Ein AugenBlick

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Ein AugenBlick

Ein AugenBlick

Heike Andrea Blume

Draußen rauschte der Regen, er prasselte auf das Fensterbrett und erzeugte ein gleichmäßiges Trommelgeräusch auf dem Blech, durch das offene Fenster zog feuchte Nachtluft in den Raum und ließ die Flammen der Kerzen erzittern. Meine Finger zitterten ebenfalls, eine fast greifbare Spannung lag in der Luft, ich wollte sie nicht zerstören, mit einem falschen Wort, einer ungeschickten Geste, und starrte auf meine Finger, die eine leicht bebende Zigarette hielten. Ich weiß nicht, ob er es sah, er blickte auf sein Glas und ließ den Rotwein darin kreisen, ein leichter Strudel aus tiefroter Flüssigkeit, in dem sich der Lichtschein der Kerzen verzerrt spiegelte.
Dort saß ein Mensch, der mich anscheinend mochte, den ich mochte und wir würden uns gleich berühren, weil wir uns mochten. Wie simple diese Tatsache in der Theorie klang und wie selten man solche filmreifen Augenblicke in so intensiver Form erleben durfte, dachte ich, als ich den letzten Zug von meiner Zigarette nahm.
Die Katze auf dem Schrank streckte sich blinzelnd, gähnte, kringelte sich wieder zusammen. Unsere Blicke verfolgten ihre Bewegungen und trafen sich. Auch die Lippen trafen sich, einige Sekunden später, zögerlich, dann fordernder, erst tanzten die Zungenspitzen umeinander, dann lagen die Zungen sich wälzend zwischen den Mundhöhlen, die Hände ertasteten den fremden Körper, Finger fühlten Stoffe, fühlten unter den Stoff, ertasteten Haut, zarte, warme Haut, auch die tiefen Blicke zwischendurch waren warm und wirr, wie die Sinne, allesamt auf Hochtouren, fein eingestellt, um keinen Genuss zu verpassen und in diesen rauschhaften Zustand zu gelangen, der ohne Gefühle niemals möglich wäre.
Das melodische Flüstern aus den Boxen schien von meinen Empfindungen zu erzählen, ich nahm die einzelnen Worte nicht wahr, aber was ich hörte, fühlte sich richtig an, entsprach der Stimmung meiner Gefühle, die mich fast schweben ließen, unter dem schweren warmen Körper. Ich hatte die Augen geschlossen, fühlte nur, glaubte zeitweise nur zu fühlen und nicht einmal mehr zu denken, war in meiner eigenen tiefen Schwärze, manchmal auch in einem schwarzen Wir. Ein Wirrwarr aus Bildern und Gedanken, mahnte mich selbst, dass ich mir diesen Augenblick gut einprägen sollte, von ihm schreiben müsste, ich sah uns dort liegen, vor meinem inneren Auge und dachte dann wieder an gar nichts... schwebte in meinem eigenen heimlichen Universum, schwerelos, streichelte und küsste ihn die ganze Zeit wie von alleine, spürte es dann wieder bewusst, spürte ihn bewusst, spürte warme Gefühle, spürte, berührte, fühlte...

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