Eine lustvolle Einladung

Auch wenn das Leben nicht perfekt ist, habe ich bisher mehr Glück gehabt als die meisten Menschen. Ich bin einundvierzig Jahre alt und war noch nie ernsthaft krank. Auch beruflich ist es bisher richtig gut gelaufen. Mein Gehalt ist inzwischen so hoch, dass ich nicht jeden Cent umdrehen muss, außerdem macht mir meine Arbeit wirklich Spaß. Was will ich mehr? Vor sechs Jahren bin ich aus beruflichen Gründen in eine mittelgroße Stadt im Norden Bayerns gezogen, die ich als meine Heimat bezeichne, obwohl ich in Norddeutschland geboren wurde. Ich fühle mich hier einfach angekommen. Mit einigen guten Bekannten und einer Handvoll engen Freunden pflege ich intensiven Kontakt, doch leider habe ich bisher nicht die Frau fürs Leben gefunden. Das liegt hauptsächlich daran, dass ich mit Kindern nichts anfangen kann, und jede Frau, die mir gefällt, und der ich gefalle, irgendwann einmal eine Familie gründen möchte. Aber keine Chance. Trotzdem versinke ich nicht in Trübsal, dazu bin ich ein viel zu positiv denkender Mensch.

Nur ein Schicksalsschlag hat mich getroffen: Vor fünf Jahren sind meine Eltern bei einem unverschuldeten Autounfall ums Leben gekommen. Mein Vater hat es mit seiner eigenen Firma zu Wohlstand gebracht, und ein Jahr vor dem Unfall die Firma an einen Konzern verkauft, um nach all der Arbeit, das Leben mit seiner Frau zu genießen. Doch das Schicksal wollte es anders. Dass ich in den Betrieb meines Vaters einsteige, war übrigens nie ein Thema, dazu waren wir beide in vielen Dingen viel zu verschieden, in anderen uns wiederum viel zu ähnlich, als dass das auf Dauer gut gegangen wäre. So ist es, wie es ist. Vom Erbe meiner Eltern habe ich mir eine geräumige Vierzimmerwohnung in einem sanierten Altbau gekauft, etwas für spätere Jahre angelegt, und entnehme so viel, dass ich meine Arbeitszeit auf fünfundzwanzig Stunden reduzieren kann.