Eine besonderer Kleingartenverein - Teil 1

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Eine besonderer Kleingartenverein - Teil 1

Eine besonderer Kleingartenverein - Teil 1

Alnonymus

Umgehend eile ich durch den Raum, macht er das Licht aus, trete ins Treppenhaus und schließe die Tür ab. Den Schlüssel lasse ich natürlich stecken. Im Treppenhaus, gleich neben der Tür, ist eine fest installierte Leiter, die über eine Luke zum Spitzboden führt. Ich steige die Leiter hoch und stoße die Klappe, die sich nicht abschließen lässt, vorsichtig auf. Der Spitzboden hat nur kleine Fenster, ist aber durch Lampen gut beleuchtet. Er ist ausgesprochen sauber und aufgeräumt, nur an den Seiten stehen einige Kisten mit Utensilien, die derzeit in der Gaststätte nicht benötigt werden. Vorsichtig klettere ich aus der Luke, denn man kann sich nur gebückt bewegen, so niedrig ist alles. Als ich den Spitzbodens zur Hälfte durchquert habe, triumphiere ich innerlich.

Ich entdecke dort im Boden tatsächlich zwei runde, unverschlossene Löcher, die etwa zweieinhalb Meter voneinander entfernt sind, und einen Durchmesser von einigen Zentimetern haben. Vermutlich war dort einmal etwas befestigt, was wohl entfernt wurde, ohne die Öffnungen zu verschließen. Schnell liege ich auf dem Bauch, erst vor dem einen, dann vor dem anderen Loch. Ich kann mein Glück nicht fassen, denn von hier aus kann man fast den ganzen Raum darunter überblicken, ohne selbst bemerkt zu werden, jedenfalls wenn man leise ist. Je mehr sich mein verwegener Plan entwickelt, desto schneller schlägt mein Herz. Ein wunderbares Kribbeln erfasst mich. Mich noch einmal umschauend, verlasse ich den Spitzboden, und natürlich verschließe ich die Klappe wieder sorgfältig.

Nachdem ich über die Treppe wieder das Erdgeschoss erreicht habe, öffne ich vorsichtig den Rigel des Fensters, das zur Rückseite des Gebäudes hinausgeht. Da das Fenster etwas klemmt, geht es nicht von allein auf, außerdem steht außen ein großer Busch, der alles verdeckt. Mit klopfendem Herzen und immer noch etwas zittrigen Fingern erledige ich schnell meine Arbeit in der Gaststube. Als der Wirt schließlich zurückkommt, ist alles fertig und ich tue, als ob nichts passiert wäre. Mich freundlich verabschiedend mache ich mich auf den Heimweg. Während des gemeinsamen Mittagessens mit meinen Eltern, muss ich mich geradezu bemühen, sie nicht ständig anzustarren, denn nach meinen Beobachtungen vom Vormittag erscheinen sie mir plötzlich in einem ganz neuen Licht, besonders auch, wenn ich an heute Abend denke. Gott sei Dank bemerken sie aber nichts.

Am Nachmittag packe ich dann meinen Rucksack: Eine Decke, ein Kissen, zwei Packungen Papiertaschentücher, eine Taschenlampe, eine Flasche mit Wasser, und für Notfälle eine leere Flasche zum Hineinpinkeln. Fertig. Um sieben verabschiede ich mich von meinen Eltern, da ich mich angeblich in der Stadt mit Freunden treffen will. Trotz des Betriebs in der Kleingartensiedlung gelange ich ungesehen zum rückseitigen Fenster des Gemeinschaftshauses. Vom Busch gut verborgen, ziehe ich vorsichtig das Fenster auf. Als ich im Treppenhaus niemanden bemerke, schlüpfe ich hinein und verriegle das Fenster wieder. Nur in der Gaststube höre ich den Wirt mit seiner Frau reden. Schnell, aber leise eile ich die Stufen zur ersten Etage hoch, halte mich dort aber nicht auf, sondern erklimme umgehend die Leiter zum Spitzboden. Erst als ich die Luke wieder unbemerkt verschlossen habe, beruhigt sich mein Puls etwas.

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