hatte mich sorgfältig epiliert und viel Zeit auf meine Nagelpflege verwendet. Auch Nils hatte mehr Zeit beim Rasieren aufgewendet als üblich. Er trug eine ausladende schwarze Hose – vermutlich, um das Zelt zu verbergen, das entstehen würde, wenn er einem vögelnden Paar zusah. Das altrosa Hemd stand ihm gut ins Gesicht, und ich fand ihn begehrenswert wie schon lange nicht mehr. Was mir besonders an ihm gefiel, war die kleine Lücke in der oberen Zahnreihe. Sie verlieh ihm etwas Schelmisches.

Ich steckte mich in ein sehr enges rotes Kleid, wollte Clichés aufflackern lassen. Das Kleid betonte meine Brüste, meine Hüften und machte mich stolz. Ich atmete tief durch, als ich hörte, wie Nils‘ Autoschlüssel klimperten. Wir waren in jenem Sommer nicht nur „für das Eine“ nach Paris gekommen, ganz und gar nicht. Ich wollte dem Centre Pompidou mal wieder einen Besuch abstatten und mich am Mont Martre malen lassen. Ich liebe es, mich malen zu lassen! Das Resultat ist immer anders und immer sehr verblüffend.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 11557

Weitere Geschichten aus dem Zyklus:

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben