„Setzen Sie sich dahin und warten Sie !“ befahl er. Ich ließ mich auf dem hölzernen Sünderbänkchen nieder. Er rief irgendwo an. „Wir haben hier eine Dame….“
Nach dem Telefonat brummte er in meine Richtung: „Es dauert eine Weile. Die S-Bahn ist noch nicht in Poppenbüttel.“
Danach ignorierte er mich genüsslich. Auch der andere warf mir einen schadenfrohen Blick zu nach dem Motto Was will die Alte auch noch nachts um die Uhrzeit auf der Straße. Er stopfte sich irgendwas in den Mund und wirkte sexy. Beide Männer waren irgendwas zwischen 30 und 40, schätzte ich.
Während ich so da saß und über mein elendes Schicksal nachdachte, klingelte das Telefon. Der Linke ging dran. Vielleicht der S-Bahnfahrer?
Eine sehr junge Frauenstimme füllt den Raum. Der Linke hatte das Telefon auf laut gestellt, vermutlich, damit der dicke Glatzkopf mithören konnte. Sie brabbelte irgendetwas Aggressives, von Ausgangssperre, die morgen auch in Hamburg kommen sollte, und Coronamaßnahmen und Freiheitsentzug und Scheiß-Land und keinen Bock mehr.
„Und dann dachten Sie, Sie rufen einfach mal bei der Polizei am Hauptbahnhof an?“ sagte nun der Linke. Er war inzwischen nah an seinen Kollegen heran gedrückt, sie warfen sich Blicke zu. Na ja, Frust loswerden, blöde Bullen, Polizeistaat und lauter so Zeug erzählte die junge Frauenstimme. Der Polizist machte mahnende Einwürfe und von Satz zu Satz wurde die Frau unterwürfiger. Donnerwetter, erkannte ich auf meinem Sünderbänklein, die Frau macht ihn volle Kanne an. Sie kam jetzt richtig in Fahrt dabei. Die beiden Diensthabenden genossen es.
„Wie heißen Sie?“ fragte schließlich der Linke mit strengem Polizisten-Unterton.
„Ich heiße Kim“, hauchte die Junge.
„Kim wie?“
„K wie Katze, I wie Igel, M wie Maus“.
„Das ist ja super. Aber wie soll ich Ihr Anliegen notieren ohne Namen?“
„Sie können mich auf Instagram sehen.“
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