Eine helfende Hand im Kletterpark

57 13-21 Minuten 2 Kommentare
Eine helfende Hand im Kletterpark

Eine helfende Hand im Kletterpark

Alina Soleil

„Matteo, kannst du mal kommen?“ ruft sie mir zu. Sie hat die rechte Hand immer noch oben am Rollensystem und deutet mit der linken dort hin.
„Ich häng hier fest!“
„Moment, bin sofort da“, rufe ich ihr zu.
Das gibt’s doch nicht, denke ich. Hat sie sich etwa die Hand eingeklemmt? Eigentlich ist das unmöglich. Und dann müsste das auch ziemlich weh tun, aber den Eindruck macht sie mir nicht. Sie steht einfach da und hat eine Hand an den Rollen. Ich wollte zwar erst noch schnell den Morgenkaffee hinter einem Baum entsorgen, aber das muss jetzt warten. Ich eile über den Parcours, hänge ich mich mit zwei Karabinern beim Big Gap in das Stahlseil, und hangle mich mit den Händen nach vorne. Schließlich erreiche ich ihren Stand. Tatsächlich, der Handschuh ist in den Rollen eingeklemmt. Ich versuche, das Teil vor und zurückzubewegen, es geht nur sehr zäh. Für genau solche Situationen gibt es an dem Rollensystem einen Schnapper mit Feder, mit dem man die Rollen kurz anlupfen kann. Der ist ziemlich schwer zu bedienen, aber mit zwei Händen gelingt es mir. Dann passiert etwas, was technisch eigentlich gar nicht möglich ist. Der Schnapper springt auf, irgendetwas klickt, die Rollen machen einen Satz nach hinten, meine Hände kommen irgendwie zwischen Seil, Schnapper, Rollen und Rückschlagfeder, ich kann die Finger in den Handschuhen gerade noch nach innen ziehen, ein, zwei Millimeter vielleicht, das rettet mir zumindest die Fingernägel. Mit einem hässlichen Schrappgeräusch kratzt Metall über Metall, ein Scharnier rastet hörbar ein und plötzlich hänge ich auch fest. Mit beiden Handschuhen. Na klasse!
Trixi habe ich erfolgreich nicht freibekommen, dafür habe ich mich selbst eingeklemmt.
Jetzt stehen wir da, „die Hände zum Himmel, und lasst uns fröhlich sein“ geht es mir völlig unpassend durch den Kopf.

„Und jetzt?“ fragt Trixi.
„Gute Frage, nächste Frage.“
„Was machen wir denn jetzt?“
„Was weiß ich, Hilfe rufen?“
Ich weiß, dumme Antwort, aber was anderes fällt mir spontan nicht ein.
„Wie denn? Sollen wir laut HILFE in die Landschaft brüllen? Mit der Hoffnung, dass uns ein zufällig vorbeisegelnder Gleitschirmflieger hört, wendet, und sich zu uns gesellt?“

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schreibt Amorelio

köstlich und soooo schön :)))

Außergewöhnlich

schreibt Aladina

eine ganz außergewöhnlich phantastische eindrucksvolle und einfühlsame Liebesgeschichte

Gedichte auf den Leib geschrieben