Eine helfende Hand im Kletterpark

39 13-21 Minuten 2 Kommentare
Eine helfende Hand im Kletterpark

Eine helfende Hand im Kletterpark

Alina Soleil

Seit einem knappen Jahr bin ich selbstständiger Unternehmer. Ich habe eine – wie ich finde – schöne Geschäftsidee realisiert, mit der ich meine Leidenschaft fürs Klettern dank einer netten Erbschaft zu meinem Beruf machen kann. Ich betreibe einen Hochseilkletterpark unter einer kaum befahrenen Eisenbahnbrücke über ein enges Flusstal in den Alpen. Das heißt, ich werde den Kletterpark betreiben. Wenn alles gut geht, öffnen wir in zwei Monaten, mitten in den Schulferien im nahegelegenen Bayern. Mehr darf ich zu dem Projekt noch nicht sagen, also (noch) keine Details zum Standort oder zu meinen vertraglichen Vereinbarungen mit der Gemeinde und dem Brücken-Besitzer, sprich dem regionalen Schienennetzbetreiber.

Die Brücke ist zwar „nur“ etwas mehr als 70 Meter hoch, aber die Schlucht ist steil, die Landschaft spektakulär und der wilde, schnell fließende Fluss, den sie überspannt, macht einen besonderen Reiz aus. Viel schöner, als wenn unten eine Bundesstraße oder so verlaufen würde. Und auch sicherheitstechnisch viel einfacher zu realisieren. Wenn sich Menschen unter der Brücke aufhalten könnten, hätten wir Gitternetze benötigt, gegen eventuell herunterfallende Sachen. Das sieht nicht nur nicht schön aus, es hätte auch eine ganze Menge extra gekostet.

Die Elemente des Kletterparks hängen unter der Brücke, geben den Blick frei nach unten in die Tiefe. Wer das nicht gewöhnt ist oder nicht schwindelfrei, dem geht ganz gehörig die Düse beim Hangeln, Balancieren und Hüpfen über den Parcours. Eine Besonderheit gegenüber den anderen Kletterparks unter Brücken ist, dass wir mehrere „Wege“ haben. Unser Parcours verzweigt sich mehrfach, an einer Stelle laufen sogar vier Routen parallel. Man kann zwischen ihnen hin und her wechseln, was den Reiz massiv erhöht. Wenn ich „wir“ sage, dann meine ich eigentlich „ich“ – ich bin Besitzer, Kassierer, Guide, Routengestalter, Sicherheitsverantwortlicher, Marketing- und Finanzchef in einer Person.

Seit Kurzem habe ich aber eine helfende Hand. Sie heißt Trixie, eigentlich Beatrice, ist Sportstudentin und hilft mir auf Mini-Job-Basis beim Aufbau. Wenn die Anlage in Betrieb ist, will sie regelmäßig in den Semesterferien bei mir jobben. Trixie ist ein wunderbarer Mensch, intelligent, gewitzt, bildhübsch, genau mein Typ. Ich habe mich sofort in sie verliebt. Nur weiß sie (noch) nichts davon, ich habe mich bisher nicht getraut, mich ihr über das rein geschäftliche hinaus in irgendeiner Weise anzunähern. Obwohl ich spüre, dass sie mich auch mag und einem Date ganz bestimmt nicht abgeneigt wäre. Aber ich habe Angst, einen Fehler zu machen und meinen Traum, dass wir beide einmal zusammenfinden, zu zerstören, bevor er überhaupt begonnen hat.

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schreibt Amorelio

köstlich und soooo schön :)))

Außergewöhnlich

schreibt Aladina

eine ganz außergewöhnlich phantastische eindrucksvolle und einfühlsame Liebesgeschichte

Gedichte auf den Leib geschrieben