Ein Termin und die Frau Doktor

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Ein Termin und die Frau Doktor

Ein Termin und die Frau Doktor

Emil Lorenz

Das Wartezimmer war rappelvoll. Eigentlich hatte Phillip seinen Termin extra auf nachmittags gelegt, in der Hoffnung, dass dann eben nicht mehr so viel los sein würde. Fehlanzeige, anscheinend hatten sich das noch mehr Leute so gedacht. Im Wartezimmer war noch nicht mal ein Stuhl frei. Er musste sich im Flur in irgendeinem Eck eine provisorische Sitzgelegenheit suchen. Er wusste schon, warum er es hasste, zu Ärzten zu gehen. In seinem Alter war dieses generelle Problem aber noch nicht wirklich ein Thema. Er war 27 und kerngesund. Der Job-Wechsel hier her nach Köln machte es aber notwendig, erstens sich einen neuen Hausarzt zu suchen und zweitens verlangte der neue Arbeitgeber einen Gesundheits-Check. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen. Und diese Gemeinschaftspraxis mit 3 Ärzten war eben zu seiner Wohnung am nächsten. Phillip hatte Maschinenbau studiert und würde hier in Köln bei Ford seine erste Stelle in der Entwicklung antreten. Phillip war kerngesund. Er machte viel Sport und sah mit seinen blonden Haaren und den fast 1,90 m eher aus wie ein Modellathlet als wie ein Ingenieur. Seinen Termin hatte er bei einer Fr. Dr. Anette Nawahl, eigentlich in, er sah auf die Uhr, 10 Minuten. Er blickte sich um, sah in die stoischen Gesichter seiner Mitpatienten und wusste, das würde nie im Leben etwas werden. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und döste etwas. Überraschenderweise ging es aber doch mit den Behandlungen zügig voran. Als Phillip das nächste Mal auf die Uhr sah, war es kurz vor 17 Uhr, und er saß mehr oder weniger alleine im Flur. Er beugte sich etwas nach vorn, um einen Blick ins Wartezimmer werfen zu können, und siehe da, auch dort saßen nur noch eine einsame Mutter mit ihrer halbwüchsigen Tochter. Beide in einem hellgrünen Kleid, wie einfallsreich. Er ließ sich wieder nach hinten sinken, als neben ihm die Sprechstundenhilfe wie aus dem Nichts auftauchte.
„Herr Jonkers?“, fragte sie ihn und sah ihn mit braunen Rehaugen und einem einnehmenden Lächeln an. Phillip erhob sich

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